Darum gehts
- Stress betrifft viele Schweizer, besonders junge Frauen
- Chronischer Stress kann zu Autoimmunerkrankungen führen
- 57 Prozent der 18- bis 29-Jährigen fühlen sich gestresster als vor fünf Jahren
Schlafstörungen, Migräne, Magenprobleme. Stress zeigt sich längst nicht mehr nur im Kopf, sondern im ganzen Körper. Laut dem neuen «Sanitas Health Forecast 2025» fühlt sich jede vierte Person in der Schweiz häufig oder sehr häufig gestresst – bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 40 Prozent.
Besonders betroffen sind junge Frauen. Jede Zweite leidet unter Stress. Die Symptome sind vielfältig und zeigen sich auf emotionaler wie körperlicher Ebene. 41 Prozent der Befragten berichten von Durchschlafstörungen, 30 Prozent von Einschlafproblemen – fast doppelt so viele wie Männer. «Wenn die Erholung fehlt und der Stress chronisch wird, kann er krank machen», sagt Myriam Thoma (45), Universitätsdozentin und Psychotherapeutin an der Universität Basel im Interview mit Blick. Auch psychisch hinterlässt die Dauerbelastung Spuren: Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Ängste. Und der Trend zeigt nach oben: 57 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sagen, sie seien heute gestresster als vor fünf Jahren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt Stress eine der grössten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts.
Die sechste «Sanitas Health Forecast»-Studie mit dem Titel «In dir steckt mehr, als du denkst» wirft einen vielschichtigen Blick ins Innere des Menschen – biologisch, psychologisch und gesellschaftlich. Sie geht der Frage nach, wie wir unser gesundheitliches und persönliches Potenzial besser ausschöpfen können. Im Fokus stehen die Individualisierung der Gesundheitsvorsorge, die Zellen, das Nervensystem und deren Zusammenhang mit Stress.
Über 2500 Personen wurden für die jährliche Studie befragt. Auf rund 400 Seiten – mit hochwertigen Fotografien, Illustrationen, Kunststrecken und Datenvisualisierungen – geben Fachleute und renommierte Journalistinnen und Journalisten einen aktuellen Einblick in das Gesundheitsbewusstsein der Schweizer Bevölkerung.
Die sechste «Sanitas Health Forecast»-Studie mit dem Titel «In dir steckt mehr, als du denkst» wirft einen vielschichtigen Blick ins Innere des Menschen – biologisch, psychologisch und gesellschaftlich. Sie geht der Frage nach, wie wir unser gesundheitliches und persönliches Potenzial besser ausschöpfen können. Im Fokus stehen die Individualisierung der Gesundheitsvorsorge, die Zellen, das Nervensystem und deren Zusammenhang mit Stress.
Über 2500 Personen wurden für die jährliche Studie befragt. Auf rund 400 Seiten – mit hochwertigen Fotografien, Illustrationen, Kunststrecken und Datenvisualisierungen – geben Fachleute und renommierte Journalistinnen und Journalisten einen aktuellen Einblick in das Gesundheitsbewusstsein der Schweizer Bevölkerung.
Ältere Menschen sind gelassener
Dass Belastungen junge Menschen stärker treffen als ältere, ist nicht ungewöhnlich. «Ihnen fehlt die Erfahrung. Unsicherheiten und Stress sind Teil des Erwachsenwerdens», sagt Thoma. «Nichts ist so schmerzhaft wie der erste grosse Liebeskummer, der Druck in der Ausbildung ist gross, und man muss seinen Platz im Leben finden.» Ältere Menschen können auf Bewältigungsstrategien zurückgreifen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Hinzu kommt: Im höheren Alter berichten viele von einer grösseren Lebenszufriedenheit – obwohl es ihnen körperlich und sozial oft schlechter geht als in jungen Jahren.
Wie gefährlich Stress für junge Frauen werden kann, zeigt sich in einer der gravierendsten Folgen: wenn das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Autoimmunerkrankungen zählen heute zu den grossen medizinischen Herausforderungen – und sie nehmen stetig zu. Besonders betroffen sind Frauen: Vier von fünf Erkrankten sind weiblich. Viele erhalten die Diagnose bereits in ihren Zwanzigern.
Stress belastet das Immunsystem
Lange vermutete man, dass Frauen häufiger betroffen sind, weil ihr Immunsystem evolutionsbedingt aktiver ist – etwa, um während der Schwangerschaft das ungeborene Kind zu schützen. Laut Thoma greift diese Erklärung zu kurz. «Es ist problematisch, den weiblichen Körper pauschal als anfälliger für Stress darzustellen – aus evolutionärer Sicht wäre das kaum erklärbar. Vielmehr muss man berücksichtigen, dass zahlreiche externe Faktoren – etwa gesellschaftliche Rollenbilder, Diskriminierungserfahrungen oder Mehrfachbelastungen – zur erhöhten Stressbelastung und damit zu einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen bei Frauen beitragen können.»
Lupus ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die verschiedene Organe und Körperteile befallen kann. Bei Lupus richtet sich also das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Die Krankheit wurde bei Selena Gomez 2013 diagnostiziert und hat bei ihr immer wieder zu Komplikationen geführt. 2016 waren ihre Nieren bereits derart beschädigt, dass sie sich einer Transplantation unterziehen musste. Stress gilt gerade bei Frauen als Faktor, der autoimmune Erkrankungen verschärfen oder beschleunigen kann. Gemäss dem «Sanitas Health Forecast» zeigt sich vor allem bei Frauen, dass sich das, was sich anfühlt wie «nur Stress» oft am Anfang einer Krankheit steht.
Lupus ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die verschiedene Organe und Körperteile befallen kann. Bei Lupus richtet sich also das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Die Krankheit wurde bei Selena Gomez 2013 diagnostiziert und hat bei ihr immer wieder zu Komplikationen geführt. 2016 waren ihre Nieren bereits derart beschädigt, dass sie sich einer Transplantation unterziehen musste. Stress gilt gerade bei Frauen als Faktor, der autoimmune Erkrankungen verschärfen oder beschleunigen kann. Gemäss dem «Sanitas Health Forecast» zeigt sich vor allem bei Frauen, dass sich das, was sich anfühlt wie «nur Stress» oft am Anfang einer Krankheit steht.
Wissenschaftlich lässt sich nur schwer belegen, inwieweit Stress Auslöser von Autoimmunerkrankungen ist. Klar ist: Das Stress-System ist eng mit dem Immunsystem verknüpft. «Früher bedeutete Stress akute Gefahr – etwa auf der Flucht vor einem wilden Tier. Das Immunsystem wurde aktiviert, um mögliche Verletzungen abzuwehren. Heute ist diese Reaktion oft nicht mehr hilfreich – aber unser Körper reagiert noch immer nach dem alten Muster», sagt Thoma. Für vorbelastete oder bereits erkrankte Personen kann chronischer Stress deshalb wie ein Brandbeschleuniger wirken – er verschärft Symptome und kann den Ausbruch der Krankheit begünstigen.