Darum gehts
- Haarsysteme gewinnen an Popularität als Alternative zu Haartransplantationen
- Männer berichten von gesteigertem Selbstbewusstsein und Attraktivität durch Haarsysteme
- Der Begriff Toupet ist negativ konnotiert
Haarsystem ist ein sperriger Begriff, er wirkt technisch, abstrakt. Das ist gewollt: Von Toupet will in der Branche niemand mehr sprechen. Denn das Toupet ist negativ besetzt. Toupet klingt nach schlecht sitzendem, auf den ersten Blick erkennbarem Haarteil, das ein Windstoss zum Verrutschen bringen könnte. Nicht so das Haarsystem. Dieses hält alles aus: Sex, den Köpfler vom 3-Meter, Schweiss, Haarewaschen. Es bleibt fest auf dem Kopf. Darum ist es wichtig, Haarsystem zu sagen, auch wenn es sich dabei – zumindest aus Laiensicht – um ein Toupet in modern handelt.
Im Schatten des riesigen Marktes für Haartransplantationen wächst die Nachfrage nach Haarsystemen, einer nichtinvasiven Lösung bei Haarausfall. «In den letzten drei Jahren haben wir deutlich mehr Kunden gewonnen», sagt Sandra Stöckli (55) vom Fachgeschäft GS Zweithaar Spezialistin in Ebikon LU. Aus allen Teilen der Schweiz und aus dem Ausland kämen Männer mit Haarproblemen in ihren Salon. Mindestens ein Dutzend am Tag, die sich ein Haarsystem anpassen lassen oder zum Service kommen.
Ein diskretes Geschäft trifft auf Social Media
Der Boom sei grossteils Social Media zu verdanken, sagt Stöckli. Denn obwohl vielen Männern Diskretion sehr wichtig ist, gibt es etwa auf Tiktok unzählige Beiträge von Männern, die ihre Verwandlung dokumentieren oder mit einem Post vom Strand berichten, dass ihr Haarsystem den Schwumm im Meer problemlos mitgemacht habe.
Janos Bluhm (38), Mitgründer von O.C. Hairsystems, spricht von einem «Riesenboom». Letzten Herbst eröffnete das deutsche Unternehmen den ersten Standort in der Schweiz, nahe beim Zürcher Paradeplatz. Seit der Gründung vor fünf Jahren wuchs die Firma auf insgesamt neun Stores in Deutschland, Österreich und der Schweiz. «Wir wollen das Haarsystem als normale Lösung für den modernen Mann bei Haarausfall etablieren», sagt Bluhm.
Er spricht von einem Altersschnitt von 29 bei seinen Kunden. «Das sind aktive Menschen; entsprechend wichtig ist es, dass das Haarsystem die Leute nicht einschränkt. Im Gegenteil: Es soll ihr Leben besser machen.»
Ein Effekt, den zwei Männer bestätigen, die selbst ein Haarsystem tragen. Miguel Pereira (25) hatte schon mit 18 genetisch bedingten Haarausfall. «Wenn ich mich im Spiegel anschaute, konnte ich mich mit dem Gegenüber ohne Haare einfach nicht identifizieren», sagt der Winterthurer. Die Erfahrungsberichte anderer Männer im Internet überzeugten ihn; mit 24 wurde er Kunde bei O.C. Hairsystems. Er ging mit kahlem Oberkopf hinein und zwei Stunden später mit einem vollen Haarschopf wieder hinaus. «Ich war überwältigt, es sieht wirklich super aus», sagt Pereira. Mit dem vollen Haar kam auch das Selbstbewusstsein zurück: «Mein Charakter hat sich schon etwas verändert. Ich fühle mich wieder attraktiv.»
Paulo Nunes (44) hat sein Haarsystem seit fünf Jahren. Er erinnert sich, dass er einfach nur «happy» war, als er endlich wieder auch auf dem Oberkopf volles Haar hatte. «Ich fühle mich jünger, attraktiver», sagt der Logistiker, der in Ebikon LU wohnt. Er bekomme viele Komplimente für seine Haare, die Leute merkten dabei nicht, dass nur das Haar auf den Seiten sein eigenes ist. Er klärt sie nicht auf, auch wenn er findet, dass man sich als Mann nicht schämen muss, ein Haarsystem zu tragen.
Alle paar Wochen zum Service
Alle drei bis vier Wochen hat er einen Service-Termin bei Sandra Stöckli und ihrem Team. Sie entfernt das Haarsystem, reinigt die Kopfhaut, rasiert nachgewachsenes Haar ab und kreiert die gewünschte Frisur. Das Haarsystem befestigt sie mit einem medizinischen Leim wieder auf der Kopfhaut. Manche Männer sparen sich die Kosten für den Service und legen zu Hause selbst Hand an.
Je nach Qualität des Haarsystems braucht es alle paar Monate einen Ersatz. Miguel Pereira trägt sein aktuelles Teil seit neun Monaten. Bei O.C. Hairsystems in Zürich ist das günstigste Haarsystem ab rund 1200 Franken zu haben. Auf die Kosten angesprochen, sagt Pereira, der bei einem Lieferservice als Schichtleiter im Kundenservice arbeitet: «Es ist nicht billig. Aber mir ist es das wert, denn es gibt mir viel zurück.»
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