Darum gehts
- KI-Video mit Trump-Deepfake über Schweiz-Verschwörung geht viral
- Künstler warnt vor einfacher Manipulation von Bildern durch KI
- Video hat 5,9 Millionen Aufrufe und dient als Teaser für Ausstellung
«Wir wollten die Schweiz kaufen, haben aber gemerkt: Sie existiert gar nicht», sagt der US-Präsident Donald Trump in einem Video, das aktuell in den sozialen Medien durch die Decke geht. Meint er das ernst oder ist es nur ein neuer Furz seiner Regierung? Weder noch: Denn das Video wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) kreiert.
5,9 Millionen Views zählt das virale Video des Zürcher Autors und KI-Künstlers Patrick «Karpi» Karpiczenko (39). Darin erklärt der KI-Trump, die Schweiz sei «fake». Dazu serviert «Karpi» Verschwörungstheorien rund um intelligente Murmeli, einer Pyramide unter dem Matterhorn sowie Jodel-Gedankenkontrolle. Inspiration fand der KI-Künstler unter anderem bei den satirischen Communitys «Switzerland is fake» und «Birds aren't real» bei reddit.com.
Jeder kann Bilder manipulieren
Hinter dem neuen KI-Video steckt ein ausgeklügelter Produktionsprozess, bei dem Karpiczenko erst das Skript schreibt, dann die Tonebene erstellt und zum Schluss die KI-Videos generiert. Dieser methodische Ansatz steht im krassen Gegensatz zur wachsenden Einfachheit, mit der heute jeder KI-Fälschungen erschaffen werden. Ziel war es, die Gefahren von Desinformation und Fake News auf unterhaltsame und satirische Weise zu behandeln.
Denn die Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. «Es ist zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte möglich, dass wirklich alle Bilder manipulieren können. Ohne Geld, ohne Zeit, ohne Know-how», sagt Karpiczenko zu Blick. «Es ist ein fundamentaler Shift. Und das ist noch nicht angekommen in den Köpfen der Leute.»
Von der Kunst zur Gefahr?
Diese Entwicklung verändert unsere Realitätswahrnehmung. «Es gibt immer noch viele Leute, die sagen, sie erkennen KI-Bilder. Das ist kompletter Bullshit», erklärt Karpiczenko. Dennoch gibt es Hinweise, um KI-Bilder zu erkennen – den Kontext prüfen. «Wer sendet? Was wird verkauft? In welchem Interesse?», so Karpiczenko.
Genau diese kritische Bildbetrachtung steht auch im Zentrum der Ausstellung «The Lure of the Image» im Fotomuseum Winterthur, das nach zweijährigem Umbau am 17. Mai wiedereröffnet. Karpiczenkos Video entstand als Teaser für diese Schau. Die Ausstellung thematisiert die Anziehungskraft und Verführung durch Bilder im digitalen Zeitalter.
Im Museum wird der Künstler auch einen Workshop leiten, in dem Jugendliche lernen, Bilder zu fälschen: «Ich mache sie zu Fake-News-Herstellern.» Paradox, aber sinnvoll – denn nur wer die Mechanismen kennt, kann sie durchschauen.