Darum gehts
- Immobilienmarkt: Hohe Investitionen, aber wenig neue Wohnungen entstehen
- Investoren setzen vermehrt auf Sanierungen statt Neubauten
- Community debattiert über Lösungen
Dem Schweizer Immobilienmarkt geht es doch ganz gut, dürfte denken, wer nur auf die Investitionen schaut. Denn aktuell fliesst enorm viel Kapital in Immobilien. In den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es rund sieben Milliarden Franken, die zusätzlich in Immobilienanlagen gesteckt wurden.
Das macht Hoffnung, angesichts der anhaltenden Wohnungsnot. Doch der Schein trügt. Eine Raiffeisen-Studie zeigt: Das Wohnungsangebot nimmt nicht signifikant zu. Als Gründe werden etwa ein Mangel an Bauland, langwierige Einsprachen, hohe Baukosten und starke Regulierungen angeführt.
Hinzu kommt eine drohende Teuerung: Statt Neubauten setzen Investoren vermehrt auf Sanierungen, Umbauten und Aufstockungen. Bei kernsanierten oder neugebauten Wohnungen steigen die Mieten oft drastisch. Neue Wohnungen dürften nach der Sanierung fast doppelt so teuer sein wie zuvor. Die mögliche Folge: Menschen aus tieferen und mittleren Einkommensklassen könnten aus begehrten Lagen verdrängt werden, während die hochwertigen, teureren Wohnungen teilweise sogar leer stehen könnten.
«Jetzt jammern ist einfach nur billig»
Das stösst der Blick-Community sauer auf, etwa Leser Ruedi Zimmermann: «Die Mieten werden bald kaum mehr bezahlbar sein. Selbst der Mittelstand wird zerstört», schreibt er. «Wenn die Mieten auf 50 Prozent oder höher vom Einkommen steigen, werden sich viele verschulden.» Gefährdet sieht Zimmermann besonders Familien. Aber auch Einzelpersonen, die ein geringeres Einkommen haben.
Andreas Müller kommentiert: «Es ist nun mal einfacher, Altbauten zu sanieren, als neue hinzustellen.» Das habe der Gesetzgeber durch «ungeheure Bürokratie und Vorschriften» selbst zu verantworten, so seine Meinung. «In der Schweiz es unmöglich geworden, günstig zu bauen, und die Preise werden nie mehr sinken. Jetzt zu jammern, ist einfach nur billig.»
«Ein Neubau würde zu noch höheren Mieten führen»
Gemäss Maria Eng würde es bei mehr Neubauten für das Budget von Mietern aber noch prekärer aussehen: «Bei den heutigen Baukosten führt eine Sanierung zu höheren Mieten. Ein Neubau würde zu noch höheren Mieten führen.» Eng ist daher der Ansicht, dass die Mieten nicht nach Gutdünken angepasst werden sollten.
«Das sind halt die Risiken von einem Volk von Mietern», schreibt Pius Winteler. «Wenn sich nur noch Investoren den Wohnungsbau leisten können, besteht auch ein starker Renditedruck. So steigen die Preise immer mehr. In Ländern von Hausbesitzern ist das Gegenteil der Fall. In einem vom Einzelkunden dominierten Käufermarkt besteht ein starker Preisdruck nach unten.» Er sieht «die beste Lösung» für die Wohnungsnot darin, möglichst viele Mieter wieder zu Privateigentümern zu machen.
Alfred Rohrbasser bringt noch einen weiteren Aspekt in die Diskussion: «Es wurde nicht erwähnt, dass wir viel alte Bausubstanz haben, die fast zwingend saniert oder abgerissen werden muss. Ein ähnliches Szenario wird auch bei den Eigentumswohnungen zu finden sein.»
«Wollen wir wirklich jedes Jahr das Land weiter zubetonieren?»
Heinz Gnägi sieht es ganz pragmatisch. «Man kann nicht ewig neue Wohnungen bauen. Der Platz ist nun mal beschränkt. Als Folge davon wird alles teurer», schreibt er. «Und auch wenn mehr gebaut werden könnte», gibt Markus Bachmann zu bedenken, «wollen wir wirklich jedes Jahr das Land weiter zubetonieren? Irgendwann muss Schluss sein mit dieser Entwicklung.» Auch Markus Jost meint: «Es macht auch keinen Sinn, immer neu zu bauen.»
Leserin Eva Betschart lenkt mit ihrem Kommentar auf das Thema «soziale Verantwortung» und sieht pessimistisch in die Zukunft. «Soziale Verantwortung existiert bei vielen Immobilienbesitzern und auch Firmen schon lange nicht mehr. Der Profit steht über den Menschen. Viele werden nun in die Randregionen verdrängt.» Dann stiegen durch die erhöhte Nachfrage nach Wohnraum auch dort die Mieten. Für Betschart ist klar: «Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten obdachlosen Familien und Rentner das Schweizer ‹Sauberbild› verändern.»
«Es müsste Gesetze geben, wie viel eine Wohnung kosten darf»
Was könnte die Lösung sein? Yvonne Müller sieht eine solche in der Justiz: «Es müsste Gesetze geben, wie viel eine Wohnung kosten darf. Oder die Gemeinden müssen bezahlbaren Wohnraum schaffen.» Peter Müller antwortet darauf: «Und wer bezahlt den Gemeindewohnbau? Die Steuerzahler. Dann zahlen sie nicht nur immer noch zu hohe Mieten, sondern auch noch höhere Steuern.»
Marco Castellano appelliert an die Regierung: «Es wäre ganz einfach, wenn die Politik nicht wie immer schlafen würde. Sanierungen sind notwendige Unterhaltsarbeiten zum Werterhalt, welche nicht auf die Mieter abgewälzt werden dürfen.» Das könne man seiner Meinung nach einfach per Gesetz regeln. «Wenn die Politik aber will, dass die Schweizer Wirtschaft zusammenbricht, dann muss sie weiterhin nichts unternehmen.»