Leser zu privater Bildung
«Die Elite-Privatschulen machen unsere Kinder kaputt»

Immer mehr Eltern entscheiden sich dazu, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken. Das kann sowohl am Schulsystem als auch an den Mitschülern liegen, zeigt eine Studie. Was denkt die Leserschaft des Blicks über den Anstieg an Schulwechseln?
Publiziert: 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 11:52 Uhr
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An der Volksschule verlor sie den Glauben an sich selbst: Amelia (rechts) mit ihrer Mutter Barbara Phillips und ihrer Schwester Rosa.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Studie untersucht Gründe für Wechsel zu Privatschulen in der Schweiz
  • Eltern wählen Privatschulen oft wegen Unzufriedenheit mit öffentlichen Schulen
  • Über 70 Prozent verstehen den Wechsel zu Privatschulen laut Blick-Umfrage
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Alessandro Kälin
Alessandro KälinRedaktor Community

Zum ersten Mal in der Schweiz untersucht eine Studie, was Eltern dazu motiviert, ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken. Forschende der Pädagogischen Hochschule FHNW befragten fast 80 Familien zu dem Thema. Zwar sind die Daten noch nicht veröffentlicht, aber Gespräche mit betroffenen Familien zeigen gewisse Trends. 

Oftmals entscheiden sich Eltern für eine Privatschule, weil sich ihr Kind an einer öffentlichen Schule nicht wohlfühlt. Das kann an sozialen Problemen wie Mobbing liegen, aber auch an fehlendem Individualunterricht oder Überforderung. Laut Blick-Umfrage verstehen über 70 Prozent den Wechsel an Privatschulen. Wie sieht es in den Kommentaren aus?

«Spannender, individuell und kindergerecht»

In der Kommentarspalte finden sich viele positive Stimmen. Lena Bucher sieht aufgrund der Mängel von öffentlichen Schulen klar einen Vorteil in Privatschulen. «In der Volksschule herrscht oft reiner Frontalunterricht. Unruhe oder Langeweile sind vorprogrammiert. Wer nicht ins Raster passt, wird früh nach unten sortiert. Lernen und Neugierde bleiben auf der Strecke. An Privatschulen ist der Unterricht spannender, individuell und wirklich kindgerecht», schreibt sie.

Yasmin Yesildag sieht aufgrund des veralteten Schulsystems ebenfalls eine Notwendigkeit für Privatschulen: «Die Schule von heute ist nicht mehr dieselbe wie die unserer Eltern oder Grosseltern. Jede neue Generation hat neue Bedürfnisse. Leider ist das öffentliche Schulsystem in dieser Hinsicht um die Jahrtausendwende stehen geblieben und benötigt dringend eine grundlegende Überarbeitung, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden.»

Andere heben nebst Privatschulen sogar Homeschooling hervor. «Privatschulen sind sehr verbreitet. Der grosse Trend nun ist Homeschooling. Dabei ist der Lehrplan so konzipiert, dass das Nötige gelernt wird. Das Mobbing fällt weg und es herrscht ungehindertes Lernen. Leider nur möglich, wenn die Eltern es sich leisten können», beschreibt Ursula Anderson. 

«Früher hat man einfach das Schuljahr wiederholt»

Doch nicht alle Stimmen sind positiv. Franz Weber stellt infrage, ob Kinder an Privatschulen sich später wirklich gut integrieren können. «Solche Kinder werden sich im Leben nie richtig zurechtfinden. In schweren Situationen sind sie nicht fähig, richtig zu reagieren und sich der neuen Situation anzupassen. Das liegt an den Eltern. Statt Spielen und Austoben nur Lernen und eine Aktivität nach der anderen. Die Elite-Privatschulen machen unsere Kinder kaputt», beanstandet er. 

«Das Problem sind die Eltern», meint auch Mario Solario. «Sie können nicht akzeptieren, dass ihr Kind nicht von höchster Intelligenz gesegnet ist. Einfach weiterhin in die Schule und wenn sich Ende Schuljahr nichts verändert hat, noch mal die gleiche Klasse wiederholen.»

Auch Chris Müller glaubt an das altbewährte System: «Es gab und gibt immer stärkere und schwächere Schüler. Früher mussten die Schwächeren das Schuljahr wiederholen. Das hat eigentlich immer gut funktioniert. Das war, bevor die Eltern immer ehrgeiziger wurden.»

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