Darum gehts
- Schweizer Einkaufstourismus: Neue Regelung setzt Zollfreigrenze auf 150 Franken pro Person fest
- Deutsche Supermärkte werben humorvoll mit Familieneinkäufen für Schweizer Kunden
- Leserinnen und Leser kaufen weiterhin in Deutschland ein
Seit Jahresbeginn dürfen Schweizer nur noch für 150 Franken pro Tag zollfrei im Ausland einkaufen – die Hälfte des bisherigen Freibetrags. Ziel ist, den Einkaufstourismus zu stoppen, der den Detailhandel jährlich Milliarden kostet. Doch die Lücke ist schnell entdeckt: Wer mit Familie oder Freunden fährt, kann den Freibetrag mehrfach ausnutzen. Zollbeamte berichteten schon kurz nach der Einführung von volleren Autos an der Grenze.
Edeka und Co. reagieren darauf mit einem Augenzwinkern: Auf ihren Werbeplakaten fahren fröhliche Schweizer Familien im Cabrio mit einem Nummernschild «600 CHF Freibetrag». Slogan: «Gemeinsam einkaufen, gemeinsam sparen.» Auf Anfrage sagt Edeka, man freue sich über alle Kunden – insbesondere aus der Schweiz. Das sorgt für Ärger in Bundesbern. Sandra Stadler (48), Präsidentin der Thurgauer Mitte-Partei, fordert: «Die Wertgrenze muss ganz weg oder zumindest auf 50 Franken runter.»
Grenze hin oder her – eingekauft wird drüben
In der Kommentarspalte wird das Thema mit Leichtigkeit betrachtet. «Dort zu kaufen, wo es am billigsten ist, hat uns die Wirtschaft gelehrt. Warum sollten wir das nicht tun, wenn es die Konzerne tun? Solidarität und Verantwortung war vor der Globalisierung. Ein Relikt aus vergangener Zeit», schreibt Leser Alexander Jäger.
Leser Alex Derka teilt diese Meinung: «Fahrgemeinschaften sind immer noch besser, als wenn jeder mit seinem eigenen Auto fährt, spart Ressourcen und schont die Umwelt. In dieser Hinsicht war das Gesetz ein Erfolg!»
Angelina Maurer bringt ihre Unzufriedenheit mit den teils enormen Preisunterschieden zwischen der Schweiz und Deutschland zum Ausdruck: «Dafür braucht es keine Plakate von Edeka. Wenn man über die Grenze fährt, bekommt man jedes Mal vor Augen geführt, wie sehr man in der Schweiz vom Handel abgezockt wird. Dass es ein bisschen teurer ist – aufgrund der Löhne – seh ich ja noch ein, aber diese immensen Preisunterschiede bei genau den gleichen Produkten lassen sich nicht glaubhaft erklären.»
«Als Deutscher würde ich mich enorm ärgern»
Viele Leser in der Kommentarspalte fordern günstigere Preise in der Schweiz. Roland Greter hält dies jedoch für unrealistisch. «Die Migros hatte im 2024 einen Umsatz von 32,5 Milliarden Franken und einen Gewinn von 419 Millionen Franken. Die 419 Millionen sehen zwar nach einem tollen Ergebnis aus, aber sie entsprechen gerade mal mickrigen 1,2 % des Umsatzes. Das ist nicht viel. Da können die Löhne kaum erhöht und die Preise kaum gesenkt werden», meint er.
Auch René Buser äussert sich kritisch: «Eigentlich sollte es keine Zollfreigrenze geben! Es sollte alles mit Einfuhrzöllen belegt werden. Jeder Franken, der nach Deutschland geht, ist ein verlorener Franken! Etwa 5 Milliarden Franken wandern ohne Ersatz nach Deutschland ab! 5 Milliarden, die der Volkswirtschaft in der Schweiz verloren gehen!»
Und User Tom Schweizer zeigt zwar Verständnis für Menschen mit kleineren Einkommen, stellt jedoch fest: «Vor den deutschen Läden stehen fast nur BMWs, Mercedes, Porsches und Audis rum. Also sind es offensichtlich nicht nur Menschen mit kleineren Einkommen, sondern auch solche, die eigentlich genug Geld hätten, um in der Schweiz einkaufen zu können. Aber von den Reichen lernt man sparen… oder von den Geizigen! Als Deutscher würde ich mich enorm ärgern, weil die Schweizer alles an der Grenze verstopfen.»