«Es ist eine grosse Angst um die Sicherheit da»
2:01
Familie Grob:«Es ist eine grosse Angst um die Sicherheit da»

Leser kritisieren Flüchtlingsprojekt
«So was ist absoluter Verhältnisblödsinn!»

Der Weiler Auboden in der Gemeinde Neckertal SG zählt gerade einmal acht Einwohnerinnen und Einwohner. Nun sollen dort künftig 150 Asylsuchende untergebracht werden – ein Vorhaben, das in der Kommentarspalte für hitzige Diskussionen sorgt.
Publiziert: 11:38 Uhr
|
Aktualisiert: 12:05 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/8
Der Auboden im Toggenburg: Auf der linken Strassenseite sieht man die Häuser der Grobs und Raschles. Bislang wohnen hier nicht einmal zehn Menschen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Kanton plant Unterbringung von Geflüchteten in Auboden, Anwohner sind besorgt
  • Kontroverse Debatte über Verhältnismässigkeit und Integration der Geflüchteten
  • 150 Geflüchtete sollen in drei Häusern untergebracht werden, Anwohner fordern Reduktion
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Gerade einmal fünf Häuser mit insgesamt acht Einwohnern zählt der Weiler Auboden in der Gemeinde Neckertal SG. Doch das soll sich bald grundlegend ändern: Der Trägerverein Integrationsprojekte des Kantons St. Gallen (Tisg) hat die Gebäude auf der gegenüberliegenden Strassenseite – einst Teil eines unrentablen Seminarbetriebs – für sechs Millionen Franken gekauft. Künftig sollen dort Geflüchtete mit Bleiberecht untergebracht werden.

«Für uns war das in Ordnung. Flüchtlinge müssen und dürfen ja irgendwohin», sagt Daniel Grob, der mit seiner Frau Gisela und den beiden Kindern in Auboden lebt. Doch dann kam die Überraschung: «Plötzlich hiess es, dass 150 Menschen hierherkommen sollen!» Mit 40 Personen auf der anderen Strassenseite hätten sie sich arrangieren können, sagt Grob. Doch 150 Menschen in drei Häusern sei schlicht unverhältnismässig. Die Anwohnenden fordern nun eine deutliche Reduktion. Dennoch hält der Kanton an den Plänen fest: Die ersten Geflüchteten sollen noch Ende Jahr einziehen.

Wenig Verständnis aus der Community

In der Kommentarspalte sorgt das Thema für rege Debatten. «Vollkommen daneben, was sich die Behörden hier erlauben. Ich kann die Bedenken der Anwohner völlig verstehen. So etwas ist absoluter Verhältnisblödsinn!», schreibt Leser Heinz Schmid. Auch Mario Denzler zeigt wenig Einsicht: «Die Leute haben sich wohl bewusst für einen solch ruhigen Wohnort entschieden und sollen nun plötzlich 150 neue Nachbarn bekommen?»

Pius Winteler hält das Projekt ebenfalls für überdimensioniert: «Geflüchtete müssen ja irgendwo leben, aber 150 Menschen – das ist einfach zu viel für einen so abgelegenen Ort. Der Kanton muss hier auch die Anliegen der Bevölkerung ernst nehmen. Es ist doch eine starke Geste, dass sie mit 40 Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft einverstanden wären. Genau darauf sollte man aufbauen!»

Leser Philippe Keller äussert Kritik an der finanziellen Argumentation rund um das Projekt. Er schreibt: «Die Erträge, welche die Gemeinde erhält, sind indirekt von der Bevölkerung finanziert – es sind nur Steuergelder vom Kanton, welche die Gemeinde wieder erhält. Ein absolutes Nullsummenspiel, wenn man mal ganz ehrlich wäre.» Seiner Ansicht nach müsse die Bevölkerung die Folgen einer Politik ausbaden, die grundlegende Ursachen wie das «unendliche Wachstum» nicht angehe.

«Seid froh, dass ihr nicht flüchten müsst»

Doch es gibt auch andere Stimmen. Leser Martin Eicheneberger hält die Kritik klar für überzogen. «Warum immer mit den Flüchtlingen hadern?», fragt er in die Runde. «Es gibt viele gute Flüchtlinge und sie haben auch das Recht, hier zu leben. 150 sind nicht zu viel für diesen Ort», meint er.

Ähnlich argumentiert Rudolf Ehrat: «Schade, immer diese negative Grundhaltung. Man könnte es doch auch einmal als Chance sehen – ein Zeichen setzen für den Rest der Welt! Und übrigens: Seid doch alle einfach froh, dass ihr nicht selbst flüchten müsst!»

Leser Marco Hanhart hält es für sinnvoll, ein Gebäude mit dieser Kapazität, das bereits vorhanden ist, auch entsprechend zu nutzen. «Als Schweizer sage ich ganz klar: Hier wurde sinnvoll entschieden – sogar demokratisch. Das Problem ist nicht der Entscheid selbst, sondern wer davon betroffen ist. Wären in diesem Gebäude Touristen untergebracht, würde sich kaum jemand beschweren. Aber weil es um Flüchtlinge geht, wird plötzlich gemeckert. Es werden Ängste geschürt, Sorgen laut geäussert – und am Ende merkt kaum jemand überhaupt, dass diese Menschen da sind.» 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?