Darum gehts
- Scott lanciert ultraleichtes E-Bike mit verstecktem Motor und Akku
- Silence eRide bietet sportliches und dynamisches Fahrverhalten
- Das E-Bike wiegt nur 13,8 Kilogramm und kostet rund 7500 Franken
Hersteller exklusiver Supersportwagen pushen ihre Boliden in immer höhere Leistungssphären. Dabei setzen sie vermehrt auf leichte Elektromotoren, die die fetten Acht-, Zehn- oder Zwölfzylinder-Verbrenner bei Bedarf tatkräftig unterstützen. Doch während die Modelle von Edelschmieden wie Porsche, Lamborghini oder Ferrari aufgrund der Zusatztechnik tendenziell immer schwerer werden, ist auf dem E-Bike-Markt das Gegenteil der Fall.
Brachten bisherige Elektrovelos in der Kategorie bis 25 km/h Tretunterstützung nicht selten 25 Kilogramm Leergewicht und mehr auf die Waage, schwingt das Pendel allmählich zurück. Selbst Trekkingbikes, die Allrounder und Bestseller der Hersteller, knacken in den neusten Ausführungen nicht selten die 20-Kilogramm-Marke – nach unten, versteht sich (auch interessant: Vier neue Allrounder-E-Bikes im Test).
Keine Spur von E – zunächst
Der Schweizer Sportartikel-Riese Scott mit Hauptsitz in Givisiez FR, bekannt für seine hochwertigen und meist auch hochpreisigen Mountainbikes und Rennräder, hat nun so etwas wie den Supersportwagen unter den E-Bikes auf den Markt gebracht: das schnittige und ultraleichte Silence eRide. Das Besondere: Obwohl das Citybike dank Vollkarbonrahmen nur 13 Kilogramm wiegt und auch optisch nichts auf eine E-Unterstützung hindeutet, ist es mit Akku und Mittel-E-Motor ausgestattet. Allerdings müssen wir zweimal hinschauen, um die Komponenten im schlanken Rahmen auszumachen – von E sehen wir zuerst nichts.
Antrieb TQ-HPR50, Mittelmotor, 300 W, 50 Nm
Batterie 360 Wh, Reichweite 70–80 km, nicht herausnehmbar, 160 Wh Range Extender (optional)
Schaltung Elektronische 12-Gang-Kettenschaltung
Gewicht 13,8 kg
Preis 7499 Franken (Scott Silence 20 ab 5999 Fr.)
Antrieb TQ-HPR50, Mittelmotor, 300 W, 50 Nm
Batterie 360 Wh, Reichweite 70–80 km, nicht herausnehmbar, 160 Wh Range Extender (optional)
Schaltung Elektronische 12-Gang-Kettenschaltung
Gewicht 13,8 kg
Preis 7499 Franken (Scott Silence 20 ab 5999 Fr.)
Anders auf den ersten Testmetern rund um den Zürcher Letzigrund: Dort hören wir die zusätzliche Elektropower zwar nicht sofort – der E-Motor des Scott Silence macht seinem Namen alle Ehre. Aber wir spüren sie. Auf höchster Unterstützungsstufe tritt das E-Bike wie eine Rakete an und schiesst blitzschnell bis zur 25-km/h-Marke. Doch selbst darüber – oder mit komplett ausgeschaltetem Motor – fährt sich das Silence eRide nicht anders als ein gewöhnliches, sportlich ausgerichtetes Citybike. Im Vergleich zu den meisten handelsüblichen Komponenten leistet der E-Motor kaum Tretwiderstand, wenn er nicht in Betrieb ist.
Weniger ist nicht immer mehr
In der Ebene ist das Scott mit seiner nach vorne geneigten Sitzposition eine echte Sportkanone: zackiger Antritt, dynamisches Fahrverhalten, bissig zupackende Bremsen. Doch bergauf müssen wir ordentlich in die Pedalen treten – hier dürfte der kleine Motor mit seinen maximal 50 Nm Drehmoment gerne noch etwas mehr Power bieten. Im Test zeigte die Zwölf-Gang-Automatikschaltung, die per Impuls die Gänge im Normalfall präzise und verzögerungsfrei einlegt, ebenfalls kleine Schwächen. Ab und an überspringt das Getriebe mehrere Gänge, schaltet wahllos hoch statt runter – oder umgekehrt. Dazu meint der Hersteller, es sei beim Testbike lediglich eine Nachjustierung der Schaltung nötig.
Qualitativ sind sowohl Komponenten als auch die Verarbeitung des Silence eRide Spitzenklasse. So auch das perfekt im Rahmen integrierte Display, das für uns dennoch der grösste Schwachpunkt ist: Allein ein Wechsel der Unterstützungsstufen durch mehrmaliges Drücken des angebrachten Knopfes gestaltet sich während der Fahrt äusserst umständlich. Tempo oder Restreichweite können wir unterwegs nur erahnen. Für uns wäre ein kleines Display am Lenker die bessere Wahl. Für eine umfassende Übersicht muss das Smartphone an einer mobilen Halterung angebracht werden.
Der fast perfekte Sportler
Dafür überzeugen uns andere Komponenten. Etwa der serienmässige Gepäckträger vorne, der für Handtuch und Badehose reicht, während der darunter angebrachte LED-Scheinwerfer (inkl. Fernlicht) und die perfekt im Sattelrohr eingelassene LED-Rückleuchte auch nachts für bestes Sehen und Gesehenwerden sorgen.
Unser Fazit: Das Scott Silence eRide ist ein absolut empfehlenswertes City-E-Bike – doch mit dem stolzen Preis von rund 7500 Franken definitiv kein Massenprodukt. Die sportlich-solvente Kundschaft, die gelegentlich auch längere Touren plant – je nach Unterstützung liegen bis zu 80 Kilometer drin –, freut sich über den zusätzlichen Rückenwind des E-Motors, der am Berg aber noch kräftiger unterstützen dürfte. Dann würde das Silence eRide definitiv zum Supersportler unter den E-Bikes mutieren.