Volvo EX90 im Blick-Test
Schwedisches Familienschiff mit limitierter Reichweite

Der Volvo EX90 überzeugt als luxuriöser E-SUV mit bis zu 680 PS und Platz für sieben Personen. Im Test begeistert er mit Komfort und Ausstattung, offenbart aber Schwächen bei Langstreckenfahrten und Ladegeschwindigkeit.
Publiziert: 07:06 Uhr
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Bei Volvo verschiebt man das Ziel, bis 2030 nur noch E-Autos anzubieten. Man sieht mittelfristig mehr Potenzial bei Hybriden. Doch wie gut Volvos Stromer sind, zeigt der EX90.
Foto: Juan Thomas

Darum gehts

  • Volvo EX90: Luxuriöser Elektro-SUV mit Stärken und Schwächen
  • Hochwertiger Innenraum mit Platz für sieben Personen und beeindruckendem Soundsystem
  • geringe Reichweite und hoher Verbrauch im Test
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Juan ThomasRedaktor Auto & Mobilität

Wie viele andere Autohersteller schwenkt auch Volvo mehr und mehr Richtung E-Mobilität um. Zwar hat man das einstige Ziel, bis 2030 nur noch vollelektrische Autos auf den Markt zu bringen, wieder über Bord geworfen, weil man mittelfristig noch mehr Potenzial in der Plug-in-Hybrid-Technik sieht. 

Doch das bedeutet nicht, dass die Stromer vernachlässigt werden. Ganz im Gegenteil. Beispiel dafür ist Volvos neues Elektro-Flaggschiff, welches das Gefühl von Luxus und Sicherheit des XC90 neu auch in den EX90 transportieren soll. Ob und wie überzeugend dies dem E-Koloss gelingt, haben wir auf einer Testfahrt vom Flughafen Zürich nach Berlin ausprobiert. 

Vor der Fahrt

Auf den ersten Blick erscheint uns der EX90 wie ein aufgefrischter XC90. Doch der Schein trügt. Der 2,7 Tonnen schwere EX90 fährt vollelektrisch und wirkt optisch trotz seinen fünf Metern Länge und knapp zwei Metern Breite eleganter als sein eher klobig wirkender Verbrenner-Bruder. Besonders die vorderen LED-Scheinwerfer sind ein Hingucker wert.

Der Innenraum bietet viel Platz, hochwertige Ledersitze in allen drei Reihen und ein ordentliches Ausstattungspaket. An der Qualität der Materialien ist nichts auszusetzen. Das 14,5 Zoll grosse Display, aufgestellt wie ein überdimensionales Handy, ist mehr als übersichtlich und verfügt über alle wichtigen Funktionen, diverse Entertainment-Apps wie Spotify oder Youtube, um die Zeit während den Ladepausen totzuschlagen. Hinter dem Lenkrad blickt der Fahrer auf ein acht Zoll grosses Display, das die fahrrelevantesten Daten anzeigt, und auf ein Head-up-Display mit weiteren Infos.

Auf der Strasse

Am Flughafen Zürich laden wir den EX90 nochmals voll, ehe wir zur knapp neunstündigen Fahrt nach Berlin aufbrechen. Auf der Autobahn ist zum Glück nicht viel los. Perfekt, um den Tempomaten und Spurhalteassistenten einzuschalten. Diese funktionieren einwandfrei, drosseln das Tempo jeweils angenehm und halten den EX90 stets sicher auf der Spur. Beim gemütlichen Cruisen geht schnell vergessen, dass unser Elektrokoloss stolze 2,7 Tonnen wiegt. 

Volvo EX90 Twin Performance Ultra AWD im Schnellcheck

Antrieb 2 Elektromotoren, Systemleistung 680 PS (500 kW), 870 Nm, 1-Gang-Reduktionsgetriebe, Allradantrieb, Akku 102 kWh netto, Laden AC/DC 11/350 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,2 s, Spitze 180 km/h, Reichweite WLTP 620 km
Masse L/B/H 5,03/1,96/1,74 m, Gewicht 2725 kg, Laderaum 324–2082 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Langstreckentest 15,9/30 kWh/100 km, 0 g/km CO₂, Energieeffizienz A
Preis ab 116'000 Franken

Antrieb 2 Elektromotoren, Systemleistung 680 PS (500 kW), 870 Nm, 1-Gang-Reduktionsgetriebe, Allradantrieb, Akku 102 kWh netto, Laden AC/DC 11/350 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,2 s, Spitze 180 km/h, Reichweite WLTP 620 km
Masse L/B/H 5,03/1,96/1,74 m, Gewicht 2725 kg, Laderaum 324–2082 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Langstreckentest 15,9/30 kWh/100 km, 0 g/km CO₂, Energieeffizienz A
Preis ab 116'000 Franken

Auf der deutschen Autobahn wird unser Gasfuss etwas schwerer – schliesslich wollen die verfügbaren 680 PS und 870 Nm Drehmoment auch mal ausgefahren werden. Diese sind gut zu spüren. Beim Beschleunigen drückt es uns ordentlich in die Sitze. Erstaunlich, wie direkt und agil sich der grosse SUV dabei anfühlt. Unser flottes Tempo macht sich allerdings bei der schnell schwindenden Reichweite bemerkbar – bereits nach knapp 300 Kilometern wird uns eine erste Ladepause signalisiert.

Das war gut

Nach unserer langen Reise nach Berlin und zurück gaben wir den EX90 nur höchst ungern wieder ab. Er verwöhnte uns nicht nur mit viel Platz, sondern auch mit sehr viel Komfort. Die beheiz- und belüftbaren Sitze mit Massagefunktion verwandelten den Innenraum in eine Wohlfühloase. Ganz besonders schätzten wir zudem die Bowers&Wilkins-Soundanlage, die den EX90 zur fahrenden Konzerthalle machte.

Das war schlecht

Beim Verbrauch und folglich der Reichweite muss sich der Volvo EX90 Abstriche gefallen lassen. Ein echter Langstreckenkönig ist der grosse SUV jedenfalls nicht. Dazu ist er wohl einfach zu schwer. Denn unser Verbrauch lag während der ganzen Fahrt bei herbstlich kühlen Temperaturen und nasser Fahrbahn stets bei rund 30 kW/h im Schnitt. Mehr als knapp 350 Kilometer mit einer Akkuladung lagen so kaum drin. Und auch das Schnellladen unterwegs dauerte meist länger als erhofft, weil wir nie einen Ladepeak über 200 kW schafften, obwohl wir meist an 300-kW-Ladesäulen nachtankten und der EX90 theoretisch sogar bis zu 350 kW laden sollte. 

Das bleibt

Wer einen geräumigen E-SUV mit bis zu sieben Sitzplätzen sucht, wird mit dem EX90 sehr komfortabel bedient. Die Ausstattung und Verarbeitung erweisen sich als hochwertig. Und auch das Leistungsangebot ist breit. Der Range reicht von 333 PS (245 kW) bis zu 680 PS (500 kW). Wobei wir fairerweise sagen möchten, dass weniger manchmal mehr ist – nicht zuletzt mit Blick in die Preisliste, wo die Top-Variante erst ab 116’000 Franken startet. 

Fazit: Unser Test nach Berlin zeigt, dass eine längere Fahrt mit dem Volvo EX90 durchaus möglich ist. Nur werden auf der deutschen Autobahn bei flotterer Fahrt einige zeitintensive Ladezwischenstopps nötig – und wer will sich die im vollgepackten Auto mit der Grossfamilie schon antun?


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