Auto-Ratgeber
Wie genau sind die Reichweitenanzeigen tatsächlich?

Die klassische Tankanzeige hat längst nicht mehr die Bedeutung von einst. Denn fast alle modernen Autos verfügen inzwischen über einen Bordcomputer, der die Restreichweite anzeigt. Doch zu grosses Vertrauen in die Technik kann böse enden.
Publiziert: 05:59 Uhr
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Vor der Zeit der Bordcomputer liess sich der Tankfüllstand im Cockpit lediglich über eine kleine Tankanzeige ermitteln.
Foto: Mercedes-Benz AG

Darum gehts

  • Bordcomputer berechnen Restreichweite. Genaue Vorhersage bleibt schwierig
  • Reichweitenangaben variieren stark je nach Fahrbedingungen und Verbrauchern
  • E-Autos haben Sicherheitsreserve im Akkupaket, die nicht vom Fahrer abrufbar ist
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Juan ThomasRedaktor Auto & Mobilität

Früher waren Fahrten in europäischen Autos mit wenig Sprit im Tank häufig wahre Abenteuer. Denn egal ob Kleinwagen, Familienauto oder Luxuslimousine – lediglich eine kleine Anzeige gab dem Fahrer mehr oder weniger genau Auskunft über die verbleibende Füllmenge im Tank – voll, dreiviertel, halb, viertel – oder R wie Reserve.

Erst US-Hersteller wie Cadillac oder Chevrolet waren die ersten Marken, die kleine Rechenhirne (Bordcomputer) im Cockpit verbauten – und so ziemlich genau Auskunft gaben, wie viele Meilen oder Kilometer sich noch fahrenlässt, ehe der Tank leer ist. 

In Europa waren es dann vor allem die französischen Marken, speziell Renault, welche die digitalen Rechner in den frühen 1980er-Jahren in ihren Fahrzeugen verbaute – und so Fahrten mit wenig Sprit im Tank etwas ihren Schrecken nahmen. Audi, BMW oder Volkswagen zogen nach und inzwischen ist der Reiserechner bei der Mercedes S-Klasse der Generation W126 heute bereits Kult.

Doch damals wie heute stellen wir uns dieselbe Frage – und zwar egal ob Verbrenner- oder Elektroauto: Wie genau und zuverlässig arbeiten diese Bordcomputer und wie verlässlich sind ihre Reichweitenangaben überhaupt? Kann ich mein Auto tatsächlich bis auf den letzten angezeigten Kilometer leerfahren?

Egal ob Verbrenner oder Elektro

Zwar sind moderne Tankanzeigen und Bordcomputer genauer geworden. Doch sich voll darauf verlassen und das Auto bis auf den letzten angezeigten Kilometer auszufahren, kann nicht nur bei einem E-Auto mit einer unangenehmen Überraschung und einem Anruf beim Pannendienst enden. 

Denn die Restreichweite zeigt jeweils die Strecke an, die gerade in diesem Moment noch mit dem im Tank befindlichen Sprit oder der im Akku verbliebenen Energie zurückzulegen ist. Und da es sich bei der Berechnung um eine Prognose handelt, liegen für die Kalkulation der Restreichweite die Rahmenbedingungen der letzten Minuten und gefahrenen Kilometer zugrunde. Hier unterscheiden sich Verbrennerfahrzeuge mit Benzin oder Dieselmotor nicht von E-Fahrzeugen oder solchen mit Gas- oder Hybridantrieb. In die Berechnung fliessen nicht nur das Tempo ein, sondern auch die Temperatur, entsprechend aktive Verbraucher wie Klimaanlage oder Sitzheizung sowie bei aktiviertem Navi die geplante Routenführung. Bei Verbrennerautos ist zudem zu beachten, dass der Füllstandssensor auch durch Steigungen oder Schräghangfahrten beeinflusst werden kann. 

Dies alles kann dazu führen, dass sich die Reichweitenanzeige – nicht nur beim E-Auto – in kurzer Zeit massiv verändert – nach oben oder nach unten. Dass alle E-Autos noch über eine eingebaute Sicherheitsreserve im Akkupaket verfügen, ist zwar richtig. Doch die Bruttoakkukapazität kann aus Sicherheitsgründen nicht vom Fahrer selbst abgerufen werden. Wenn die Restreichweite im Cockpit des E-Autos also 1 oder gar 0 Kilometer anzeigt, ist dann tatsächlich auch ziemlich schnell Schluss. 

Und was passiert, wenn das seltene Pannenszenario Realität wird und man tatsächlich mit leer gefahrenem Akku strandet? Kein Grund zur Panik. Über die V2T (Vehicle to Tool) Technologie, ist es möglich, Strom eines Spenderfahrzeugs zu beziehen, um das eigene Auto aufzuladen. Allerdings: Viele E-Autos mit dieser Technik sind auf unseren Strassen noch nicht unterwegs. Aber auch der Pannendienst des TCS hilft in solchen Fällen weiter. Entweder schleppt er ihr Auto bis zur nächsten Lademöglichkeit – oder er schickt ein Fahrzeug mit einem mobilen Ladegerät, um das Auto soweit aufzuladen, dass es sicher die nächste Ladestation erreicht.

Übrigens: Auch Verbrennerautos sollten, wenn möglich, niemals ganz leer gefahren werden. Das gilt insbesondere für Dieselfahrzeuge. Strandet ein Dieselauto mit leerem Tank, muss das gesamte System aufwendig entlüftet werden. Deshalb gilt: Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte – egal mit welchem Antrieb auch immer – kein Risiko eingehen und nicht erst dann nachtanken oder -laden, wenn die Warnleuchten von gelb auf rot umschalten.

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