Nexperia ist nur der Vorgeschmack
China hat Europas Autoindustrie in der Hand

Chips, Batterien und seltene Erden: Ohne Material aus China läuft in der europäischen Autoindustrie gar nichts. Warum das gefährlich ist, zeigt der aktuelle Streit um Nexperia.
Publiziert: 06:23 Uhr
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Aktualisiert: 13:08 Uhr
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Europäische Autohersteller wie VW sind auf Materialien und Produkte aus China angewiesen.
Foto: imago/Uwe Meinhold

Darum gehts

  • Europas Autoindustrie ist abhängig von China bei Chips, Batterien und seltenen Erden
  • China beherrscht über 75 Prozent der weltweiten Batterieproduktion für E-Autos
  • Im Handelsstreit mit den USA verschärft China die Exportkontrollen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gabriel KnupferRedaktor News

Die europäische Autoindustrie ist auf Gedeih und Verderben von China abhängig. Das zeigte sich in dieser Woche einmal mehr. Weil der chinesisch-niederländische Chiphersteller Nexperia in den Strudel des Handelsstreits mit den USA geriet, drohten plötzlich Produktionsstopps bei Autobauern wie VW.

Was war geschehen? Der chinesische Mutterkonzern von Nexperia steht auf der US-Sanktionsliste. Im September übernahm die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia, um den Technologietransfer nach China zu verhindern. Die chinesische Regierung stoppte daraufhin kurzerhand den Export bestimmter Bauteile von Nexperia-Chips.

Weltgrösster Anbieter einfacher Chips

«Es riecht verdammt nach einem provozierten Konflikt mit China», sagt Autoexperte Ferdinand Duddenhöfer (74) zu diesen Vorgängen. «Verlierer ist die europäische Industrie.» Denn Nexperia ist der weltgrösste Anbieter einfacher Chips für die Autoindustrie. Bis zu 500 Bauelemente der Firma stecken in einem Auto, wie die «Frankfurter Allgemeine» schrieb. Die Chips kontrollieren beispielsweise die Blinker oder die Fensterheber.

Nun suchen VW und Co. fieberhaft nach Alternativen. Und die EU-Kommission versucht die chinesische Regierung zu überzeugen, Exporte wieder zuzulassen. Doch auch wenn in letzter Minute noch eine Lösung gefunden werden kann, ist offensichtlich: China hat Europas Autohersteller in der Hand.

China dominiert bei Batterien und seltenen Erden

Denn nicht nur für die Chips sind die Hersteller auf China angewiesen. Bei Batterien und seltenen Erden ist das Reich der Mitte ebenfalls dominant.

So beherrschen die chinesischen Firmen CATL und BYD laut einem Bericht von SNE Research mehr als die Hälfte der weltweiten Batterieproduktion für E-Autos. Insgesamt beträgt der Marktanteil Chinas in dem Bereich mehr als 75 Prozent, wie die «Automobilwoche» berichtete.

Ähnlich sieht es bei den seltenen Erden aus: China baut 61 Prozent der seltenen Erden ab. Bei den weiterverarbeiteten Materialien – zum Beispiel Magneten – stammen sogar 92 Prozent aus dem Land. Seltene Erden sind sowohl für die Herstellung von E-Autos als auch für Verbrenner nötig.

China verschärft Exportkontrollen

Der Streit um Nexperia ist damit nur ein Vorgeschmack darauf, was noch droht. Die europäische Autoindustrie läuft Gefahr, im Handelskonflikt zwischen den USA und China zerrieben zu werden. Denn die chinesische Regierung hat am 9. Oktober ihre Exportkontrollen für Produkte mit seltenen Erden noch verschärft.

Betroffen von den Exportkontrollen sind nicht nur die seltenen Erden selbst, sondern auch Produkte, die diese enthalten und technische Verfahren. Für China ist dies ein wichtiges Druckmittel gegen die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump.

Für Dudenhöffer ist klar: «Die beste Absicherung heisst ‹Distanz zu USA› und offener mit dem riesigen Handelspartner China umzugehen». Doch zumindest bei Batterien und einfachen Chips würde Europa auch gut daran tun, die eigene Produktion massiv hochzufahren.

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