Darum gehts
- Chinas Exportbeschränkungen für seltene Erden bedrohen die globale Autoproduktion
- Seltene Erden sind entscheidend für E-Autos und digitale Funktionen
- China dominiert den Weltmarkt bei Produkten aus seltenen Erden
Die Autoindustrie hat ein neues Problem. Der gebeutelten Branche gehen die seltenen Erden aus (auch interessant: Der Mythos der seltenen Erden). Chinas Exportbeschränkungen bedrohen die Autoproduktion, wie unter anderem die deutsche «Automobilwoche» berichtet.
China dominiert mit 61 Prozent die weltweite Produktion von seltenen Erden. Bei den weiterverarbeiteten Materialien – zum Beispiel Magneten – stammen sogar 92 Prozent aus dem Reich der Mitte. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur neuen Gefahr für Autohersteller und Zulieferer.
Was ist passiert?
Anfang April hat China im Zusammenhang mit dem Zollstreit mit den USA Beschränkungen für die Ausfuhr von seltenen Erden verhängt. Exporteure müssen Lizenzen bei der Regierung in Peking einholen. Dabei müssen sie beweisen, dass die seltenen Erden nicht in militärische Anwendungen in den USA fliessen. Das Bewilligungsverfahren verzögert die Lieferungen für die Autoindustrie massiv.
So stoppte Suzuki Ende Mai wegen des Engpasses die Produktion des Swift in Japan, wie die Agentur Kyodo berichtete. Und Ford musste im Werk in Chicago die Fertigung des vollelektrischen Explorer zeitweise einstellen.
Wie ist die Lage in Europa?
Ganz so dramatisch ist die Situation in Europa zwar noch nicht, doch auch hier spitzt sich die Lage zu. «Ich habe meinen chinesischen Amtskollegen über die alarmierende Situation in der europäischen Automobilindustrie informiert», sagte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic (58) am OECD-Treffen Anfang Juni.
Gegenüber der «Automobilwoche» bestätigt ein Sprecher des deutschen Zulieferers Mahle: «Die Situation ist aktuell hoch kritisch.» Derzeit habe man noch Lagerbestände. «Wir sehen jedoch das Risiko von Produktionsunterbrechungen.»
Warum sind seltene Erden so wichtig?
Die seltenen Erden umfassen 17 chemische Elemente. Sie werden in vielen Schlüsseltechnologien eingesetzt, ohne die moderne Autos nicht denkbar sind. Betroffen ist nicht nur, aber in besonderem Masse die Herstellung von E-Autos.
Entscheidend ist etwa das Element Neodym. Es wird in Magneten verwendet. Neodym-Magnete braucht es für die Antriebe von Elektro- und Hybridfahrzeugen. Weitere seltene Erden benötigt die Autobranche in den immer zahlreicheren digitalen Funktionen der Fahrzeuge.
Was will China erreichen?
China nutzt die seltenen Erden als Druckmittel im Zollstreit, den US-Präsident Donald Trump (78) in diesem Jahr angezettelt hat. Trump ist sich der Abhängigkeit bewusst, weshalb er auf einen Rohstoff-Deal mit der Ukraine drängte.
Doch vorerst sitzt China am längeren Hebel. Mit den Exportbeschränkungen will die Regierung in Peking zeigen, dass sich die USA mit den Zöllen gegen China ins eigene Fleisch schneiden. Dazu kommt der Schutz der eigenen Autoindustrie. Die USA und die EU erliessen 2024 Zölle gegen chinesische E-Autohersteller wegen angeblichen Preisdumpings.
Inzwischen erwägt China laut der Agentur Reuters, Import-Anträge aus Europa schneller zu bearbeiten. Doch dafür müsse auch die EU Schritte unternehmen, um den Handel mit Hightech-Produkten zu erleichtern. Ob das reicht, um nach der Chip-Krise die nächste Versorgungskrise in der europäischen Autoindustrie zu verhindern, muss sich zeigen.