Zürich ist kein Vorreiter
Hier gilt schon Tempo 30

Die Stadt Zürich plant fächendeckende Tempo-30-Zonen, der TCS macht dagegen mit einer Umfrage mobil. Andere Städte in Europa sind mit der Diskussion schon weiter – und fahren längst Tempo 30.
Publiziert: 12.01.2022 um 15:06 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2022 um 08:34 Uhr
Im Dezember setzte der Zürcher Magistrat ein Ausrufezeichen: Bis 2030 soll nahezu flächendeckend Tempo 30 im Stadtgebiet eingeführt werden.
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Andreas Faust

Im Dezember setzte der Zürcher Magistrat ein Ausrufezeichen: Bis 2030 soll nahezu flächendeckend Tempo 30 im Stadtgebiet eingeführt werden – auf 150 zusätzlichen Strassenkilometern und mit Konsequenzen für alle Verkehrsteilnehmerinnen. Die Gründe sind Lärmschutz für dicht besiedelte Gebiete und die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Denn steht ein Auto aus Tempo 50 erst nach über 27 Metern, sind es bei 30 km/h nur etwas über 13 Meter. Ein entscheidender Unterschied, um einen Unfall zu verhindern.

Aus Sicherheits- und Umweltgründen befürworten auch die Europäische Union (EU) und die Welt-Gesundheitsorganisation WHO ein tieferes Tempolimit in Städten. In Zürich ist das neue Verkehrskonzept noch umstritten: Kritiker befürchten u.a. höhere Kosten wegen mehr Fahrzeugen im ÖV, um die Bedienungsfrequenz auch bei tieferem Tempo einhalten zu können. Und der TCS führt eine Umfrage ins Feld, nach der 68 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Tempo 30 generell ablehnen und 84 Prozent für ein Tempolimit von 50 km/h in Städten sind. Und wie siehts in anderen Ländern aus?

Spanien macht landesweit ernst

Blickt man nach Europa, wird klar: Mit diesen Plänen ist Zürich keineswegs die Ausnahme oder gar Vorreiter. Längst ist Tempo 30 in vielen Städten im Ausland Fakt. Selbst im Auto-verliebten Deutschland: In Mainz und Hannover gilt schon Tempo 30. Sieben weitere Städte haben eine vom Deutschen Städtetag unterstütze entsprechende Initiative gestartet, der sich über 60 weitere angeschlossen haben.

Seit Mai letzten Jahres gilt ein allgemeines Limit von 30 km/h in allen spanischen Städten – mit Ausnahme mehrspuriger Strassen. Von vielen allerdings kaum bemerkt, weil man sowieso kaum mehr als 30 km/h fahren kann. Besonders hervorgetan dafür hat sich Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau, die damit vor allem auf eine Reduzierung der Luftschadstoffe in ihrer Metropole zielt.

Österreich war vorneweg

Europas Vorreiter sind aber die Österreicher: In Graz wurde bereits 1992 flächendeckend Tempo 30 eingeführt. Schon seit 1987 galt in Finnlands Hauptstadt Helsinki Tempo 40; 2019 wurde es auf 30 ebenso wie in Norwegens Hauptstadt Oslo reduziert. In beiden Metropolen wurden seitdem keine Verkehrstoten mehr verzeichnet.

Ebenfalls im Tempo-30-Club sind zum Beispiel Paris (F, seit 2021), Brüssel und Antwerpen (B), Dublin (IRL), London (GB), die Innenstädte der italienischen Metropolen Bologna, Florenz, Mailand, Pisa und Rom und Amsterdam (NL). Vor allem in Frankreich planen weitere Städte den Schritt zu Tempo 30.

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