Die Eckdaten des 5,20 Meter langen Concept AMG GT XX klingen abenteuerlich: Über 1360 PS (1000 kW) Leistung, eine Ladezeit von fünf Minuten für 400 Kilometer Reichweite, Sitze aus dem 3-D-Drucker, bakteriell hergestellte Textilfaser aus dem Hightechlabor – und das alles in einer viertürigen Limousine.
Doch zentral beim atemberaubenden AMG-Konzept, das als serienreifer Sportwagen schon im September an der IAA in München Weltpremiere feiern könnte, sind dessen Axialfluss-E-Motoren. Eine Bauart, die bislang noch kaum verbreitet ist, die aber enorme Vorteile bietet: geringeres Gewicht, kompaktere Abmessungen und eine höhere Leistungsdichte als herkömmliche Radialflussmotoren (siehe Box). So wiegt ein Motor im Concept GT XX bloss ein Drittel eines vergleichbaren Radialflussmotores. Zwei E-Maschinen an der Hinterachse und einer an der Vorderachse sorgen für die Leistung von über 1000 Kilowatt. Für die Entwicklung der neuen Motoren hat Mercedes 2021 das britische Start-up Yasa übernommen – bereits 2026 will man mit der Serienproduktion der E-Maschinen beginnen.
Bei einem herkömmlichen Radialflussmotor dreht der bewegliche Rotor innerhalb des Stators. Beim Axialflussmotor hingegen bestehen Rotor und Stator aus zwei Scheiben, die gegeneinander rotieren.
Vorteil: Bei einem Radialflussmotor entsteht die elektromagnetische Kraft nur aussen am Umfang des Motors. Beim Axialflussmotor sind die elektromagnetischen Wicklungen auf der gesamten Scheibe verteilt, sodass der ganze Querschnitt zur Krafterzeugung genutzt werden kann. Dadurch wird der Motor kleiner und leichter.
Nachteil: Weil der Luftspalt zwischen Rotor und Stator so gering wie möglich sein muss, sich die beiden Platten aber nie berühren dürfen, benötigen Axialflussmotoren eine extrem präzise und robuste Fertigung, was die Motoren teuer macht. Bei AMG kommt zur Verstärkung ein Ring aus Kohlefaser zum Einsatz.
Bei einem herkömmlichen Radialflussmotor dreht der bewegliche Rotor innerhalb des Stators. Beim Axialflussmotor hingegen bestehen Rotor und Stator aus zwei Scheiben, die gegeneinander rotieren.
Vorteil: Bei einem Radialflussmotor entsteht die elektromagnetische Kraft nur aussen am Umfang des Motors. Beim Axialflussmotor sind die elektromagnetischen Wicklungen auf der gesamten Scheibe verteilt, sodass der ganze Querschnitt zur Krafterzeugung genutzt werden kann. Dadurch wird der Motor kleiner und leichter.
Nachteil: Weil der Luftspalt zwischen Rotor und Stator so gering wie möglich sein muss, sich die beiden Platten aber nie berühren dürfen, benötigen Axialflussmotoren eine extrem präzise und robuste Fertigung, was die Motoren teuer macht. Bei AMG kommt zur Verstärkung ein Ring aus Kohlefaser zum Einsatz.
Bis zu 850 kW Ladeleistung
Die Hochvoltbatterie des GT XX bietet nicht nur eine hohe Energiedichte von über 300 Wattstunden (Wh) pro Kilo (ein Akku mit 100 kWh Kapazität würde so nur 330 kg wiegen), sondern kann auch extrem schnell laden. Innert fünf Minuten kann Energie für 400 Kilometer Reichweite nachgeladen werden. Möglich machen dies Rundzellen, die direkt vom Kühlmittel auf Öl-Basis umflossen und nicht wie sonst modulweise gekühlt werden. So kann die Batterie über einen längeren Zeitraum viel Energie abgeben, ohne zu überhitzen – oder viel Energie aufnehmen. AMG spricht von einer durchschnittlichen Ladeleistung von 850 kW – aktueller Spitzenreiter ist bei uns diesbezüglich der Smart #5 mit einer Spitze von 400 kW. Allerdings benötigt dies auch eine passende Ladeinfrastruktur: In der Schweiz gibts bis heute erst eine Handvoll Schnelllader, die so viel Leistung abgeben können.
Mini-Generator und Bluetooth in den Felgen
Für mehr Reichweite legte AMG viel Wert auf die Aerodynamik des GT XX und schafft einen cW-Wert von bloss 0,198. Der Unterboden ist komplett verschlossen und in den geschmiedeten 21-Zoll-Felgen befinden sich je fünf aktive Kühlklappen. Sind diese zu, umfliesst der Luftstrom die Räder. Werden sie geöffnet, wird die Hochleistungsbremsanlage gekühlt. Die nötige Energie wird über einen Mini-Generator direkt in den Felgen produziert. Für die Steuerung der Klappen sind die Felgen via Bluetooth mit dem Auto verbunden. Die gute Aerodynamik bringt aber nicht nur mehr Reichweite, sondern ermöglicht auch eine Spitze von über 360 km/h.
Biotechnologie und 3-D-Druck
AMG verzichtet beim Concept GT XX auf tierisches Leder und setzt auf vegane Alternativen. So wird der Gummi alter GT3-Rennreifen wiederverwendet und mit Biomethan aus Landwirtschaftsabfällen, pflanzlichen Proteinen und biobasierten Polymeren angereichert. So fühlt sich das Material nicht an wie Kunstleder, sondern wie echtes Leder (und riecht auch so, wie wir bei der Präsentation erschnüffeln konnten), ist aber stabiler. Die vorderen Schalensitze bestehen aus Karbon, die Sitzpads werden im 3-D-Druckverfahren gefertigt und sind perfekt auf den Fahrer angepasst – per Klettverschluss lassen sie sich austauschen.
Fazit
Der Concept AMG GT XX ist kein seriennahes Fahrzeug, sondern ein Technologieträger, der die Möglichkeiten der AMG-Techniker aufzeigt. Trotzdem zeigt die vom ikonischen C111 inspirierte Optik, wie einst der Nachfolger des AMG GT 4-Türers aussehen könnte. Basis des Konzepts ist die AMG.EA-Plattform, die 2026 in den ersten Serienmodellen zum Einsatz kommen wird, genau gleich wie die Axialflussmotoren. Und wenn AMG schon für viel Geld eine eigene Batterie entwickelt, dann sicher nicht, um sie nur in einem Konzeptauto zu verbauen.