Darum gehts
- Deutsche Autohersteller kämpfen weiter mit schrumpfenden Absätzen in China
- Preiskrieg und Immobilienkrise beeinflussen den chinesischen Automarkt stark
- Eine Erholung ist laut Experten nicht vor 2027 in Sicht
China ist der grösste Automarkt der Welt – und für die deutschen Premiumhersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche mittlerweile der grösste Bremsklotz. Nach 2023 und 2024 müssen die Motoren der deutschen Autoindustrie dieses Jahr erneut massiv schrumpfende Absätze im Reich der Mitte hinnehmen. Ist das Minus bei Audi mit 434'000 produzierten Einheiten in den ersten neun Monaten mit neun Prozent noch vergleichsweise gering, ging das Absatzvolumen bei Mercedes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 418'000 Fahrzeuge zurück. Bei Sorgenkind Porsche beträgt der Rückgang des Volumens sogar 26 Prozent (32'195).
Besser siehts bei BMW und Mini aus: Die Münchner verkünden ein Minus von 11,2 Prozent auf rund 465'000 produzierte Einheiten, wobei das Volumen im dritten Quartal annähernd stabil blieb. Doch wie das deutsche Fachmagazin «Automobilwoche» berichtet, erkauft sich BMW die bessere Ausgangslage scheinbar mit hohen Preisnachlässen. Die Folge: Für 2025 erwartet der Autobauer lediglich eine Gewinnspanne von fünf bis sechs Prozent.
Tobender Preiskrieg
Doch dauerhafte Rabatte können und wollen sich die deutschen Premiumhersteller nicht leisten. «Für BMW und Mercedes ist der Markenwert das höchste Gut, man nimmt lieber in Kauf, dass die Verkaufszahlen in einem Markt zurückgehen, der sich im Chaos eines Preiskrieges befindet», erklärt China-Experte Jochen Siebert von der Beratungsfirma JSC Automotive der «Automobilwoche». Auch Porsche-CEO Oliver Blume stellte kürzlich klar, dass man auf «Value over Volume» setze, nicht auf Wachstum um jeden Preis. Porsche hat bereits angekündigt, die Anzahl Verkaufsstellen in China bis Ende 2026 von rund 140 auf 100 zu senken. Mercedes will mittels Sparprogramm die Kosten bis 2027 um zehn Prozent reduzieren – auch Stellen sollen gestrichen werden.
Denn eine Entspannung der Lage ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht – im Gegenteil. So hätte der ruinöse Preiskampf aufgrund der starken nationalen Konkurrenz inzwischen nicht nur Elektro-, sondern auch Verbrennermodelle erfasst. «Die Schwäche zieht sich durch die gesamte Modellpalette», sagt Siebert. Besonders die Immobilienkrise hätte bei der betuchteren Kundschaft zu einem Kaufkraftverlust geführt. Statt sich ein Luxusauto «made in Germany» als Statussymbol zuzulegen, würden viele chinesische Kunden ihr Geld lieber bei der Bank anlegen.
Bricht Premium ganz weg?
Laut Experte Siebert müsste für eine Trendwende zuerst der Preiskrieg enden – vor 2027 sieht er dafür aber schlechte Chancen. Und auch danach dürften es insbesondere Premiumhersteller aufgrund der andauernden Immobilienkrise schwer haben: «Wir glauben, dass diese bis Mitte nächsten Jahrzehnts geht und dass daher mittelfristig die Volumen der Premiumhersteller nach unten gehen werden.» Im schlimmsten Fall bleibe die wirtschaftliche Erholung für die oberen Einkommensschichten sogar ganz aus – und China könnte zu einer «grossen Version von Brasilien» werden. Dann könnte der Premiumbereich innerhalb von zehn Jahren um 90 Prozent zurückgehen. «Das Risiko ist durchaus gegeben», so Siebert.