Produktionsstillstand, geschlossene Schauräume und Lieferausfälle
Bremst Corona die Stromer aus?

2020 sollte das Jahr der neuen Elektroautos werden. Doch die Corona-Krise könnte die Kauflaune verhageln und bremst die Autoimporteure durch Produktionspausen, geschlossene Garagen und Lieferausfälle. Müssen neue Stromer jetzt verschoben werden?
Publiziert: 23.04.2020 um 02:10 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2020 um 15:47 Uhr
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Gut für die CO2-Bilanz: Die Autobranche freute sich für 2020 auf zahlreiche Elektroauto-Neuheiten.
Foto: Zvg
Andreas Faust

Schon zum Jahresbeginn sah es nicht rosig aus für die Schweizer Autobranche. Denn seit Januar gilt ein neuer CO2-Grenzwert von 95 Gramm je Kilometer im Durchschnitt über alle verkauften Neuwagen hinweg. Wird er überschritten, drohen Strafzahlungen von rund 100 Franken je Gramm Überschreitung und für jeden verkauften Neuwagen. Fest eingeplant für die Einhaltung der Grenzwerte: Die zur Lancierung anstehenden neuen Elektromodelle.

Doch dann kam die Corona-Krise: Produktionsstopp in den Werken, Schliessung der Händlerschauräume, Lieferausfälle, Kurzarbeit, Markteinbruch. Und die Stromer? Hybride mit kombiniertem Elektro-Verbrenner-Antrieb legten im ersten Quartal in der Schweiz um fast 38 Prozent zu und die Plug-in-Hybride zum Nachladen an der Steckdose verzweieinhalbfachten sich, obwohl der Gesamtmarkt um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum einbrach. Reine Stromer verzeichneten aber ein Minus von 16 Prozent. Noch ist es zu früh, die möglichen Auswirkungen auf den CO2-Flottenwert 2020 zu prognostizieren.

Stromer sollen CO2-Wert drücken

Dessen Einhaltung ist für die Schweizer Importeure eine Riesen-Herausforderung. Im Jahr 2018 lag der Flottenausstoss der CH-Neuwagen bei 137,3 g/km. «Wir wollen regelkonform sein und so schnell wie möglich die 95 Gramm erreichen. Aber 2020 schaffen wir das noch nicht», sagte dazu Amag-Chef Morten Hannesbo im Interview. Ums etwas abzufedern, gelten in der Schweiz mit dem Phasing-In und sogenannten Supercredits Übergangsregelungen: Für 2020 können die 15 Prozent Neuwagen mit dem höchsten Verbrauch aus der Rechnung genommen werden; besonders effiziente Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoss unter 50 g/km dürfen doppelt angerechnet werden. Bis 2023 – Stand jetzt – werden sie schrittweise abgebaut und die 95 g/km hart für die gesamte Flotte gelten.

Für 2020 war über alle Marken und Konzerne hinweg eine ganze Welle emissionsfreier – lässt man die Energieerzeugung ausser acht – neuer Stromer geplant. Weil sie erst im Laufe des Jahres kommen sollten, könnten sie sich 2020 nur zaghaft auswirken, dürften aber ab 2021 den CO2-Flottenwert spürbar drücken und die Last der Strafzahlungen mildern. Aber wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Lancierung der dringend benötigten neuen Stromer-Modelle aus? Welche Probleme könnten sie ausbremsen?

VW ID.3 kommt wie geplant

VWs neuer ID.3, eine Art Golf fürs Elektro-Zeitalter, war zum Beispiel für den Sommer geplant – und soll noch vor den Sommerferien tatsächlich starten. Die vorreservierten 30'000 Fahrzeuge der Erst-Edition sollen schon vor dem Corona-Stillstand produziert worden sein und nach dem Wiederanlaufen des Werkes in Zwickau im Sommer ausgeliefert werden. Offen ist noch, wie schnell die dann folgenden ID.3 aus regulären Bestellungen produziert werden können und ob die Lieferketten wieder auf Vor-Corona-Stand funktionieren. VW-Chef Herbert Diess sagte dem deutschen Branchenblatt «Automobilwoche», dass die Entwicklungsabteilung unter Einhaltung der Hygienemassnahmen weiter arbeite: «Wir machen Fortschritte.» Auch das SUV ID.4 soll dem Vernehmen nach bereits vom Band rollen und noch Ende Jahr lanciert werden.

Weiteres Problem für die Branche: Die Absage der Automessen bis in den Herbst hinein, zum Beispiel in Detroit und Paris. In der französischen Hauptstadt hätte beispielsweise die Serienversion des Porsche Mission E Cross Weltpremiere haben sollen – wann und wo die Enthüllung des zweiten Elektro-Porsche nach dem Taycan nun stattfinden soll, ist noch offen. Ausserdem läuft beim Stuttgarter Autobauer entgegen den Erwartungen die Lieferkette noch nicht rund – die Produktion soll mit zwei Wochen Verspätung nun doch erst am 4. Mai aufgenommen werden.

Zunächst müssen die Werke wieder anlaufen

Ford als letztes Beispiel kommt zum Jahresende mit seinem ersten Stromer, dem Mustang Mach-E. Ob der Termin zu halten sein wird, ist noch offen: Dafür müsse die Wiedereröffnung des Werkes im mexikanischen Cuautitlan im Mai abgewartet werden, heisst es aus Ford-Kreisen. Allerdings gäbe es derzeit keinen Unterschied zwischen dem neuen Stromer und einem in Spanien gebauten Basis-Fiesta. Alle Werke stehen still; jedes Modell sei von Lieferverzögerungen betroffen.

Bei Mercedes Schweiz mag man Auslieferungsverzögerungen in den kommenden Wochen derzeit nicht ausschliessen: «Wir versuchen, die Auswirkungen auf unsere Kunden so gering wie möglich zu halten», so ein Sprecher. Gleichzeitig haben im Stuttgarter Hauptquartier wichtige Projekte wie der Anlauf der neuen S-Klasse und neue Elektromodelle höchste Priorität: Der Zeitplan für die neue S-Klasse und den EQS stehe.

Derzeit gilt also: Noch muss man abwarten, um die Folgen der Corona-Krise für die Durchsetzung der E-Mobilität abschätzen zu können. Zumal auch noch niemand weiss, wie die potentiellen E-Auto-Kunden nach der Aufhebung des Lockdowns für die Schauräume agieren werden. Laut dem «Manager-Magazin» gibt es aber neben den unmittelbaren Fertigungspausen auch mittelbare Einflüsse der Corona-Krise auf die Elektro-Strategien der Autobranche. Jene Millionen, die die Autobauer bei den derzeit einbrechenden Verkaufserlösen in Wiederanfahren und Betrieb ihrer Werke stecken müssten, könnten am Ende in den Entwicklungsbudgets fehlen.

Lockerung der Corona-Massnahmen

Am 16. April informierte der Bundesrat, wie er den Lockdown schrittweise beenden will. In drei Phasen soll die Schweiz wieder zurück zur Normalität finden:

  • Erste Etappe: Ab 27. April dürfen Spitäler und Zahnarztpraxen den Normalbetrieb wiederaufnehmen. Coiffeur-, Massage-, Kosmetik- und Tattoo-Studios können wieder Kunden bedienen. Baumärkte, Gartencenter, aber auch Blumenläden und Gärtnereien können zudem wieder öffnen.
    Die Grossverteiler dürfen ab dann das gesamte Sortiment verkaufen. Und an Beerdigungen ist die weitere Familie des Verstorbenen und nicht nur der engste Familienkreis zugelassen.

  • Zweite Etappe: Am 11. Mai können die obligatorischen Schulen ihre Schulzimmer wieder öffnen. Zudem sollen alle Läden und Märkte ihre Waren wieder verkaufen dürfen.

  • Dritte Etappe: Ab 8. Juni sollen Mittelschulen sowie Berufs- und Hochschulen wieder Präsenzveranstaltungen durchführen. Museen und Bibliotheken, botanische Gärten sowie Zoos sollen öffnen. Das bis dahin geltende Verbot von Menschengruppen mit mehr als fünf Personen könnte gelockert werden.

Wie geht es weiter für Restaurants? Was ist mit Open-Airs? In vielen Bereichen bestehen noch Unsicherheiten. BLICK beantwortet die aktuell wichtigsten Fragen zur Lockerung der Corona-Massnahmen.

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