Motorradmesse EICMA in Mailand
Das sind die Töff-Trends für 2026

Die weltweit grösste Töffmesse EICMA zeigt: Grösser und stärker hat bei den Motorrädern noch immer seinen Reiz. Die grossen Stückzahlen werden aber in der preiswerten Mittelklasse erzielt. Und gerade dort sind die chinesischen Hersteller stark im Kommen.
Publiziert: 15:13 Uhr
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Alle Jahre im November findet in Mailand die weltweit grösste und wichtigste Töffmesse EICMA statt. Wir zeigen die wichtigsten Trends für die kommende Töffsaison.
Foto: Oskar Moyano Photography
Gianni Strada

Die jeden November in Mailand stattfindende EICMA ist die grösste und wichtigste Töffmesse der Welt. SonntagsBlick ist vor Ort und liefert, noch während die Messe läuft, die wichtigsten Trends und Neuheiten für die Motorradsaison 2026. Allerdings werden die meisten Modellneuheiten schon länger nicht mehr an der Messe selbst enthüllt, sondern bereits Wochen oder Monate vorher online in aufwendig produzierten Videopremieren. Und dennoch: Zum ersten Mal real sehen, anfassen und probesitzen kann man die vielen Töff-Neuheiten unter einem Dach nach wie vor nur hier in Mailand.

Die bis vor rund fünf Jahren in einer eigenen Messehalle lieblos zusammengepferchten Hersteller aus China haben sich an der EICMA inzwischen nicht nur unter die Traditionshersteller gemischt, sie warten auch mit prunkvollen Messeständen auf. Und die stehen jenen von BMW, Harley, Ducati oder Honda punkto Aufmachung und Standfläche in nichts nach. China-Marken wie CFMoto, Zontes, Voge, Kove oder Benda werden in der Töffwelt längst nicht mehr belächelt und mit dem Etikett «China-Schrott» abgetan. Vielmehr wurde in Europa, Japan und Amerika erkannt, dass ernst zu nehmende Mitbewerber auf den Plan getreten sind, die ihre Marktanteile – gerade in Europa – in den letzten Jahren dank immer verlässlicherer Technik, netten Designs (die man sehr oft schon irgendwo gesehen hat) und aggressiver Preispolitik teils massiv steigern konnten.

Vernünftig und preiswert

Doch was bieten die arrivierten Marken? Neben diversen Auffrischungen bestehender Modelle hat Yamaha heuer «nur» den Mittelklasse-Supersportler Yamaha R7 mit neuem Elektronik-Paket am Start. Eher verhalten ist die Neuheitenlage auch bei Suzuki, wo die SV-7GX präsentiert wird. Sie ist komplett neu und wird als kleiner Crossover mit 650er-Zweizylinder ebenfalls primär die jungen Einsteiger ansprechen. Auch der Erfolg von Kawasaki fusst hauptsächlich auf Modellen aus der Mittelklasse, zu denen auch die in Mailand Premiere feiernde KLE 500 zählt. Nach 15-jähriger Absenz ist die gutmütige Strassen-Enduro zurück, jetzt allerdings – dem aktuellen Trend entsprechend – als einsteigertaugliche Abenteuer-Enduro mit langen Federwegen, offroadtauglichem 21-Zoll-Vorderrad und viel Rallyeflair. Der zugängliche Reihenzweizylinder mit 500 ccm Hubraum ist bekannt und dürfte auch in der ab Frühling 2026 für unter 8000 Franken erhältlichen KLE um 45 PS leisten. Ins gleiche Horn bläst BMW mit der neuen F 450 GS. Die 178 Kilo leichte Einsteiger-Enduro rollt mit einem komplett neu entwickelten, 48 PS starken Reihenzweizylinder an und soll ab April 2026 verfügbar sein. Mit ihrem neu entwickelten 931-ccm-Reihendreizylinder mit 148 PS bewegt sich das auf 300 Einheiten limitierte Kunstwerk MV Agusta Brutale Serie Oro zwar in der (oberen) Mittelklasse, bei der Ausstattung ist aber nur das Beste gut genug: schräglagenabhängige Assistenzsysteme, edelste Fahrwerkskomponenten von Öhlins, Hypure-Bremsen von Brembo, Schmiederäder. Über den Preis schweigen sich die Italiener noch aus, man werde diesbezüglich aber überrascht sein, heissts aus Varese. Wir gehen davon aus, dass schon bald eine unlimitierte und sicher günstigere Basis-Variante nachgereicht wird.

E-Töffs sind nicht gefragt

Einen Trend zur E-Mobilität ist in der Töff-Welt weiterhin nicht auszumachen. Der italienische Hersteller Energica ist pleite, bei der Harley-Tochter LifeWire und beim US-Hersteller Zero ist der Absatz ernüchternd. Ob die an der EICMA gezeigte und ab Februar für 13’990 Franken erhältliche WN7 von Honda bei den E-Töffs frischen Wind ins Segment bringen wird, bleibt abzuwarten. Das E-Naked wiegt lediglich 217 Kilo und leistet kurzzeitig 68 PS sowie ein maximales Drehmoment von 100 Nm. Bezüglich Performance dürfte die WN7 also zwischen einer Mittelklasse-600er und einer 1000er anzusiedeln sein. Die Reichweite soll über 130 Kilometer betragen.

Adventures hoch im Kurs

Während bei den vor rund zehn Jahren durchgestarteten Neoklassikern langsam, aber sicher die Luft raus ist, bleibt ein Segment ungebremst beliebt – jenes der Abenteuer-Bikes. Das jüngste Update des unbestrittenen Klassen-Primus BMW R 1300 GS wurde vor zwei Jahren lanciert und verkauft sich ungebremst gut. KTM – aufgrund der Insolvenz Ende 2024 und des erst kürzlich erfolgten Neustarts nicht in Mailand präsent –, Honda, Triumph, Yamaha, ja sogar Harley: Immer mehr Hersteller haben eine oder mehrere Adventures im Sortiment. So auch Ducati mit der Multistrada V4. Von ihr gibts inzwischen fünf Varianten, wobei die wohl versierteste den Namenzusatz «Rally» trägt. Deren jüngste Entwicklungsstufe ist – neben der brandneuen Hypermotard V2 und der Monster – ebenfalls an der EICMA erstmals live zu sehen. Sie kommt mit 30-Liter-Tank, 200 mm Federweg und jeder Menge Elektronik. Das alles bleibt 2026 unverändert, wie auch die Topleistung des 1200-ccm-V4 von 170 PS. Neues gibts bei der Elektronik, konkret beim Fahrwerk und bei den Assistenzsystemen. Hervorzuheben sind hier die automatische Absenkfunktion des E-Fahrwerks sowie feiner agierende Assistenzsysteme.

Norton meldet sich zurück

Ein weiteres Highlight der EICMA 2025 ist abschliessend die Wiederbelebung der legendären britischen Marke Norton. Anfang 2020 wurde die insolvente Firma vom indischen Automotive-Giganten TVS Motor Company übernommen, und nach fünf Jahren intensiver Transformation meldet sich die legendäre Marke nun zurück. Sechs neue Modelle soll es geben, wobei das von einem 206 PS starken V4-Motor angetriebene und durchaus elegante Superbike «Manx R» den Start machen wird.

Unser Rundgang an der EICMA 2025 zeigt, die Töffbranche ist mit vielen attraktiven, meist auch bezahlbaren Neuheiten für die im Frühling startende Motorradsaison bereit.

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