Mahnungen, Rückrufe und Kundenklagen
Muss Tesla-Boss Musk vor Gericht?

Rückrufe, unbezahlte Rechnungen und Ärger mit chinesischen Behörden – und nun soll Tesla-Boss Elon Musk gar vor einem deutschen Gericht aussagen. Ein Kunde hat Tesla verklagt, weil man ihn beim Kauf eines Model X bewusst getäuscht habe.
Publiziert: 19.02.2021 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 07:33 Uhr
Stein des Klage-Anstosses: Ein deutscher Tesla-Kunde hat Tesla verklagt. Vor Kauf des Model X (Bild) habe er extra gefragt ...
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Timothy Pfannkuchen

Tesla droht in Deutschland gemäss dem Branchenmagazin «Automobilwoche» Ungemach seitens eines enttäuschten Kunden. Möglicherweise muss sich Tesla-Boss Elon Musk (49) sogar höchstpersönlich vor Gericht dafür verantworten.

Es ist nicht das einzige akute Problem für den E-Pionier. Alleine dieses Jahr standen bereits ein Rückruf in den USA, Zahlungsverzug in Deutschland und Ärger mit chinesischen Behörden für Musk auf dem Programm.

Tesla sei «höchst unseriös»

Der Fall des Kunden in Deutschland: Laut dessen Anwaltskanzlei habe er Ende Oktober 2020 ein Model X erworben. Zuvor habe er explizit bei Tesla nachgefragt, ob bereits ein Nachfolger geplant oder bestellbar sei. In diesem Falle hätte er mit dem Kauf warten wollen. Doch Tesla habe verneint. Drei Monate später war das frisch erneuerte Model X bestellbar – und der deutsche Kunde stinksauer. Er reichte daraufhin Klage gegen Tesla beim Landgericht Offenburg ein. Das Unternehmen habe «höchst unseriös» und «bewusst wahrheitswidrig» Auskunft gegeben, um ihm das Auto unter «Vorspiegelung falscher Tatsachen» zu verkaufen.

Zwar sei Tesla laut den Anwälten nicht verpflichtet, Kunden von sich aus darauf hinzuweisen, dass das neue bald ein altes Auto sein könnte – wohl aber, wenn der Kunde frage. Der Käufer will nun sein Model X zurückgeben und ein neues Model X Plaid. Das Gericht möchte ausser Teslas Deutschland-Chef auch Elon Musk zur Befragung vorladen.

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Bezahlung nach Mahnung

Fast zeitgleich mit der Anzeige ist Tesla auch mit der in Grünheide nahe Berlin entstehenden Tesla-Gigafactory in die negativen Schlagzeilen geraten. Laut «Märkischer Allgemeine» hat der US-Autobauer sechs von zehn Gebührenbescheiden gemäss Auskunft der brandenburgischen Landesregierung zu spät, also erst nach Mahnverfahren, bezahlt.

Auch weltweit gärt es im Reich von Musk. So geriet Tesla in China ins Visier der Behörden, nachdem Kunden sich laut der «Automobilwoche» über Qualitätsprobleme wie ungewolltes Beschleunigen, Batteriebrände und Gezicke beim Over-the-Air-Updaten beschwert hätten. Tesla musste sich entschuldigen. In den USA muss Tesla zudem 135'000 Model S und X zurückrufen – laut Tesla freiwillig, laut Medienberichten erst auf Druck der Behörden. Grund seien Touchscreen-Fehler, wegen derer zum Beispiel die Klimaanlage unbedienbar werden und darum Scheiben beschlagen könnten. Tesla empfehle dann Freiwischen von Hand.

Der Börse ist alles egal

Doch die schlechten News scheinen weder Teslam noch Musk etwas anhaben zu können. Man denke an den tödlichen Unfall 2016 im «Autopilot»-Modus, den Produktionsstopp Ende 2020 wegen geringer Nachfrage oder Klagen vor der Börsenaufsicht, die 2018 zum Rücktritt von Musk als Verwaltungsratschef führten. Ob der Tesla-CEO wohl vor dem Landgericht Offenburg antraben muss? Abwarten. Vielleicht einigt sich Tesla gütlich. Geld ist ja da: Dank unablässigem Börsenhype ist Tesla jetzt über 700 und Musk laut Schätzung von «Forbes» 155 Milliarden Franken schwer.


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