Darum gehts
- E-Auto-Interesse sinkt in der Schweiz trotz technischem Fortschritt
- Reichweite, Umweltschäden und fehlende Ladestationen sind Hauptbedenken der Skeptiker
- Nur 39 Prozent der E-Auto-Käufer würden einen gebrauchten Stromer kaufen
Der Siegeszug der Stromer kommt ins Stottern, bevor er richtig begonnen hat. In der Schweiz wollen sich heute weniger Leute ein Elektroauto zulegen als vor zwei Jahren. Das zeigt der neue Verkehrsmonitor von GFS Bern.
Konkret gaben in der Umfrage 27 Prozent der Befragten an, bei einem künftigen Autokauf ein Elektroauto kaufen zu wollen. 2023 waren es noch 29 Prozent gewesen. Trotz des technischen Fortschritts in den zwei Jahren haben Stromer also an Zuspruch verloren.
Autos mit Verbrennungsmotor (Benzin und Diesel) kamen in der Umfrage ebenfalls auf 27 Prozent. Beliebter ist aktuell die Mischung der beiden Antriebsarten: 33 Prozent der Befragten wollen sich ein Mild- oder Plug-in-Hybridauto kaufen.
Mangelnde Reichweite und Ladesorgen
Das Ergebnis der GFS-Studie deckt sich mit den Erkenntnissen von AXA. Denn eine neue Studie des Versicherers mit dem Forschungsinstitut Sotomo zeigt ebenfalls: Immer weniger Menschen in der Schweiz können sich vorstellen, ein Elektroauto anzuschaffen. Fast ein Drittel der Bevölkerung lehnt Elektroautos mittlerweile kategorisch ab.
Die Argumente, die E-Auto-Skeptiker ins Feld führen, sind bekannt: Mangelnde Reichweite, Umweltschäden im Zusammenhang mit der Batterie und fehlende Ladestationen waren für die Befragten der GFS-Studie die wichtigsten Gründe, auf den Kauf eines Stromers zu verzichten.
Occasionsmarkt hinkt hinterher
Ein weiteres Hindernis ist der höhere Kaufpreis für Elektroautos gegenüber vergleichbaren Verbrennern. Obschon die Preisunterschiede laufend kleiner werden, betragen sie oft noch mehrere tausend Franken. Dazu kommt: Der E-Occasionsmarkt hinkt weit hinter dem Verbrennermarkt hinterher.
Laut der Umfrage der AXA können sich nur 39 Prozent der Elektroauto-Käuferinnen und -Käufer den Kauf eines Gebrauchtwagens vorstellen. Bei den Verbrennern hingegen liegt dieser Wert bei rund 80 Prozent. Für diese Skepsis gibts zwei Gründe: Erstens haben viele Menschen Bedenken, dass die Batterie nicht in gutem Zustand ist. Zweitens entwickelt sich die E-Auto-Technologie derzeit schnell weiter. Stromer sind damit rasch veraltet.
Gegen staatliche Förderung
Es ist offensichtlich: Die Schweiz ist von den Elektrozielen der Politik und der Autohersteller weit entfernt. Nur rund 20 Prozent der Neuwagen in der Schweiz fahren rein elektrisch. Im Musterschülerland Norwegen sind dank staatlicher Förderung hingegen bereits 97 Prozent der Neuzulassungen Stromer.
Wie geht es nun weiter? «Trotz offensichtlichen Durchsetzungsschwierigkeiten befürwortet nur eine Minderheit von 38 Prozent eine stärkere politische Förderung der Antriebstechnologie – das sind sogar vier Prozent weniger als im Vorjahr», sagt Michael Hermann (54), Leiter von Sotomo.
Es scheint, als wollten die meisten Fahrerinnen und Fahrer noch lange an ihren Verbrennern festhalten. Rund zwei Drittel der Befragten in der AXA-Umfrage sprachen sich gegen das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 aus, das die EU beschlossen hat. Dass jetzt immer mehr Automarken vom eingeschlagenen Elektro-Kurs abweichen, dürfte in der Schweiz gut ankommen.