Darum gehts
- Letzter Porsche 917 K81 in der Schweiz restauriert und gefahren
- Florian Feustel trat in Fussstapfen seines Vaters bei der Restaurierung
- 4500 Arbeitsstunden über mehrere Monate investiert
Im Auto-Ressort bekommen wir allerlei spezielle Einladungen. Doch die Nachricht, ob wir nicht Lust hätten, eine Geschichte über den allerletzten Porsche 917 zu schreiben, klang auch für uns anfangs unglaublich. Nach einem langen Telefonat wurde sie Realität. Vor wenigen Wochen machten wir uns auf nach Neunkirch SH, wo wir die heiligen Hallen des Porsche-Spezialisten Raceline AG betreten durften. Und da stand er tatsächlich: der Porsche 917 K81.
Selbst Laien erkennen sofort, dass es sich hier um keinen gewöhnlichen Rennboliden handelt. Der ein oder andere Leser kann sich noch daran erinnern, dass wir vergangenes Jahr über eine Auktion von RM Sotheby’s in Monaco berichtet haben. Dort kam dieser 917 K81 unter den Hammer. Das «K» im Namen steht übrigens für Kremer (dazu gleich mehr), die «81» für das Jahr, in dem der 917 erstmals zum Einsatz kam. Und jetzt steht das Fahrzeug hier in der Schweiz. Wieder einmal, muss man hinzufügen.
Gebaut von Kremer mit werksseitiger Unterstützung von Porsche
Aber beginnen wir von vorne: Der letzte gebaute 917 blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 1979 und 1980 wurde das Fahrzeug von den Kremer-Brüdern in Zusammenarbeit mit der Porsche AG gebaut. Kremer-Brüder? Das waren Erwin (1937–2006) und Manfred Kremer (1939–2021), die den Rennstall Kremer Racing 1962 in Köln (D) gründeten. Übrigens führten die Kremer-Brüder über Jahrzehnte hinweg den erfolgreichsten privaten Porsche-Rennstall, den es in der Geschichte gab.
Ab 1972 durfte der 917 wegen des Endes der Sonderregelung für Fünfliter-Sportwagen nicht mehr an der Sportwagen-WM teilnehmen. Ein Jahrzehnt später wollte Kremer Racing den Rennwagen wieder aufleben und in der Klasse der Sportwagen mit über zwei Litern Hubraum mitfahren. Porsche lieferte das Chassis mit den Bauplänen, die Kremer-Brüder bauten den 917 zusammen und nahmen damit am 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1981 teil.
Das Fahrertrio Bob Wollek (1943–2001), Guy Chasseuil (83) und Xavier Lapeyre (83) musste das Rennen jedoch wegen eines technischen Defekts in der 18. Stunde abbrechen. Zum zweiten Einsatz kam der Wagen dann bei den 1000 Kilometern von Brands Hatch (England), wo er von Wollek und neu Henri Pescarolo (83) pilotiert wurde. Auch hier beendete ein Defekt, diesmal an der Radaufhängung, das Rennen vorzeitig. Immerhin hatte Wollek die schnellste je gefahrene Runde eines Porsche 917 in Brands Hatch gefahren – ein Rekord, der heute noch gilt.
Wie der Vater, so der Sohn
Mitte der 1980er-Jahre verkaufte Kremer Racing das Fahrzeug an einen deutschen Händler, der mithilfe des Porsche-Spezialisten Karl-Heinz Feustel (70) auch einen neuen Besitzer fand. Von da an betreute Feustel das Auto während rund 15 Jahren – Sohn Florian Feustel (37) kam so bereits als Kind mit dem Rennwagen in Berührung. Später wechselte der 917 K81 zu einem Besitzer nach Frankreich, wo er bis zur Versteigerung in Monaco im Jahr 2024 auch blieb.
Bis zum 917 holte Porsche im Motorsport zwar viele Klassensiege, aber für den Gesamtsieg reichte es fast nie. Dafür fehlte es an Leistung. Für die Saison 1968 hatte Porsche mit dem 908 mit Dreiliter-V8 vorgelegt, für 1969 änderte der Weltverband FIA die Regeln: Plötzlich reichten überschaubare 25 produzierte Fahrzeuge, um einen Fünfliter-Renner homologieren zu können.
Sogleich fertigte man im Porsche-Werk die 25 Fahrzeuge, die am 21. April 1969 genau rechtzeitig für die Abnahme der FIA-Kommissare parat standen. Jedoch steckten in einigen Fahrzeugen Wasserrohre, weil es nicht genug Stossdämpfer gab. Auch sonst hinkten die Autos in der ersten Saison hinterher: null Geradeauslauf und zu viel Leistung, wobei der Luftstrom das Heck fast zum Abheben brachte.
Doch noch 1969 holte der ehemalige Schweizer Rennfahrer Joseph «Jo» Siffert (1936–1971) gemeinsam mit Kurt Ahrens (85) beim 1000-Kilometer-Rennen von Zeltweg (Ö) den ersten Gesamtsieg eines Porsche 917. Und ein Jahr später gelang es Hans Herrmann (97) und Richard Attwood (85), als Sieger die Ziellinie der legendären 24 Stunden von Le Mans zu überqueren. Der Porsche 917 sollte in der Folge einer der erfolgreichsten Rennsportwagen der 1970er-Jahre werden.
Bis zum 917 holte Porsche im Motorsport zwar viele Klassensiege, aber für den Gesamtsieg reichte es fast nie. Dafür fehlte es an Leistung. Für die Saison 1968 hatte Porsche mit dem 908 mit Dreiliter-V8 vorgelegt, für 1969 änderte der Weltverband FIA die Regeln: Plötzlich reichten überschaubare 25 produzierte Fahrzeuge, um einen Fünfliter-Renner homologieren zu können.
Sogleich fertigte man im Porsche-Werk die 25 Fahrzeuge, die am 21. April 1969 genau rechtzeitig für die Abnahme der FIA-Kommissare parat standen. Jedoch steckten in einigen Fahrzeugen Wasserrohre, weil es nicht genug Stossdämpfer gab. Auch sonst hinkten die Autos in der ersten Saison hinterher: null Geradeauslauf und zu viel Leistung, wobei der Luftstrom das Heck fast zum Abheben brachte.
Doch noch 1969 holte der ehemalige Schweizer Rennfahrer Joseph «Jo» Siffert (1936–1971) gemeinsam mit Kurt Ahrens (85) beim 1000-Kilometer-Rennen von Zeltweg (Ö) den ersten Gesamtsieg eines Porsche 917. Und ein Jahr später gelang es Hans Herrmann (97) und Richard Attwood (85), als Sieger die Ziellinie der legendären 24 Stunden von Le Mans zu überqueren. Der Porsche 917 sollte in der Folge einer der erfolgreichsten Rennsportwagen der 1970er-Jahre werden.
Als der jetzige Besitzer von der Auktion Wind bekam, bat er Feustel, dessen Kunde er ist, das Auto für ihn zu ersteigern. Da es eilte und Feustel zur Zeit der Auktion im Auto unterwegs war, bot er für den Kunden am Telefon mit – und ersteigerte den Porsche 917 K81. Das Auto kam zur Raceline AG, wo sich Feustel und sein Team seither um das Fahrzeug kümmern. Es ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann: Das Auto, das während 15 Jahren von Papa Karl-Heinz betreut wurde, steht jetzt in der Werkstatt von Sohn Florian.
Doch nicht nur die Fussstapfen des Vaters sind gross, sondern auch die Herausforderung: die möglichst originalgetreue Restaurierung des Rennwagens.
Le Mans als Motivation
Über mehrere Monate arbeiten Feustel und sein Team am 917 K81 – stets begleitet von einem Experten für klassische Porsche-Rennfahrzeuge. Insgesamt investiert das Unternehmen – abgesehen von viel Schweiss, Tränen und einer Unzahl von Nachtschichten – rund 4500 (!) Arbeitsstunden.
Mit wie viel Liebe zum Detail Florian Feustel vorging, zeigt sich etwa an den Türen. Er baute die Türrahmen neu und setzte neue Scharnierpunkte. «Ich wollte, dass die Türen sich exakt gleich öffnen», erklärt Feustel, während er uns die Türen in seiner Werkstatt demonstriert: «Das war besonders aufwendig. Es dauerte etwa eine Woche pro Seite.» Seine Motivation? «Ich wollte das Auto da sehen, wo es sein erstes Rennen gefahren ist, nämlich in Le Mans», sagt der gelernte Karosseriebauer.
Und dieses Ziel erreichte der Fahrzeugrestaurator. So trat er im vergangenen Juli zum Le Mans Classic an. Allerdings nicht mit dem Matching-Numbers-Motor von Le Mans 1981, sondern mit einem zweiten Motor, den er als Fahrmotor bezeichnet, da dieser nicht an die Geschichte des Autos gebunden ist. Doch dann der Schock: Ein Materialfehler machte alle Bemühungen zunichte. «Wir bauten das Auto vor Ort auseinander und wollten einen Ersatzmotor holen. Doch die Freude kippte schon beim Ausfall, und der Aufwand war zu gross, um es noch rechtzeitig zu schaffen», erläutert Feustel.
Trotz des Rückschlags liess er sich nicht unterkriegen und probierte es zwei Monate später am ADAC-1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring (D) auf der legendären Nordschleife noch einmal. Diesmal sollte die Teilnahme des 917 K81 von Erfolg gekrönt sein. Der Rennwagen fuhr problemlos im Rahmenprogramm des Rennens mit, welches von Tobias Aichele von Solitude GmbH organisiert worden war. Und schaffte Historisches: Er ist der erste 917, der nach über 40 Jahren wieder auf der Nordschleife fuhr!
«Wir sind stolz, dass wir mit dem 917 hier auf der Nordschleife dabei sein durften, wo der Wagen sein erstes Rollout als Vortest für Le Mans 1981 feierte», sagt Florian Feustel abschliessend. Was nun mit dem Auto passiert, bleibt aber genauso geheim wie der Name seines Besitzers. Die Geschichte der wiederbelebten Rennsport-Legende dürfte damit aber noch nicht zu Ende sein.