Es gibt Autos, die kennt fast jeder. Den Porsche 911 oder den Mercedes 300 SL Flügeltürer zum Beispiel, den VW Käfer oder Citroën Döschwo sowieso, und auch der Opel Manta oder der Ford Mustang gehören zu jenen Fahrzeugen, die längst Kultstatus haben. Aber ein richtig kultiges Elektroauto? Fehlanzeige.
Der erste Tesla Roadster hat vielleicht das Potenzial, dereinst als der erste begehrte Elektro-Oldtimer in die Geschichte einzugehen. Jetzt bekommt der Sportstromer aber Konkurrenz – und das von einem Kleinwagen aus Japan.
Trifft den Zeitgeist
Denn der Honda-Citystromer mit dem kurzen, fast schon einfallslosen Namen e hat alles, was sich der Zeitgeist so wünscht: radikal rundes Retro-Design, cooles Lounge-Interieur mit vielen Bildschirmen – wie geschaffen für die Generation Smartphone – und klimafreundlichen E-Antrieb fürs grüne Gewissen.
Der Serien-e ist zwar nicht mehr ganz so cool wie die vor geraumer Zeit gezeigte erste Studie, aber die schwarzen Streifen an Front und Heck mit integrierten Rund-LED-Leuchten, der Ladeanschluss auf der Haube und das schwarz abgesetzte Dach sehen echt klasse aus. Hinzu kommen Kameras statt Aussenspiegel und gar versenkbare Türgriffe – bei einem Cityflitzer!
Grosse Digital-Show
Innen gehts mit dem Staunen weiter: Echtholz- und Stoffflächen machen den Innenraum sehr wohnlich. Der Digital-Hammer folgt dann in Form der drei Bildschirme, die sich fast übers gesamte Armaturenbrett erstrecken. Neben dem Monitor für Fahrinfos hinterm Lenkrad können die beiden 12,3 Zoll grossen Touchscreens daneben frei konfiguriert und Apps und Infos nach belieben hin und her bewegt werden: ein Smartphone auf Rädern.
Links und rechts aussen liegen die Monitore fürs Rück-«Spiegel»-Bild. Die angenehme Höhe der Bildschirme und die gute Bildqualität sorgen für weniger Umgewöhnungszeit als bei Audis e-tron. Der optionale digitale Innenspiegel ist gewöhnungsbedürftiger, weil er Objekte näher anzeigt, als sie sind.
Hinten wirds eng
Apropos gewöhnungsbedürftig: Dass der Honda e mit nur 3,90 Metern Länge kein Reisemobil ist, war klar. Jedoch haben weder Passagiere im engen Fond noch Gepäck im knappen Kofferraum (170-860 l) wirklich viel Platz. Für den Shoppingtrip mit Kollegen, die nicht die halbe Mall leer kaufen, reichts aber.
Womit wir bei der Reichweite wären. Der 35,5-kWh-Akku im Unterboden soll laut Honda für 210 Kilometer reichen. Bei angepasster Fahrweise gehen wir davon aus, dass noch der ein oder andere Kilometer dazukommen könnte – für Akkustand-fressende Autobahnfahrten ist der Kleinwagen sowieso nicht gemacht, auch wenn die Spitze mit 145 km/h ja allemal dafür ausreicht.
E and the City
Richtig auftrumpfen kann der e in der Stadt: agiler Hinterradantrieb, niedriger Schwerpunkt, ideale Gewichtsverteilung und sehr kleiner Wendekreis (8,60 m) – der über 1500 Kilo schwere Honda lässt sich leicht und sauber um jede Kurve zirkeln, sodass selbst in der Rushhour Freude aufkommt. Der E-Motor mit 154 PS (113 kW) und üppigen 315 Nm lässt den e in 8,3 Sekunden auf 100 km/h sausen. Die Lenkung ist präzise, die Federung allemal komfortabel.
Per Knopfdruck lässt sich das E-Auto dank «One Pedal Driving» praktisch nur übers Gaspedal fahren – wird der Fuss vom Gas genommen, verzögert der Kleine bis zum Stillstand. Auch Assistenz wie Notbremssystem ist an Bord. Ist der Akku einmal leer, füllt er sich binnen 30 Minuten (am 50-kW-Schnelllader) oder vier Stunden (an der heimischen 7,4-kW-Wallbox) bis auf 80 Prozent.
Ist seinen Preis wert
Was den Siegeszug des im Frühjahr startenden e noch bremsen könnte, ist sein Preis, der mit 43'100 Franken erstaunlich hoch angesetzt ist. Dafür gibts aber nicht nur coole Gadgets, Digital-Cockpit und Vollausstattung, sondern auch einen Flitzer in coolem Retro-Design, der Nachbarn garantiert neidisch macht.