Irgendwann wachsen Töchter ihren Müttern immer über den Kopf. Nach der Übernahme 1991 rollte Skoda der neuen Konzernmutter Volkswagen technisch noch lange hinterher. Aber nachdem die vor 125 Jahren gegründete tschechische Traditionsmarke von 1997 bis 2018 ihren Absatz glatt vervierfacht hat, rangiert sie im Konzern längst neben VW. Mancher sieht sie gar schon im Lead – doch da wehrt sich Skoda-CEO Bernhard Maier: «VW und Skoda wachsen prima nebeneinander.»
Stromer Enyaq verzögert sich
In der Corona-Krise verhagelt es aber nun die Zahlen – Absatzminus von 24,3 Prozent im ersten Quartal 2020. Das verzögert auch Skodas Durchstarten in die E-Mobilität: Erst Anfang 2021 statt wie geplant schon Ende dieses Jahres wird der Enyaq iV nun auf den Markt kommen. Mit 180 bis 306 PS, Hinter- oder Allradantrieb und zwei Batteriegrössen soll der Mittelklasse-SUV lanciert werden. Etwa 340 bis 500 Kilometer Reichweite sollen drinliegen; bei 125 kW Ladeleistung soll er innert 40 Minuten von zehn auf 80 Prozent laden. Technisch basiert er auf dem Modularen Elektrobaukasten (MEB) der Konzernmutter.
Aber eine erste Testfahrt im noch getarnten Prototypen zeigt, dass die Marke viel Spielraum hat, um sich zu positionieren. Während VWs Premieren-Stromer ID.3 im Interieur sehr technisch und neuartig in der Bedienung daherkommt, wirkt der Enyaq iV (von Enya, gälisch für Quelle des Lebens) wohnlich und aufreizend normal. «Skoda-Kunden schätzen eine gewohnte Umgebung, auch wenns ein Elektroauto ist», sagt Interieurdesigner Norbert Weber. Auch bei Fahrwerksabstimmung und Fahrcharakteristik darf Skoda eigene Wege gehen.
Im Frontgrill geht ein Licht auf
Der Fünfplätzer ist nicht Skodas einziger Stromer: Auch Citigo und Superb sind schon mit dem Zusatz iV zu haben; Letzterer ein Plug-in-Hybrid mit bis zu 62 Kilometern rein elektrischer Reichweite, Ersterer ein rein elektrischer Stadtflitzer auf Basis des VW Up mit bis zu 260 Kilometern Reichweite. 2011 lanciert, rollt der allerdings schon in seinem Lebensherbst. Ein VW-Nachfolger, der sicher auch als Skoda kommen dürfte, wird aber schon kolportiert. Doch vorher startet noch das Erfolgsmodell Octavia in der Sportversion RS ebenfalls als Plug-in-Hybrid. Bis 2022 sollen sechs weitere iV-Modelle folgen.
Doch am überraschendsten ist Skodas Umgang mit dem Strom beim Enyaq: Den wirds optional mit einem beleuchteten Frontgrill geben. Das hat VW noch nicht.