Internationales Saab-Treffen im Melchtal
Totgeglaubte feiern länger

Beim internationalen Markentreffen IntSAAB 2025 strömten 750 Enthusiasten des ehemaligen schwedischen Autobauers aus 20 Ländern ins Melchtal OW. Und sie zeigten, dass die Marke in den Herzen der Fans noch lange nicht tot ist.
Publiziert: 11:13 Uhr
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750 Saab-Enthusiastinnen und -Enthusiasten aus ganz Europa kamen letztes Wochenende am IntSAAB 2025 im beschaulichen Melchtal im Kanton Obwalden zusammen.
Foto: Kim Hüppin

Darum gehts

  • 750 Saab-Enthusiasten trafen sich zum IntSAAB 2025 im Melchtal, Obwalden
  • Saab-Treffen verwandelte Sportcamp in Freiluft-Automuseum und improvisierten Rallye-Kurs
  • 450 Fahrzeuge aus 20 europäischen Ländern nahmen am Event teil
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Ramon EggerFreier Mitarbeiter für Auto & Mobilität

Das beschauliche Melchtal im Kanton Obwalden wandelte sich am vergangenen Wochenende zum Mittelpunkt einer ganz besonderen Leidenschaft: Vom 8. bis 10. August trafen sich dort 750 Saab-Enthusiastinnen und -Enthusiasten aus ganz Europa zum Markentreffen IntSAAB 2025. Mit 450 Fahrzeugen aus allen Epochen der 65-jährigen Firmengeschichte verwandelte sich das Sportcamp Melchtal unter der Sommerhitze in ein Automuseum unter freiem Himmel – und in einen improvisierten Rallye-Kurs.

«Wir sind völlig überwältigt von der Resonanz. Wir haben mit 350 Teilnehmern geplant. Jetzt haben wir 750», sagt Christoph Bleile – einst Mediensprecher von Saab Schweiz – vom Organisationskomitee. Der Saab Club Schweiz, 1985 gegründet und damit seit 40 Jahren das Herzstück der Schweizer Saab-Szene, hat vier Jahre auf den Event hingearbeitet, Austragungsorte gesucht, geplant. So wurde aus dem Event das grösste Treffen des ehemaligen schwedischen Autobauers, das je auf Schweizer Boden stattgefunden hat. Dass aus der ursprünglichen Planung ein Rekord-Event erwuchs, verdankt man auch der idyllischen Location. Etwas abgelegen zwar, aber typisch schweizerisch. Umgeben von Felswänden, Wanderwegen und Kuhweiden.

Saab – vom Flugzeugbauer zur Kultmarke

Die Geschichte der Marke Saab beginnt im südschwedischen Linköping – allerdings nicht mit Autos, sondern in der Luftfahrt. 1937 gegründet, stand der Name Saab für «Svenska Aeroplan Aktiebolaget» – eine schwedische Firma für den Bau von Militärflugzeugen. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte man ein neues Geschäftsfeld, gründete 1947 die Automobilsparte und produzierte ab 1949 den Saab 92.

In den folgenden Jahren erarbeitet sich Saab den Ruf als sicherer, innovativer und bisweilen etwas eigenwilliger Hersteller. Bereits 1977 präsentierte Saab mit dem 99 Turbo eines der ersten Grossserienautos mit Abgasturbolader – der zum Markenzeichen des schwedischen Herstellers wurde. Saab bewies, dass Turbomotoren nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im Alltag ihren Platz haben.

GM als Totengräber

Nach Verlusten ging Saab ab 1989 eine Kooperation mit General Motors ein, übernahm viele Komponenten aus dem Konzernverbund – allerdings stets mit Anpassungen und Optimierungen. Im Januar 2000 ging die Automobilsparte von Saab vollständig an General Motors über, gewinnbringend war sie allerdings nie. Der selbst finanziell angeschlagene US-Mutterkonzern wollte die Marke loswerden, reduzierte die Produktion zwischen 2006 und 2009 markant von fast 150’000 auf 20’000 Fahrzeuge jährlich. 2009 fand sich im niederländischen Sportwagen-Hersteller Spyker schliesslich ein Käufer.

Nach ausbleibenden Zahlungen wurde Saab ab Ende März 2011 nicht mehr mit Komponenten beliefert, die Montage musste eingestellt werden. Die chinesische NEVS übernahm schliesslich die Produktionsanlagen und die Rechte an Saab, wollte am Hauptsitz in Trollhättan weiterhin Autos entwickeln und bauen. Nach wenigen Hundert Fahrzeugen wurde die Produktion 2014 aber endgültig eingestellt.

Der Saab 93 war 1955 das erste Modell, das die Schweden exportiert haben.

Die Geschichte der Marke Saab beginnt im südschwedischen Linköping – allerdings nicht mit Autos, sondern in der Luftfahrt. 1937 gegründet, stand der Name Saab für «Svenska Aeroplan Aktiebolaget» – eine schwedische Firma für den Bau von Militärflugzeugen. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte man ein neues Geschäftsfeld, gründete 1947 die Automobilsparte und produzierte ab 1949 den Saab 92.

In den folgenden Jahren erarbeitet sich Saab den Ruf als sicherer, innovativer und bisweilen etwas eigenwilliger Hersteller. Bereits 1977 präsentierte Saab mit dem 99 Turbo eines der ersten Grossserienautos mit Abgasturbolader – der zum Markenzeichen des schwedischen Herstellers wurde. Saab bewies, dass Turbomotoren nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im Alltag ihren Platz haben.

GM als Totengräber

Nach Verlusten ging Saab ab 1989 eine Kooperation mit General Motors ein, übernahm viele Komponenten aus dem Konzernverbund – allerdings stets mit Anpassungen und Optimierungen. Im Januar 2000 ging die Automobilsparte von Saab vollständig an General Motors über, gewinnbringend war sie allerdings nie. Der selbst finanziell angeschlagene US-Mutterkonzern wollte die Marke loswerden, reduzierte die Produktion zwischen 2006 und 2009 markant von fast 150’000 auf 20’000 Fahrzeuge jährlich. 2009 fand sich im niederländischen Sportwagen-Hersteller Spyker schliesslich ein Käufer.

Nach ausbleibenden Zahlungen wurde Saab ab Ende März 2011 nicht mehr mit Komponenten beliefert, die Montage musste eingestellt werden. Die chinesische NEVS übernahm schliesslich die Produktionsanlagen und die Rechte an Saab, wollte am Hauptsitz in Trollhättan weiterhin Autos entwickeln und bauen. Nach wenigen Hundert Fahrzeugen wurde die Produktion 2014 aber endgültig eingestellt.

Und natürlich: wunderschönen Strassen, die Gelegenheit boten für gemeinsame Ausfahrten rund um den Sarnersee und ins Entlebuch. Dem Ruf der Postkarten-Schweiz folgten Saab-Enthusiasten aus 20 europäischen Nationen – vom schwedischen Svenska Saabklubben, dem mit über 7000 Mitglieder grössten Saab-Club der Welt, bis zu Teilnehmern aus Spanien, Lettland, Litauen und Polen.

«So lange wie möglich erhalten»

Was aber macht die Faszination für eine Marke aus, die gar nicht mehr existiert? Schliesslich lief das letzte Fahrzeug unter schwedischer Flagge bereits 2011 vom Band. Zwar wurden in den Jahren darauf noch einige wenige Exemplare produziert, allerdings bereits unter Herrschaft der chinesischen NEVS, die die Marke nach deren Insolvenz übernommen hatte. Für Tim Hoog, Garagist, ausgebildeter Restaurator und Saab-Enthusiast aus Vevey VD, ist genau dies das Faszinierende: «Die Marke gibt es nicht mehr, also setzen wir alles daran, die existierenden Fahrzeuge so lange wie möglich zu erhalten. Saab ist meine Leidenschaft, seit ich das erste Mal einen besessen habe.»

Seine Leidenschaft wird nicht nur im Melchtal geteilt. Mit seiner «Hemisphere Garage», die er gemeinsam mit seinem Vater betreibt, konnte er bereits Kunden aus der Schweiz, Frankreich und sogar den USA mit restaurierten Fahrzeugen beliefern. «Es ist eine einzigartige Szene: Manche Kunden schicken mir fast wöchentlich Fotos von ihrem Auto, weil sie so Freude daran haben.» Nicht weniger stolz zeigt sich Pieter Hermans, ein Tuner, der aus den Niederlanden angereist ist und der uns ein zuerst unscheinbares, schwarzes Saab 9-3 Cabrio zeigt: «Das ist ein Einzelstück, wir haben es vom Vierzylinder-Frontantrieb auf einen V6 mit Allradantrieb umgebaut.»

Ältester und jüngster Saab der Schweiz

Es ist nicht das einzige Einzelstück, das an diesem Wochenende im Melchtal zu bestaunen ist. Auf dem zentralen «Saab Icon Square» lockt als Star ein giftgrüner Sonett I von 1955. «Sechs Stück wurden davon gebaut, eines ist verschollen. Dieser hier ist das einzige Exemplar in der Schweiz», erklärt Christoph Bleile die Relevanz des Modells. Daneben: Der älteste Saab der Schweiz, ein 92 aus dem Jahr 1951, und als Gegenstück der jüngste, ein 9-5 SportCombi von 2011 – eines der letzten Exemplare, die im schwedischen Hauptsitz in Trollhättan vom Band liefen.

Besondere Stimmung kommt auf, als vier historische Saab-Sportwagen auf einem rudimentär abgesperrten Parcours im Camp ihre Motoren aufheulen lassen. Die Szene erinnert an eine klassische Rallye: Ein 99 Turbo Rallye mit über 200 PS, ein Sonett II mit ikonischem V4-Motor, ein Saab 96 V4 und ein zweiter Sonett II im Originalzustand drehen zwischen Campingplatz, Bungalows und Zuschauern ihre Runden. Der Applaus, der Jubel und die glänzenden Augen des Publikums machen auch allen Szene-Fremden auf eindrückliche Weise klar, was für ein einzigartiger Moment dies ist. Ein Moment, in dem eine gestorbene Automarke nicht nur in den Herzen, sondern auch auf der Strasse weiterlebt – und weiter gefeiert wird.

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