Highlights der Japan Mobility Show 2025 in Tokio
Wasserstoff-Töffs und Robo-Kindermädchen

Was zunächst skurril anmutet, ist oft ein Wegweiser für neue Mobilitätslösungen. Und die gehen weit über den blossen Transport von A nach B hinaus – wie unser Besuch an der Japan Mobility Show 2025 zeigt.
Publiziert: 06:17 Uhr
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Kleinstfahrzeuge haben an der Japan Mobility Show 2025 einen grossen Auftritt. Zum Beispiel der Daihatsu-Kabinenroller mit Rucksack «Daihatsumei for me».
Foto: ZVG.

Darum gehts

  • Japan Mobility Show präsentiert innovative Mobilitätslösungen für dicht bebaute Städte
  • Kleinstfahrzeuge, skurrile Transporter und Wasserstoffantriebe spielen die Hauptrolle an der Messe
  • Viele Versuchsfahrzeuge für die Retortenstadt Woven City
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Wolfgang GomollFreier Mitarbeiter Auto & Mobilität

Tokio Motor Show? Das war einmal. Seit 2023 treffen sich die Autohersteller alle zwei Jahre in Tokio zur Japan Mobility Show (JMS). Ein neuer Name zwar, doch das Set-up der Messe bleibt weiterhin klassisch. Zumindest auf den ersten Blick. In den Ausstellungshallen zeigen einheimische Hersteller ihre neusten Kreationen. Doch bei genauerer Betrachtung entdecken wir einige spannende Mobilitätslösungen. 

So passt das Messemotto «From Cars to Mobility» ausgezeichnet zur dicht bebauten 37-Millionen-Region rund um Tokio. Die letzte Meile und Effizienz sind hier untrennbar verbunden. Denn als bei uns noch grosse Spritsäufer die Strassen beherrschten, verkehrten hier schon längst die sogenannten Kei-Cars – Kleinstfahrzeuge mit maximal 0,66 Litern Hubraum, die nicht länger als 3,43 Meter lang und 1,48 Meter breit sind.

Grosser Auftritt für Mini-Autos

Und diese Mini-Autos spielen auch bei der JMS 2025 eine Hauptrolle. Daihatsumei ist Daihatsus neues Markenschlagwort – ein Wortspiel aus Daihatsu und Hatsumei (Erfindung). Gemeint ist: kleine Autos, grosse Erfindung. Und wie die Toyota-Tochter dieses Motto umsetzt, zeigt der Daihatsumei for me: ein vierrädriger Kabinenroller mit Rucksack – eine moderne Interpretation des Ur-Midget von 1957. Damals ein dreirädriges Mini-Nutzfahrzeug (Kei-Klasse) für Ladenbesitzer und Kurierdienste, das bis 1971/72 gebaut wurde und als Ursprung von Daihatsus «Klein, aber nützlich»-DNA gilt.

Das Lexus LS Micro Concept gewährt dagegen einen Blick in die Zukunft. Mit seinen drei Rädern und der extrem schmalen Spur passt der rollende Lego-Stein durch jede noch so enge Gasse. Und: Das Vehikel fährt autonom. Damit ist Toyotas Erfindungsreichtum aber noch längst nicht zu Ende. So bringt der Autogigant die Mobilität in alle Lebensbereiche. Das beginnt schon bei den Jüngsten: Das Toyota Kids Mobil betreut den Nachwuchs per künstlicher Intelligenz und soll so deren Entwicklung fördern. Mit anderen Worten: ein mobiles Roboter-Kindermädchen.

Selbst bei kleinsten Stromern hält inzwischen das autonome Fahren Einzug. Das Start-up Denchi.ai hat sich, wie der Name schon sagt, aufs Robo-Fahren spezialisiert. Ihr Howdy USE 2.0 ist für den urbanen Einsatz konzipiert – beispielsweise als Shuttle, Lieferfahrzeug oder mobile Serviceeinheit. Das E-Konzeptfahrzeug der japanischen IT-Firma SCSK lockt als Targa die Besucher an. Ein ähnliches Konzept verfolgt der rein elektrische Aride Mini EV mit vier bis acht PS und einer Reichweite von rund 70 bis 100 Kilometern. Für Tokio absolut ausreichend.

Wasserstoff in Japan nicht vom Tisch

Während bei uns die Zweifel am Wasserstoff als Antriebsalternative wachsen, geht es in Japan mit H₂ rasant voran. Im wahrsten Sinn des Wortes, wie der Kawasaki HySE Hydrogen Motorcycle Prototype beweist. Sein Triebwerk ist ein modifizierter Kawasaki-Vierzylinder mit 998 ccm Hubraum und rund 110 bis 135 PS Leistung, der aber für Wasserstoffverbrennung ausgelegt ist. Der gasförmige Wasserstoff lagert in wie klassische Seitentaschen aussehenden Hochdrucktanks (350 bar). Für Kühlung und Sicherheit sorgen doppelwandige Leitungssysteme, Temperatursensoren und eine Wasserstoffleck-Erkennung.

Wer lieber vier Räder nutzt, wählt den Kawasaki HySE Teryx H₂ Prototype oder den wasserstoffbetriebenen Side-by-Side-Offroader (UTV). Beide Gefährte sind das Resultat der HySE-Allianz (Hydrogen Small mobility & Engine technology), zu der neben Kawasaki Motors auch Yamaha Motor, Suzuki Motor, Honda Motor und die Toyota Motor Corporation gehören. Ihr Ziel: den Verbrennungsmotor mittels Wasserstofftechnik klimaneutral weiterzuentwickeln.

Natürlich spielt bei der JMS in Tokio auch die letzte Meile eine Rolle. Wie der Auslieferdienst dereinst ablaufen könnte, zeigen Toyotas futuristische, fahrerlose Transportroboter, die sogenannten Toyota Autonomous Mobility (A.M.) Platforms. Sie sollen, wie die vielen anderen an der Japan Mobility Show gezeigten Mobilitätsideen in Toyotas Woven City zum Einsatz kommen – einer Retortenstadt auf dem Gelände des ehemaligen Werksgeländes der Higashi-Fuji-Fabrik, die nicht nur als Wohnort für viele Menschen, sondern primär als Versuchsfeld für künftige Mobilität, Infrastruktur, Energie-, Informations- und Warenflüsse dient.

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