Zweiter Zornausbruch Trumps in zwei Tagen
Mord an Khashoggi – Journalistin wagt brisante Frage über Saudi-Kronprinz

Der Mord an Jamal Khashoggi verfolgt die Weltpolitik bis heute. Während Donald Trump den saudischen Kronprinzen in Washington hofiert, bringt eine Journalistin den US-Präsidenten mit einer Khashoggi-Frage auf die Palme.
Publiziert: 00:32 Uhr
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Aktualisiert: vor 11 Minuten
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US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im Weissen Haus empfangen.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Trump empfängt Saudi-Kronprinz und verteidigt ihn im Fall Khashoggi
  • Bin Salman versucht, Khashoggi als gefährlichen Islamisten zu denunzieren
  • Khashoggis Witwe reagiert auf X und fordert Entschuldigung und Entschädigung
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Am 2. Oktober 2018 verschwand der damals prominenteste saudische Regimekritiker Adnan Khashoggi (†59) spurlos. Der Journalist war in Saudi-Arabiens Konsulat in Istanbul gelockt worden – und wurde nie mehr gesehen. Er hatte das Konsulat nie wieder verlassen. Auch seien Leiche: unauffindbar.

Als einzig logische Schlussfolgerung galt, so vermuteten US-Geheimdienste, dass die Mörder des saudischen Oppositionellen dessen Leiche im Konsulatsgebäude vernichtet hatten, um alle Spuren zu verwischen.

Auf Geheiss des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (40) hätten die Agenten Khashoggis Leiche nicht nur zerstückelt, sondern auch in Säure aufgelöst und verdampfen lassen, hiess es aus türkischen Ermittlerkreisen.

Riskante Frage

Am Dienstag empfing US-Präsident Donald Trump (79) den Saudi-Kronprinzen im Weissen Haus. Trump lobte Bin Salman als «äusserst angesehenen Mann». Es sei eine «Ehre, dein Freund zu sein», so Trump zu seinem Gast.

Eine Reporterin von ABC News wagte es dann, den Fall Khashoggi anzuschneiden. An Trump gerichtet wollte sie wissen, ob es keinen Interessenkonflikt darstelle, wenn seine Familie während seiner Amtszeit Geschäfte in Saudi-Arabien tätige. Bin Salman, Premierminister von Saudi-Arabien, bemühte sich, auf die riskante Frage teilnahmslos zu wirken. Dann wies Gastgeber Trump die Journalistin schroff in die Schranken.

«Sie erwähnen jemanden, der äusserst umstritten war», so der US-Präsident. Viele Menschen hätten den Journalisten nicht gemocht. Ob man ihn nun möge oder nicht, «Dinge passieren». Mohammed bin Salman habe nichts von der Sache gewusst, verteidigte Trump seinen Gast. Und die «Fake News»-Reporterin müsse «nicht unseren Gast beschämen, indem Sie solch eine Frage stellen». Überhaupt tätige seine Familie nur «sehr wenige» Geschäfte in Saudi-Arabien.

«Darf ich antworten, Mister Präsident?»

Bin Salman versuchte Khashoggi dann als gefährlichen Islamisten zu denunzieren. «Darf ich antworten, Mister Präsident?», unterbrach er Trump. «Mein tiefstes Mitgefühl gilt den Opfern des 11. September. Aber wir müssen uns der Realität stellen. Und die zeigt, basierend auf Dokumenten der Geheimdienste, der CIA, dass Osama bin Laden saudi-arabische Staatsbürger nutzte, um durch die Operation einen Keil in die saudisch-amerikanischen Beziehungen zu treiben.»

Doch weder Bin Salman noch Trump ging richtig auf die Frage der ABC-Journalistin ein.

Witwe konfrontiert Trump

Es war der zweite Zornausbruch Trumps in zwei Tagen. Am Montag hatte er seine heisere Stimme damit erklärt, er sei «ausgerastet» wegen «dummen Leuten», die ein Handelsabkommen mit ihm neu verhandeln wollten.

Nach dem gestrigen zornigen Auftritt Trumps reagierte die Witwe Khashoggis auf X. «Es gibt keine Rechtfertigung für den Mord an meinem Mann», schrieb Hanan Elatr Khashoggi (54) an den US-Präsidenten gerichtet.

«Jamal war zwar ein guter, aufrichtiger und mutiger Mann», so die Witwe weiter. «Doch viele teilten seine Ansichten und seinen Wunsch nach Pressefreiheit nicht. Der Kronprinz sagte, es täte ihm leid, deshalb solle er mich treffen, sich entschuldigen und mich für den Mord an meinem Mann entschädigen.»

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