Es ist kaum vorstellbar, was Yarden Bibas (34) in den letzten Wochen durchgemacht hat. Der Israeli, seine Frau Shiri (†32) und die beiden Kinder Ariel (†4) und Kfir (†10 Monate) wurden am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza entführt. Wochenlang verbrachte die Familie in Gefangenschaft. Die Bilder der beiden rothaarigen Buben gingen um die Welt. Dann der Schock: Am Donnerstag verkündete die Hamas, dass Shiri, Ariel und Kfir tot seien. Beweise dafür legte die Terrororganisation aber nicht vor.
Am Freitag veröffentlichte die Hamas ein Video von Yarden Bibas. Darauf zu sehen: Der völlig aufgelöste Vater, der gerade erfahren hat, dass seine Familie tot ist. Vor der Kamera fleht Bibas den israelischen Minister Benjamin Netanyahu (74) an, seine Familie zurück nach Israel zu bringen – damit sie dort begraben werden kann.
«Netanyahu, Du hast meine Frau und meine beiden Kinder, die das Wichtigste in meinem Leben waren, bombardiert und getötet», sagt er unter Tränen. Die Hamas macht israelische Luftangriffe für den Tod der drei Israelis verantwortlich. Und das, obwohl Gaza seit mehreren Tagen nicht angegriffen wurde. «Ich bitte dich, bring mich, meine Frau und meine Kinder zurück nach Hause», fährt Yarden Bibas fort.
Nicht das erste Geisel-Video
Doch die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) sind wegen der fehlenden Beweise unsicher, ob die Hamas die Wahrheit sagt. «Die IDF überprüft die Echtheit der Informationen.» Die Angehörigen der Familie seien informiert worden.
Wurde Yarden Bibas womöglich von der Hamas gezwungen, Netanyahu die Schuld für den Tod seiner Familie zu geben? Das Video erinnert an einen Vorfall, der sich vor wenigen Wochen ereignete. Danielle Aloni (44) wurde während der Gefangenschaft ebenfalls von der Hamas vor die Kamera gezerrt. In einem Propaganda-Video forderte sie mit zwei weiteren Frauen Netanyahu auf, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Auch bei diesem Video war nicht klar, ob die Frauen von Terroristen zu diesen Aussagen gezwungen wurden. Aloni wurde vergangenen Freitag als eine der ersten Geiseln mit ihrer Tochter frei gelassen.
Für die Angehörigen ist der angebliche Tod der zwei Kinder und der Mutter ein Schock. Sie hatten gehofft, dass die drei im Rahmen der vereinbarten Waffenruhe frei gelassen werden. 81 Frauen und Kinder wurden dem Roten Kreuz übergeben – doch von Shirin, Ariel und Kfir fehlte weiterhin jede Spur.
Aussagen nicht verifiziert
«Unsere Herzen sind bei der gesamten Familie Bibas. Wir werden weiterhin alle unsere Gefangenen zurückbringen», sagten die IDF zum Fall. Und: «Die Hamas wendet psychologischen Terror gegen die Familien der Gefangenen an. Ihr Ziel ist es, Druck auszuüben, um unsere Widerstandskraft zu schädigen.» Die IDF mahnten auch zur Vorsicht: «Die Aussagen über die Bibas-Familie sind nicht verifiziert.»
Die Hamas hatte in der Vergangenheit schon mehrfach Falschinformationen verbreitet. So behaupteten die Terroristen, dass Hanna Katzir (77) tot sei – zwei Tage später war sie unter den ersten Geiseln, die frei gelassen wurden.