Darum gehts
- Tiergarten Nürnberg erwägt Tötung von Guinea-Pavianen aufgrund von Platzmangel
- Zoo sucht seit 2011 nach Lösungen, einschliesslich Geburtenkontrolle und Abgabe
- 45 Guinea-Paviane leben im Gehege des Tiergartens Nürnberg seit 1942
In der Natur werden sie immer seltener – denn der Lebensraum der Guinea-Paviane ist bedroht. Doch im Tiergarten Nürnberg in Deutschland wird die Affenart zum Problem. Es gibt zu viele Tiere, das Gehege ist zu klein. Daher sollen nun einige Tiere getötet werden, wie Pro Wildlife in einer Mitteilung anprangert. Weiter heisst es, dass andere Einrichtungen bereit waren, die Tiere aufzunehmen, der Zoo soll das aber abgelehnt haben.
«Jetzt sollen Tiere die Konsequenzen jahrelanger verfehlter Zucht- und Haltungspolitik mit ihrem Leben bezahlen», so Laura Zodrow von Pro Wildlife an. «Das ist völlig inakzeptabel und verstösst gegen das Tierschutzgesetz.»
Der Zoo stellt auf Anfrage von Blick klar: «Bisher gibt es keinen Beschluss zur Tötung einzelner Tiere. Wir werden demnächst erneut in unserer Tierschutzkommission beraten, wie es weitergeht.»
Verhütung der Männchen nicht sinnvoll
Seit 1942 hält der Tiergarten Nürnberg als einziger Zoo in Deutschland Guinea-Paviane. Mittlerweile leben dort 45 Tiere in einem Gehege, das ursprünglich für 25 Affen konzipiert wurde. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Bestand der Guinea-Paviane in der freien Wildbahn als potenziell gefährdet ein. Denn der Lebensraum der Primaten schwinde, und der Mensch stelle der Affenart nach.
Der Tiergarten Nürnberg suche seit 2011 in enger Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen des Erhaltungszuchtprogramms EEP des Europäischen Zooverbandes (EAZA) nach einer vernünftigen Lösung für seine Guinea-Paviane, insbesondere die Abgabe an andere Einrichtungen. Auch die Geburtenkontrolle durch Verhütungsimplantate bei mehreren Weibchen wurde durchgeführt.
Eine Verhütung der Männchen sei nicht sinnvoll, da bereits ein Männchen die Weibchen decken könne. Generell sei die Fortpflanzung nicht nur aus genetischen oder gesundheitlichen Gründen wichtig, sondern trage auch zum Sozialleben bei. Der Tiergarten sehe sich dabei in der «Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten».
Gute Haltung und Zuchterfolge führen zu Platzproblemen
Der Tierpark habe zwar mehrere Angebote erhalten, wo die Affen untergebracht werden könnten. Allerdings fehlten jeweils «grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen», und dadurch habe man nicht prüfen können, ob die Affen auch gut untergebracht wären.
Weiter stellt der Zoo klar: «Für die Paviane wurde die Winterhaltung bereits um ein Vielfaches erweitert, sodass die Haltungsbedingungen für die geplante Gruppengrösse zukunftsfähig verbessert wurde.» Es sei aber ein generelles Problem, dass gute Haltungsbedingungen und Zuchterfolge immer irgendwann zu Platzproblemen führen. «Eine Erweiterung der Paviananlage bedeutet keine Lösung des Problems, sondern nur einen zeitlichen Aufschub.»