Darum gehts
- US-Hilfskürzungen führen weltweit zum Verrotten von Lebensmitteln
- Nahrungsmittelvorräte stecken in vier Lagerhäusern der US-Regierung fest
- 66’000 Tonnen Lebensmittel für über 98 Millionen Dollar sind betroffen
Die US-Regierung hat unter Präsident Donald Trump (78) 83 Prozent der Mittel für die US-Entwicklungsbehörde USAID gestrichen. Mit einem Budget von bisher 42,8 Milliarden Dollar finanzierte die Behörde 42 Prozent der humanitären Hilfsausgaben weltweit.
Menschenrechtsorganisationen haben längst Alarm geschlagen, Amnesty International sprach von einer «globalen Menschenrechtskrise». Kein Wunder: Trumps Entscheidung hat fürchterliche Konsequenzen. So verrotten aktuell Lebensmittelrationen, mit denen 3,5 Millionen Menschen einen Monat lang versorgt werden könnten. Sie befinden sich in Lagerhäusern auf der ganzen Welt. Das berichten fünf vertrauliche Quellen aus US-Behördenkreisen und Hilfsorganisationen der Nachrichtenagentur Reuters.
Gesamtwert über 98 Millionen Dollar
Das Haltbarkeitsdatum dieser Lebensmittel läuft bald ab. Sobald das im Juli der Fall sei, würden die Rationen vernichtet. Es geht um bis zu 66’000 Tonnen Nahrungsmittel, die von amerikanischen Bauern und Herstellern stammen: Kekse, Pflanzenöl und Getreide im Gesamtwert von über 98 Millionen Dollar.
«Mit diesen Nahrungsmitteln könnte über eine Million Menschen drei Monate lang oder die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens anderthalb Monate lang ernährt werden», schreibt Reuters. Das gehe aus Zahlen des Welternährungsprogramms, der weltweit grössten humanitären Organisation, hervor.
«Besonders besorgniserregend»
Und das in einer Zeit, in der die Zahl hungernder Menschen steigt. Laut dem am Freitag von einem Netzwerk global tätiger Hilfsorganisationen veröffentlichten «Global Report on Food Crises» waren im vergangenen Jahr 295,3 Millionen Menschen akut von Ernährungsunsicherheit bedroht – 13,7 Millionen Menschen mehr als 2023.
Die Zahl markiere einen Höchststand und setze den alarmierenden Trend der vergangenen sechs Jahre fort, erklärte die Organisation Aktion gegen Hunger in Berlin. «Besonders besorgniserregend ist, dass sich die Zahl der Menschen, die sich in akuter Notlage oder sogar in Hungersnot befinden, innerhalb eines Jahres verdoppelt hat», erklärte deren Geschäftsführer Jan Sebastian Friedrich-Rust.
«Not hat ein schier unvorstellbares Ausmass angenommen»
Betroffen seien vor allem Menschen in Kriegs- und Konfliktregionen, so Rust: «In Gaza und dem Sudan hat die Not von Kindern und Erwachsenen ein schier unvorstellbares Ausmass angenommen.»
Neben bewaffneten Konflikten seien die Klimakrise und Kürzungen der humanitären Hilfe die Hauptursachen. Die Zahlen seien «ein eindringlicher Appell und Weckruf an die internationale Gemeinschaft», erklärte Rust. «Hunger ist kein unveränderliches Schicksal, sondern Folge von politischem Versagen, ökonomischer Ungleichverteilung, Konflikten und des Klimawandels.»