Darum gehts
- Nordkoreanisches Kriegsschiff bei Zeremonie beschädigt, Kim Jong Un droht Konsequenzen an
- Kim bezeichnet Vorfall als Schande und kriminelle Handlung aufgrund von Fahrlässigkeit
- 5000-Tonnen-Zerstörer soll bis Ende Juni repariert werden, Experten bezweifeln Machbarkeit
Nordkoreas neuestes Kriegsschiff erlitt bei einer Zeremonie am Mittwoch schwere Schäden, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete. Der Vorfall ereignete sich in der östlichen Hafenstadt Chongjin unter den Augen von Machthaber Kim Jong Un (41), der das Unglück als Schande für das Ansehen des Landes bezeichnete und Konsequenzen androhte.
Laut KCNA führte eine Fehlfunktion des Startmechanismus dazu, dass das Heck des 5000-Tonnen-Zerstörers vorzeitig ins Wasser glitt. Dabei wurden Teile des Rumpfes zerquetscht, während der Bug auf der Helling strandete. Kim nannte den misslungenen Start «eine kriminelle Handlung» und machte «absolute Fahrlässigkeit» und «Verantwortungslosigkeit» mehrerer staatlicher Institutionen dafür verantwortlich.
Nach Einschätzung südkoreanischer Militäranalysten liegt das Schiff auf der Seite im Wasser. Marineexperten bezeichneten die bei einem solchen Startunfall entstandenen Schäden als möglicherweise «katastrophal». Der Vorfall stellt einen herben Rückschlag für Nordkoreas ehrgeizigstes Modernisierungsprogramm der Marine seit Jahrzehnten dar.
Kim ordnet Reparatur bis Ende Juni an
Das beschädigte Schiff sollte der zweite Grosszerstörer Nordkoreas innerhalb kurzer Zeit sein. Bereits im April hatte Kim einen ersten Zerstörer des Typs «Choe Hyon» vorgestellt und erklärt, weitere Zerstörer, Kreuzer und Fregatten bauen zu wollen.
Kim ordnete an, den beschädigten Zerstörer bis zur Plenarsitzung der regierenden Arbeiterpartei Ende Juni zu reparieren. Experten halten diesen Zeitplan jedoch für unrealistisch.
Der pensionierte südkoreanische Admiral Kim Duk-ki erklärte gegenüber CNN, Nordkorea fehle die nötige Infrastruktur, um einen 5000-Tonnen-Zerstörer zu bergen und zu reparieren. Der südkoreanische Abgeordnete und Verteidigungsanalyst Yu Yong-weon warnte derweil, dass ein übereilter Start zu den Problemen geführt haben könnte und hastige Reparaturen weitere Schwierigkeiten verursachen könnten.
Der Vorfall wirft Fragen zur technischen Kompetenz und den Fähigkeiten der nordkoreanischen Marine auf, die trotz ihrer Grösse als der am wenigsten entwickelte Zweig des Militärs gilt. Die beschleunigte Entwicklung von Zerstörern hatte jüngst selbst einige ausländische Beobachter überrascht und Zweifel aufkommen lassen, inwieweit die Technologie funktional oder eher symbolischer Natur ist.