Von wegen Einbildung – neue Studie zeigt
Wie Corona unser Gedächtnis kaputtmacht – und unseren Körper

Die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung sind vielfältig. Eine deutsche Studie zeigt nun: Das Virus greift sogar die Gedächtnisleistung an. Was dahintersteckt und welche Schäden Corona sonst im Körper anrichten kann, erfährst du im Überblick.
Publiziert: 22.07.2025 um 15:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2025 um 15:14 Uhr
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In der Untersuchung der langfristigen Folgen einer Corona-Infektion hat sich der Begriff «Long Covid» festgesetzt.
Foto: picture alliance / Zoonar

Darum gehts

  • Corona-Infektion beeinträchtigt eine zentrale Gedächtnisregion im Gehirn
  • Besonders betroffen: das Gedächtnis zur Unterscheidung ähnlicher Erinnerungen
  • Long Covid kann zu Brain-Fog, chronischem Erschöpfungssyndrom und Atemnot führen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Vor fünf Jahren brach die erste Welle der Corona-Pandemie über die Welt herein. Seither hat sich vieles getan: Man hat Impfstoffe entwickelt und untersucht, was die Atemwegserkrankung im Körper anrichtet. Hervorgetan hat sich hierbei der Begriff «Long Covid» – ein nicht einheitliches Krankheitsbild, das verschiedene längerfristige gesundheitliche Beschwerden nach einer Corona-Infektion umfasst. 

Und immer wieder treten neue Erkenntnisse zutage. So auch in einer Studie der SRH University in Heidelberg (D), die in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht wurde. Eine Forschungsgruppe analysierte in einer umfassenden Onlinestudie mit über 1400 Teilnehmenden, wie sich die kognitiven Fähigkeiten nach einer Corona-Infektion veränderten.

Die Erkenntnis: Wer an Corona erkrankt war, wies verstärkt Gedächtnisbeeinträchtigungen auf. Besonders das Gedächtnis zur Unterscheidung ähnlicher Erinnerungen sei dabei betroffen, heisst es hierzu in der Studie.

Entzündungsreaktion des Gehirns

Gesteuert wird die Fähigkeit, zwischen unterschiedlichen Erinnerungen zu unterscheiden, vom Hippocampus, einer zentralen Gedächtnisregion des Hirns. Die Störung des Gehirns sei dabei unabhängig von Faktoren wie Alter, Bildung, Stress oder Depressivität aufgetreten. Gehirnfunktionen wie die kognitive Flexibilität oder das allgemeine Erinnerungsvermögen sind laut der Studie jedoch weitgehend unbeeinträchtigt geblieben. 

«Unsere Ergebnisse belegen erstmals in einer grossen Stichprobe eindeutig eine spezifische Gedächtnisstörung nach einer Covid-19-Erkrankung, die nicht allein durch psychische Belastungen oder allgemeine körperliche Erschöpfung erklärt werden kann», sagt Patric Meyer, Professor für Allgemeine und Neurokognitive Psychologie am Campus Heidelberg der SRH University und Studienleiter, zum «Deutschen Gesundheitsportal». 

Den Grund für die Gedächtnisstörung vermuten die Wissenschaftler in einer Entzündungsreaktion des Gehirns – eine solche tritt gehäuft im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion auf und beeinträchtigt die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus.

Bestehen Symptome einer Corona-Erkrankung auch nach vier Wochen, spricht man von Long Covid. Bei Symptomen, die noch länger andauern, bezeichnen Mediziner die Schäden am Körper als Post-Covid-Syndrom. Die Folgen sind zahlreich: Studien listen bis zu 200 verschiedene Syndrome auf. Blick zeigt im Überblick einige der längerfristigen Schäden der Atemwegserkrankung. 

Brain-Fog

Eine Corona-Erkrankung kann nicht nur das Gedächtnis schwächen, auch auf die Konzentration kann sich das Virus auswirken. Der Brain-Fog, eine Art Gehirnnebel, schränkt die Leistungsfähigkeit des Hirns ein. Forschende des Helmholtz Zentrums in München haben untersucht, dass Bestandteile des Virus auch nach der Infektion im Gehirn verbleiben. Die Folge: chronische Entzündungen und eine beschleunigte Hirnalterung. 

Chronisches Erschöpfungssyndrom

Das Chronische Fatigue-Syndrom, das sich auch zu einer Myalgischen Enzephalomyelitis auswachsen kann, betrifft weltweit etwa 17 Millionen Menschen. Die schwere neurologische Erkrankung, auch als ME/CFS bezeichnet, schränkt Betroffene in deren Alltag massiv ein. Zu den zentralen Symptomen gehören extreme Reizüberempfindlichkeit, krankhafte Erschöpfung und Belastungsintoleranz – bei Überbelastung kann es zum Crash kommen. Schwer Betroffene werden bettlägerig und können sich nur in abgedunkelter Umgebung aufhalten.

Atemnot

Als Atemwegserkrankung wirkt sich eine Corona-Infektion verstärkt auf die Lunge aus. Bei einer Ansteckung kämpft die Immunabwehr des Körpers gegen das Virus und bildet dabei Abwehrzellen aus. Doch diese Immunreaktion kann auch rückwirkende Folgen haben: Entzündungsreaktionen und dadurch verursachte Atemwegsbeschwerden wie Atemnot oder sogar Asthma. Bei körperlicher Anstrengung könne zudem der Sauerstoffgehalt im Blut abfallen, schreibt die Gesundheitsorganisation Lungenliga auf ihrer Website. 

Herzerkrankungen

Schäden kann das Coronavirus an vielen Organen anrichten, auch das Herz kann betroffen sein. Long-Covid-Betroffene weisen nach schweren Infektionsverläufen ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle auf, verstärkt treten Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte, -schwäche und -entzündungen auf – das ergab eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2022. Bislang gibt es keine ganzheitliche Behandlungsmethode für Long Covid – Betroffene müssen individuell herausfinden, welche Therapie bei ihnen helfen kann

Diabetes

Diabetes gilt nicht nur als Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion, die Erkrankung kann auch selbst durch eine solche Infektion begünstigt werden. Eine Studie aus dem Jahr 2021, an der auch die Universität Basel beteiligt war, zeigte: Das Coronavirus kann die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse infizieren. Dort wird das Hormon Insulin produziert. Dieses regt dabei die Gewebezellen an, Zucker aus dem Blut aufzunehmen, damit der Blutzucker sinkt. 


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