Vier tote Aargauer in Tiroler Monster-Lawine
Ösi-Bergführer nehmen Schweizer Kollegen in Schutz

Nach dem Lawinen-Drama in Tirol mit vier toten Aargauern gab es Kritik am Schweizer Bergführer. Seine österreichischen Kollegen nehmen ihn nun in Schutz.
Publiziert: 20.03.2017 um 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:33 Uhr
Das sind die vier Opfer der Tiroler Todes-Lawine: Werner F., Bruno B., Peter G., Ernst S. (v.l.).
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Ein Handschuh als Mahnmal: Einer der Retter im Zwölf-Meter-Loch von Schmirn mit dem Handschuh eines Opfers.
Foto: ZEITUNGSFOTO.AT

Ernst S.* (†65), Peter G.* (†52), Werner F.* (†75) und Bruno B.* (†68) vom MTV Brittnau verloren am letzten Mittwoch in der Monster-Lawine in Tirol ihr Leben (BLICK berichtete). Drei Kollegen sowie der Schweizer Bergführer überlebten. Schnell kam die Frage auf: Wie konnte es zum Unglück kommen?

Der Tiroler Lawinenwarndienst lieferte gleich nach dem Drama die ersten Antworten: Die Tourenwahl der Gruppe war «denkbar schlecht», sagte der Chef des Dienstes, Rudi Mair, zur «Tiroler Tageszeitung».

Sein Kollege Patrick Nairz legte gegenüber BLICK nach: «Der Hang ist fast den ganzen Winter über kaum befahren worden. Auch dieser Umstand ist unglücklich.»

Patrick Nairz vom Lawinenwarnstdienst.

Lawinenexperte Nairz kam zum Schluss: «Ich persönlich hätte es nicht gewagt, dort zu fahren.» Diese Aussagen legten den Schluss nahe, dass der Schweizer Bergführer am Drama schuld war.

«Ich schäme mich für meine Kollegen»

Doch nun wehren sich die Österreicher für ihren Schweizer Kollegen. «Ich schäme mich, dass Kollegen via Medie­n vorverurteilt werden, ohn­e dass man genauere Fakten kennt», sagt Robert Span, Vorsitzender des Verbands österreichischer Berg- und Skiführer zur «Tiroler Tageszeitung».

Span doppelt nach: «Es ist Aufgabe des Lawinenwarndiensts, einen Lagebericht zu erstellen und über die herrschende Lawinengefahr zu informieren. Aber es ist nicht seine Aufgabe, bei einem Unglück zu werten und zu beurteilen.»

Sein Verband hätte selber Recherchen angestellt. Demnach habe der Schweizer Bergführer die Tour auf den Jochgrubenkopf über mehrere Tage von anderen Gipfeln aus beobachtet und anhand von Literatur und Karte sorgfältig geplant.

Entscheidung des Bergführers «vertretbar»

Verbands-Chef Span kommt zum Schluss: «Die Entscheidung für den Jochgrubenkopf ist immer noch nachvollziehbar und vertretbar.»

Ob dem wirklich so ist, entscheidet nun aber die Justiz. «Wir haben ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf grobfahrlässige Tötung eingeleitet», sagte Thomas Willam von der Innsbrucker Staatsanwaltschaft zu BLICK.

Der betroffene Bergführer will sich auf Anfrage von BLICK nicht zum Drama äussern. Fakt ist: Erst nach Abschluss der Untersuchung ist klar, ob es eine Anklage gibt. (sas)

* Namen der Redaktion bekannt

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