Hier sieht Valérie zum ersten Mal ihren Vater
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Emotionaler Moment:Hier sieht Valérie zum ersten Mal ihren Vater

Valéries lange Suche nach ihrem leiblichen Vater
«Ich telefonierte alle Personen in Frankreich ab, die diesen Namen tragen»

Jahrzehnte lang suchte Valérie aus dem Wallis nach ihrem leiblichen Vater. Ein Zufallstreffer nach einem DNA-Test führte sie dann zu ihm nach Kanada.
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Valérie (links) mit ihrer Halbschwester in Paris. Die beiden Frauen sind mittlerweile sehr eng miteinander.
Foto: MyHeritage

Darum gehts

  • Valérie suchte über Jahrzehnte ihren Vater
  • DNA-Test brachte Erfolg
  • Wiedersehen in Paris
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Die Schweizerin Valérie (52) fühlte sich nie ganz vollständig. Immer hatte sie das Gefühl, dass ein Teil von ihr fehlt – bis im Teenageralter die Wahrheit ans Licht kam. Valérie erfuhr, dass der Mann, von dem sie ihre ganze Kindheit dachte, er sei ihr Vater, gar nicht ihr leiblicher Vater ist. Es ist der Anfang einer langen Suche – nach Identität und Wurzeln. 

Die Nachricht damals sei ein Schock gewesen, erzählt die Schweizerin im Gespräch mit Blick. 

«Es war ein Tabu in der Familie»

Mehrfach fragte die ehemalige Balletttänzerin ihre Mutter nach der Geschichte ihres biologischen Vaters. «Sie wollte mir aber nie etwas sagen. Wir sprachen in der Familie nicht darüber. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien über ihn aus.» 

Also begann die junge Frau, selbst nach ihrem Erzeuger zu suchen. «Ich schaffte es, mehrere Namen herauszufinden. Ich habe wirklich verrückte Sachen gemacht. Ich telefonierte alle Personen in Frankreich ab, die diesen Namen tragen.» Ohne Erfolg. 

DNA-Test führt zu Wunder

Im November 2019 kam der Wendepunkt: Valérie bekam von ihrem Mann einen DNA-Test geschenkt. «Ich habe schon von der Firma MyHeritage gehört und entschied mich dazu, es zu wagen. Die Firma hat sich auf Ahnenforschung spezialisiert und wertet DNA-Proben aus. Dadurch lassen sich Familienstammbäume erstellen und historische Dokumente durchsuchen. 

Valérie schickte den Speicheltest ein – und tatsächlich: Es gab einen Match. «Man fand eine Cousine von mir in Kanada», schildert die Schweizerin. Die Cousine fragte ihren Onkel – Valéries Vater – nach seiner Tochter. Schliesslich erfuhren auch dessen Ehefrau und Tochter von ihr. 

«Sie drängten ihn dazu, mich anzurufen», erklärt die 52-Jährige. Schliesslich erhielt Valérie einen Anruf, der ihr Leben veränderte. «Mein Vater war am Telefon.»

Eltern hatten Affäre

Der 83-Jährige begann, Valérie über das Geschehene aufzuklären. «Er hat mich zuletzt gesehen, da war ich ein Jahr alt.» Ihre Eltern hatten eine Affäre gehabt. «Sie haben sich sehr geliebt, aber sie konnten nicht zusammenbleiben, weil sie beide verheiratet waren und Kinder hatten.» Die 52-Jährige war froh, dass sie nun endlich die Wahrheit wusste. «Es hat mir Frieden gebracht, zu wissen, dass ich aus Liebe entstanden bin.» 

2020 kam es zum Treffen in Paris. «Er war im Spital. Ich habe meinen Vater dort besucht und ich war überglücklich.» Ein Video des Januartages dokumentiert die erste Umarmung. «Es war sehr schön. Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben vollständig gefühlt.» Es war das einzige Treffen. 

Wenige Monate nach dem Treffen starb Valéries Vater am Covid-19-Virus. «Es war schön, dass ich ihn noch einmal sehen konnte. Und ich habe jetzt eine zweite Familie geschenkt bekommen.» Mit ihrer Halbschwester versteht sie sich blendend. «Wir sind so gleich, das ist unglaublich. Wir entdecken immer wieder Parallelen zueinander», erklärt die Schweizerin.

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