Ungleichheit in den USA
Schwarze seltener gegen Corona geimpft als Weisse

Die Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weissen in den USA zeigt sich auch bei Corona-Impfungen. Wie Zahlen zeigen, sind Afroamerikaner in einer deutlichen Minderheit.
Publiziert: 26.02.2021 um 18:14 Uhr
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In den USA sind Schwarze, gerade auch was Corona-Impfungen angeht, in der Minderheit.
Foto: AFP

Die USA geben impftechnisch Vollgas. Allerdings profitieren bisher vor allem Weisse vom Corona-Vakzin. Wie «SRF» schreibt, beträgt beispielsweise der Anteil der Schwarzen von allen Geimpften in Miami lediglich acht Prozent. Dabei ist ihr Bevölkerungsanteil mehr als doppelt so gross.

Einer der Gründe dafür sieht Hansel Tookes, Infektiologe vom Jackson Memorial Hospital in Miami, im schwierigen Zugang zu Informationen. Denn um einen Impftermin zu bekommen, müsse man auf Twitter zuerst der Vorsitzenden des Bezirks folgen, um zu erfahren, auf welchen Webseiten Termine vergeben werden. Das sei für viele Menschen eine zu hohe Hürde. Viele Schwarze aus der Unterschicht hätten weder einen Internet-Anschluss – geschweige denn einen Twitter-Account, erklärt Tookes.

Misstrauen ins Gesundheitswesen

Gleichzeitig hätte Afroamerikaner ein tiefes Misstrauen in das Gesundheitswesen. Daraus resultiere eine tiefe Impfbereitschaft.

Das Misstrauen rührt aus der Vergangenheit. So wurden Schwarze im 19. Jahrhundert und auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts für medizinische Experimente missbraucht. Die Skepsis übertrage sich nun auch auf die Corona-Impfungen, sagt Tookes. Demnach seien derzeit lediglich 40 Prozent der Schwarzen bereit, sich impfen zu lassen. Bei der weissen Bevölkerung betrage der Anteil der Befürworter 70 Prozent.

Auch vonseiten der Weissen sind noch heute Vorurteile belegt. Eine Studie aus dem Jahr 2016 deckte auf, dass eine grosse Mehrheit der befragten Medizinstudenten glaubt, dass Schwarze weniger schmerzempfindlich seien. Eine erhobene Statistik zeigte, dass ihnen darum weniger Schmerzmittel verabreicht und Behandlungen häufig später angeordnet würden.

Schwarze sind gefährdeter

Um die Situation zu verbessern, versucht Infektiologe Tookes er mit gutem Beispiel voranzugehen. Um seinen schwarzen Mitbürgern die Angst zu nehmen, hat er sich öffentlich im TV die Spritze verpassen lassen.

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Dem Arzt ist dies auch deshalb ein grosses Anliegen, weil die schwarze Bevölkerung aufgrund von soziodemographischen Strukturen einem höheren Risiko ausgesetzt ist, an Corona zu erkranken. Die US-Gesundheitsbehörde CDC bestätigt, dass neben Schwarzen auch Latinos gefährdeter – und in der Impfstatistik trotzdem untervertreten – seien.

Den Zahlen von Donnerstag zufolge sind von allen Personen, die in den USA eine erste Impfung erhalten haben, 64,3 Prozent weiss und 6,5 Prozent schwarz. Bei den Latinos beträgt der Anteil 8,7 Prozent. Ähnlich sieht es bei Personen aus, die beide Impfdosen schon haben: 66 Prozent sind Weisse, 5,9 Prozent Schwarze und 7,8 Prozent Latinos. (man)


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