Darum gehts
- Patrioten-Miliz «Patriots for America» beendet Grenzpatrouillen nach Trumps Amtsantritt
- Miliz jagt nun Pädosexuelle im Internet statt illegale Migranten
- 29 Grenzpatrouillen kosteten die Miliz rund 200'000 Dollar
Sie gehört zu den radikalsten Gruppierungen in den USA: die private Miliz «Patriots for America», die jahrelang schwer bewaffnet an der amerikanischen Südgrenze auf Patrouille ging, um illegale Migranten aufzuspüren. «Wenn das Regime in Washington die Grenze nicht bewacht, dann tun wirs eben selbst», erklärte Milizenführer Samuel Hall (45) kurz vor Donald Trumps (79) Wahlsieg gegenüber Blick.
Vor exakt einem Jahr nahmen die umstrittenen Patrioten nach wochenlangem Hin und Her einen Blick-Reporter mit auf ihre nächtlichen Grenzgänge. Ein Jahr später brüstet sich die Trump-Regierung damit, dass die illegalen Grenzübertritte «auf Null» gesunken seien. Haben die Patriots for America also gar nichts mehr zu tun? Blick hat nachgefragt und erfahren, gegen welchen «düsteren inneren Feind» die texanische Miliz neuerdings kämpft.
An der Grenze sei es tatsächlich still geworden, erzählt Samuel Hall im Videocall. «Da gibt’s nur noch zirpende Grillen. Keiner kommt mehr illegal rüber», sagt der einstige Priester und Autoverkäufer, auf dem Kopf eine Militärmütze mit einem Kreuz aus Schwertern, an der Wand hinter sich herzförmige Deko-Artikel. Offiziell ist die Zahl illegaler Einwanderer in den USA auf den niedrigsten Stand seit 1970 abgesunken. «Trump hat durchgegriffen nach dem Biden-Chaos», sagt Hall.
Während 38 Monaten haben er und seine Waffenbrüder (und -schwestern!) 29 Rotationen von je fünf bis 15 Tagen unternommen. Mit bis zu 19 Gleichgesinnten fuhr und schritt Hall Nacht für Nacht die Grenze in West-Texas ab, um die in seinen Augen überforderten Grenzbehörden zu entlasten. Was in der Schweiz undenkbar wäre, ist in den USA zwar umstritten, aber legal.
Neues Ziel: Kinderschänder
Dass Hall und sein Team bei ihren selbstauferlegten «Missionen» teils mit schweren Schusswaffen durch die Quartiersträsschen der Grenzdörfer marschierten, irritierte manche Anwohner (Blick war dabei, als ein besorgter Hausbesitzer in der Grenzstadt Eagle Pass die Polizei rief, weil ihm die bewaffneten Männer mit den Nachtsichtgeräten vor seinem Haus nicht geheuer waren). Hall aber sagt: «Das war notwendig, um unser Land zu schützen.»
Nach Trumps Amtsantritt haben die Patriots for America alle weiteren Grenztouren vorerst abgesagt. «Es braucht uns da unten nicht mehr», sagt der Texaner Hall. Trump liess den Notstand ausrufen, hat Tausende Soldaten an die Grenze geschickt und die Budgets für die Sicherheit erhöht. Das zeigte Wirkung.
«Klar vermisse ich die Kameradschaft», sagt Hall. Mit seinen Teams hatte er jeweils in einem Airbnb in einem historischen Militärfort im texanischen Brackettville logiert. «Aber ich bin überglücklich, dass wir wieder sichere Grenzen haben in Amerika.» Nicht nur für die US-Bürger sei das gut, sondern auch für die Migranten, die die gefährliche Reise jetzt nicht mehr auf sich nehmen.
Flaute also an der Grenze, dafür gedeiht das Böse in Amerikas Internetforen. Halls Patrioten jagen neuerdings wieder Kinderschänder im Internet, wie sie das schon vor ihren ersten Grenztouren machten. «Alleine im vergangenen Monat haben wir mit unserer Methode 23 verdächtige Pädosexuelle ausfindig gemacht und den zuständigen Behörden gemeldet», erzählt Hall stolz. Derzeit widmeten die Patriots for America ihre volle Aufmerksamkeit dem «düsteren Feind» im Inneren. Mit welcher Methode die Patrioten die Pädos jagen, das will Hall vorerst für sich behalten.
Tief verschuldete Milizionäre
Und was ist mit den umstrittenen Einsätzen gegen illegale Migranten im Landesinneren, die Trump zu Zehntausenden verhaften und deportieren lässt? «Wir wären sofort dabei, wenn die Behörden Hilfe im Kampf gegen Gangs wie die MS 13 oder Tren de Aragua bräuchten», sagt Hall. Sollte sich die Situation an der Grenze in naher Zukunft plötzlich ändern, stünden er und seine Milizionäre ebenfalls jederzeit bereit. «Ich hoffe, uns braucht es nicht mehr. Aber falls doch, sind wir so ready wie nie zuvor.»
Nur: Leisten kann sich das Hall eigentlich nicht mehr. Bis zu 5000 Dollar gaben die Patriots for America pro Rotation aus – für das Airbnb, das Essen, das Benzin. «Die 29 Einsätze haben uns rund 200'000 Dollar gekostet», rechnet Hall vor. Seine Miliz lebt von Spendengeldern. Gerade mal 29'000 Dollar haben sie insgesamt eingenommen. «Ich muss noch mindestens drei Jahre lang Schulden abbezahlen», sagt Hall. Amerikas Sicherheit zu bewahren, ist ein teures Hobby.