Darum gehts
- Friedensnobelpreis-Gewinner wird am Freitag in Oslo bekanntgegeben
- Donald Trump und Wolodimir Selenski werden als Favoriten gehandelt
- 338 Kandidaten nominiert: 244 Einzelpersonen, 94 Organisationen
«Was Machado geleistet hat, ist unglaublich»
Spielen Frauen eine wichtige Rolle beim Schutz von Demokratien? «In der langen Geschichte des Preises sind mutige Männer und Frauen für die Demokratie aufgestanden. Was Maria Machado im Wahlkampf 2024 geleistet hat, ist unglaublich», antwortet der Vorsitzende. Anschliessend endet die Presserunde.
«Entscheidung basiert auf dem Willen von Alfred Nobel»
Nun stellen die Journalisten ihre Fragen. Es geht sofort um Trump. Wie das Komitee sicherstellen wolle, dass die Aufmerksamkeit auf Machado bleibe, ist eine Frage. Auch die zweite Frage geht um Trump und seinen Wunsch, den Nobelpreis zu gewinnen. «In der langen Geschichte des Nobelpreises hat das Komitee jede Art von Kampagne gesehen. Unsere Entscheidung basiert auf dem Willen von Alfred Nobel», so der Vorsitzende.
Machado erfüllte alle Kriterien des Komitees
Immer weniger Wahlen auf der Welt seien frei und fair, betont der Vorsitzende des Komitees. «Machado lebt versteckt, aus Angst vor dem venezolanischen Regime», erklärt er. «Freiheit darf niemals als selbstverständlich angesehen werden, sondern muss verteidigt werden», schiebt er nach. Machado habe alle Kriterien des Komitees erfüllt.
Maduro-Regime verhinderte ihre Präsidentschaftskandidatur
Das ehemalige Mitglied der venezolanischen Nationalversammlung setzt sich für Demokratie in dem autoritären Land ein. Sie gilt als Gegenspielerin des Diktators Nicolas Maduro. Ihr Engagement sei sehr gefährlich. Sie wird zitiert mit dem Leitsatz: «Abstimmungen über Kugeln». Das venezolanische Regime habe ihre Präsidentschaftskandidatur verhindert, erklärt der Sprecher des Komitees weiter.
Maria Corina Machado ist Friedensnobelpreisträgerin
Jetzt folgt der Moment, auf den alle gewartet haben: Der diesjährige Friedensnobelpreisträger wird bekannt gegeben. Es ist eine Frau. Es ist Maria Corina Machado.
Erwartet uns eine Überraschung?
Das Nobelkomitee in Oslo verkündet am Freitag um 11 Uhr, wer in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhält. Insgesamt wurden 338 Personen und Organisationen für die renommierte Auszeichnung vorgeschlagen. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die japanische Organisation Nihon Hidankyo, die sich für eine atomwaffenfreie Welt einsetzt.
Für 2025 macht sich insbesondere US-Präsident Donald Trump (79) Hoffnungen auf die Auszeichnung. Unter den gehandelten Namen finden sich aber auch die sudanesische Hilfsorganisation Emergency Response Rooms sowie Julia Nawalnaja, die Witwe des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Und ein anderer Präsident könnte Trump den Preis vor der Nase wegschnappen. Welcher das ist, liest du hier.
Wer also wird es? Blick tickert die Verleihung des Friedensnobelpreises ab 11 Uhr hier live.
In der norwegischen Hauptstadt Oslo wurde am Freitag verkündet, wer den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält. Er geht in diesem Jahr an die Politikerin Maria Corina Machado (58) aus Venezuela. Sie wird damit für ihren Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes ausgezeichnet, wie das norwegische Nobelkomitee in Oslo verkündete. Nominiert waren in diesem Jahr 338 Kandidaten, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen.
Sie werde ausgezeichnet für ihren «unermüdlichen Einsatz zur Förderung demokratischer Rechte für das Volk Venezuelas und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie», sagte Jörgen Watne Frydnes, der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, am Freitag in Oslo. Die venezolanische Oppositionsführerin Machado gilt als entschiedene Widersacherin des autoritären Präsidenten Nicolás Maduro (62).
Machado erhielt Morddrohungen
Machado sei eine «zentrale, einende Figur» der einst zutiefst gespaltenen Opposition gegen einen «brutalen, autoritären» Staat, der nun unter einer humanitären und wirtschaftlichen Krise leide, erklärte das Nobelkomitee weiter. Sie sei «eines der ungewöhnlichsten Beispiele für Zivilcourage in Lateinamerika in der jüngsten Zeit», sagte Frydnes.
Machado wird von ihren Anhängern als «La Libertadora» gefeiert, als «Befreierin». Obwohl ihr in ihrer Heimat die Festnahme droht und zahlreiche Oppositionelle bereits im Gefängnis sitzen, hat Machado das Land nicht verlassen. Dass sie trotz Morddrohungen im Land bleibe, habe Millionen Menschen «inspiriert», hob das Nobelkomitee hervor.
Machado ist untergetaucht. Sie tritt in Venezuela unangekündigt auf, hält etwa eine Rede auf der Ladefläche eines Lieferwagens und flieht anschliessend auf einem Töff. «Ich bin da, wo ich mich für den Kampf in Venezuela am nützlichsten fühle», hatte Machado im September vergangenen Jahres in einem Videointerview mit der Nachrichtenagentur AFP gesagt.
Wer nominiert ist, wird in der Nobelwelt stets 50 Jahre lang geheim gehalten. Aber vor allem einer machte aus seinem Anspruch auf den Preis keinen Hehl: Kurz nach der Bekanntgabe des Durchbruchs bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas zur Beendigung des Gaza-Kriegs hielt sich US-Präsident Donald Trump (79) mehr denn je für prädestiniert, auf ganz grosser Bühne als Friedensstifter geehrt zu werden. Dabei ist völlig unklar, ob der von ihm präsentierte Friedensplan nachhaltige Wirkung entfalten wird.
Trump will sieben Kriege beendet haben
Diesmal gab es 52 Nominierte mehr als im Vorjahr. Damals wurde die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo ausgezeichnet. Die Organisation von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki wurde damit für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt geehrt. Ihren Zielen versucht sie mithilfe von eindrücklichen Aussagen von Zeitzeugen Nachdruck zu verleihen.
Wohin der Nobelpreis diesmal vergeben wurde, war – auch wegen der vielen Krisenherde auf der Welt – kaum vorhersehbar. Trump selbst und einige seiner Getreuen betonten in den vergangenen Wochen immer wieder, dass er den Friedensnobelpreis verdient habe. Innerhalb von nur sieben Monaten habe er sieben Kriege beendet, hatte Trump etwa vor der Uno-Vollversammlung in New York gesagt – wobei diese Darstellung mindestens umstritten ist. Trump ficht das nicht an: «Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte», meinte er.
Trump und Selenski gehen leer aus
Der Durchbruch in Nahost dürfte ihn in dieser Sicht weiter bestärkt haben. Israels Präsident Isaac Herzog (65) schrieb dazu am Donnerstag auf der Plattform X: «Es besteht kein Zweifel, dass er dafür den Friedensnobelpreis verdient hat.» Auch Regierungschef Benjamin Netanyahu (75) forderte: «Gebt Donald Trump den Friedensnobelpreis – er hat ihn verdient!»
Als Trumps grössten Konkurrenten handelten die Wettbüros aktuell seinen Mal-Freund-mal-Feind Wolodimir Selenski (47). Hätte er den Preis abstauben, wären die Konsequenzen mit Blick auf den Krieg in der Ukraine völlig unklar gewesen.
Nawalnaja nicht ausgezeichnet
Die Wettbüros zählten neben Trump und Selenski die syrische Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim und die Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja (49), zu den Favoriten.
Das Trump leer ausgeht, überrascht nicht alle: Kritiker halten Trump nicht nur vor, die regelbasierte internationale Zusammenarbeit auf Basis multilateraler Verträge, Abkommen und Werte zu untergraben, sondern mit seinem radikalen Vorgehen vielmehr neue Konfliktherde geschaffen und politische Tabubrüche salonfähig gemacht zu haben.
Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Karim Haggag, regte an, den Nobelpreis an lokale Aktivisten zu verleihen, die sich fernab der grossen Weltöffentlichkeit unermüdlich um Vermittlung, Versöhnung und Friedensförderung bemühen. «Ich würde mich dafür aussprechen, den Preis an diejenigen zu vergeben, die ich als die vergessenen Friedensstifter vor Ort in den vergessenen Konflikten der Welt bezeichnen würde», sagte Haggag der Deutschen Presse-Agentur. Machado dürfte dieses Kriterium erfüllen.
Mehr als 900'000 Franken Preisgeld
Mit der Auszeichnung des Friedensnobelpreisträgers erreicht die Woche der Nobelpreis-Bekanntgaben alljährlich ihren Höhepunkt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. Die Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, die einzige Ausnahme bildet der Friedensnobelpreis in Oslo.
Auch in diesem Jahr sind die Nobelpreise erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert – umgerechnet entspricht das rund 929'000 Franken. Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).