Tödliche Schädlingsbekämpfung?
Neuer Verdacht im Vergiftungs-Drama von Istanbul

Nach drei rätselhaften Todesfällen in Istanbul sind zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen ins Spital gebracht worden. Sie wohnten im gleichen Hotel wie die Verstorbenen.
Publiziert: 21:37 Uhr
|
Aktualisiert: vor 35 Minuten
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Zunächst stand eine Lebensmittelvergiftung im Zentrum der Ermittlungen (Symbolbild).
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Der Tod zweier Kinder und ihrer Mutter in Istanbul sorgt für Aufsehen
  • Noch zwei Hotelgäste im Spital, weitere Verdächtige verhaftet
  • Lebensmittelvergiftung oder Schädlingsbekämpfung als Ursache?
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Im Fall um die mysteriösen Todesfälle in der türkischen Metropole Istanbul sind weitere Vergiftungsopfer und zusätzliche Festnahmen bekanntgeworden. Ausserdem gibt es eine neue Theorie darüber, wie es zu den plötzlichen Erkrankungen kommen konnte: Geschah das Drama wegen einer fehlerhaft durchgeführten Schädlingsbekämpfung? Neusten Erkenntnissen zufolge wurde das Hotel, in dem die Opfer wohnten, am 11. November teilweise mit Chemikalien desinfiziert.

Nach dem Tod der Hamburger Mutter und ihrer zwei Kinder im Alter von drei und sechs Jahren wurden inzwischen zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert, wie die Nachrichtenagenturen DHA und Anadolu berichten. Es soll sich dabei um einen Italiener und einen Marokkaner handeln. Sie übernachteten demnach in demselben Hotel in der Istanbuler Altstadt wie die Familie aus Deutschland.

Hotelbesitzer unter Verhafteten

Am Samstag nahm die Polizei drei weitere Verdächtige fest. Dabei handelt es sich der türkischen Zeitung «Cumhuriyet» zufolge um den Hotelbesitzer, den Sohn des Besitzers einer Schädlingsbekämpfungsfirma und eine Person, welche die Sprühaktion im Hotel durchgeführt hatte. Damit befinden sich bereits sieben Personen im Zusammenhang mit dem Fall in Gewahrsam.

Den Angaben zufolge ist der Hotelbesitzer unter anderem wegen «vorsätzlicher Körperverletzung» vorbestraft. Auch der Sohn des Besitzers der Schädlingsbekämpfungsfirma habe mehrere Vorstrafen. Berichten zufolge führten die Ermittler Untersuchungen im Hotel durch und transportierten zur Inspektion Gegenstände aus dem Gebäude. 

Gäste evakuiert

Wie die türkische Zeitung «Birgün» schreibt, wurde das Hotel evakuiert. Alle Gäste seien am Samstag in andere Unterkünfte gebracht worden.

Die Familie aus Deutschland hatte zunächst über Übelkeit und Erbrechen geklagt. Am Mittwoch wurde sie mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung ins Spital eingeliefert und behandelt, kurz darauf aber wieder entlassen. Als sich der Zustand der Kinder dramatisch verschlechterte, wurde die Familie erneut ins Spital gebracht. Kurz darauf verstarben beide Kinder, gefolgt von der Mutter. Der Vater wird weiterhin auf der Intensivstation behandelt.

Streetfood gegessen

Der Verdacht einer Lebensmittelvergiftung kam ursprünglich auf, weil die Familie Streetfood gegessen hatte. Ein Hotel-Verwantwortlicher sagte dem TV-Sender CNN Türk auf eine mögliche Lebensmittelvergiftung angesprochen, das Hotel habe kein Restaurant und lediglich Wasser im Angebot. Genaueren Aufschluss sollen Laborergebnisse geben, die noch ausstehen.

Die drei Todesopfer aus Hamburg, die türkische Wurzeln haben, wurden in einem Ort in der westtürkischen Provinz Afyonkarahisar im Beisein von Verwandten beerdigt. Ein Onkel des Vaters sagt gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, er sei zutiefst betroffen und fordere, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden: «Wer auch immer das getan hat, muss bestraft werden.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen