Sie sollte ihm Kinder schenken
Frau konnte vor Holländer Sekten-Guru fliehen

Sorina (53) sollte den Platz der «Urmutter» einnehmen und dem Sekten-Guru von Ruinerwold weitere Kinder schenken. Sie befreite sich rechtzeitig aus den Fängen des selbsternannten «Urvaters».
Publiziert: 20.01.2020 um 15:09 Uhr
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Gerrit-Jan D. (67) isolierte seine Familie neun Jahre lang von der Aussenwelt.
Foto: dpa

Der niederländische Sekten-Guru Gerrit Jan van D. (67) hielt über neun Jahre sechs seiner Kinder auf einem Bauernhof bei Ruinerwold gefangen und missbrauchte sie.

Die heute 53-jährige Sorina* sollte der Sekte von van D. weitere Kinder schenken. Doch sie konnte sich vom «Geisterbeschwörer» befreien, wie die «Bild» schreibt.

Trainingswoche beim Guru

Nachdem die erste Frau von Gerrit Jan van D. 2004 verstarb, suchte er einen Ersatz. Als Urmutter sollte Sorina an seiner Seite sein und ihm Nachwuchs gebären. Kennengelernt hatte Sorina den Sekten-Guru 2006. Sie lebte damals in England und ging mit ihrem damaligen Ehemann zu van D., wo sie eine Art Trainingswoche bei ihm verbrachten.

Als das englische Ehepaar wieder zu Hause war, brachte van D. Sorina nach und nach dazu, sich von ihrem Ehemann zu trennen. Im Oktober 2007 überzeugte er sie schliesslich davon, zu ihm zu kommen. Mit ihrem Kind machte sich Sorina auf den Weg in die niederländische Provinz Flevolan.

Der Urvater riegelte sich und seine Kinder 2010 schliesslich auf dem Ruinerwold-Hof ab, das in der Provinz Drenthe liegt.

Opfer von Wutausbrüchen

Sorina sollte als «Gefäss» für den Geist der verstorbenen Frau von van D. dienen. Denn der Sektenvater glaubt, Geister beschwören zu können und in die Körper Lebender zu transferieren.

«Ich war bereit, ein Kind von ihm zu bekommen», sagt sie laut «Bild.de». Obwohl sie keine Verhütungsmittel nahm, wurde sie nicht schwanger. «Das war mein Glück», sagt Sorina.

Mit der Zeit wurde sie immer häufiger das Opfer der Wutausbrüche von van D. Sie begann, misstrauisch zu werden. Schliesslich konnte sich Sorina aus seinen Fängen befreien und zu ihrem Ehemann zurückkehren.

Anhörung reine Formsache

Am Dienstag soll es zur ersten öffentlichen Anhörung kommen. Da man als Beschuldigter in den Niederlanden nur 110 Tage in Untersuchungshaft sitzen darf, ist die Anhörung reine Formsache. Dabei gibt die Staatsanwaltschaft Auskunft über die Anschuldigungen. Verantworten muss sich nicht nur der Sekten-Guru, sondern auch der österreichische Hof-Pächter Josef B., der von der Gefangenschaft und den Misshandlungen auf dem Hof wusste.

Van D. wird aber nicht vor Gericht erscheinen. Sein Gesundheitszustand lässt es nicht zu. (spr)

*Name der Redaktion bekannt

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