Neidisch auf den Schweiz-Deal
Sind die Deutschen am F-35-Debakel schuld?

Mit Neid blickten die Deutschen auf den scheinbar cleveren Schweizer F-35-Deal. Haben Sie in den USA Druck gemacht, damit der Preisunterschied zwischen ihrer und unserer Bestellung nicht so massiv ausfällt?
Publiziert: 28.06.2025 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2025 um 20:01 Uhr
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Demonstration in Berlin 2022: In Deutschland kam es zu Protesten gegen die Beschaffung der F-35.
Foto: AFP

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Guido FelderAusland-Redaktor

Die F-35 ist ein begehrter Vogel. Nebst den USA haben mindestens 15 Länder den modernen Kampfjet bestellt. So sind inzwischen 3000 Stück bei der Firma Lockheed Martin in Maryland auf der Bestellliste. Die Preise variieren stark, vor allem auch weil unterschiedliche Pakete angeboten werden.

Die Deutschen allerdings rieben sich die Augen, als sie erfuhren, dass sie für einen einzigen Jet satte 100 Millionen Franken mehr hinblättern müssen als die Schweizer. Daher die Frage: Hat eine Intervention Berlins in den USA dazu geführt, dass die Amerikaner nun den Preis für die Schweiz anheben?

Der Ärger bei den europäischen Regierungen und Flugzeugbauern war gross, als der Bundesrat mitteilte, dass er sich für die amerikanische F-35 entschieden habe. Doch auch europäische Länder – unter anderem Deutschland, Portugal, Belgien, die Niederlande, Italien und Norwegen – setzen selber auf die hypermoderne, vor dem Radar unsichtbare Kampfmaschine.

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Für die Schweiz soll die F-35 nun einiges teurer werden.
Foto: Anadolu via Getty Images

Nochmals Ärger gab es, als die Preise bekannt wurden. Die ehemalige Mitte-Bundesrätin Viola Amherd (63) hatte mit den Amerikanern für 36 Jets einen Fixpreis von 6 Milliarden Franken verhandelt, was einem Stückpreis von 167 Millionen Franken entspricht. Schlägt man nun zusätzliche allfällige Mehrkosten von 1,3 Milliarden Franken hinzu, kommt man auf einen Stückpreis von 203 Millionen Franken.

Deutschland zahlt viel mehr

Von Deutschland verlangt Lockheed Martin einen viel höheren Preis. Joachim Weber, Sicherheitsexperte an der Universität Bonn, hatte das Schweizer und das deutsche Paket miteinander verglichen und berechnet, dass die Bundeswehr für eine der 35 bestellten Maschinen umgerechnet 266 Millionen Franken hinblättern muss. Das sind rund 100 Millionen Franken mehr als der ursprüngliche Preis für die Schweiz und immer noch 63 Millionen mehr, wenn man ihn mit dem maximal zu erwartenden Preis vergleicht.

Deutsche Medien schrieben, die inzwischen abgewählte SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (60) habe sich von den Amerikanern über den Tisch ziehen lassen und werfe das Geld der Steuerzahler zum Fenster hinaus. Der Preisunterschied führte auch im Bundestag zu einem Vorstoss der Linken. Die Antwort darauf war allerdings ausweichend: Man sei über die Kosten und den Leistungsauftrag der Schweizer Beschaffung nicht informiert, zudem seien Einzelheiten der Preiskalkulation «nur für den Dienstgebrauch», also geheim.

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Hat Deutschland Druck gemacht?

Nach der Mitteilung des Bundesrats am Mittwoch, dass die Lieferung trotz abgemachten Fixpreises um bis zu 1,3 Milliarden Franken teurer werden könnte, stellt sich die Frage: Sind gar nicht höhere Produktions- und Energiekosten sowie die Inflation der Grund? Hat möglicherweise das verärgerte deutsche Verteidigungsministerium in den USA Druck ausgeübt, sodass die Amerikaner die unterschiedlich hohen Preise nun einander angleichen wollen?

Ein Sprecher des Ministeriums verweist auf Anfrage von Blick darauf, dass ein direkter Vergleich mit Beschaffungen anderer Nationen nicht möglich sei, und bittet «um Verständnis, dass wir uns aus vertragsrechtlichen Gründen nicht näher zu den Details und Preisen äussern werden».

«Es ist alles denkbar»

Doch für die Fachleute ist klar, dass da etwas gegangen sein muss. Hansjörg Egger, Aviatikexperte und ehemaliger Angehöriger der Schweizer Luftwaffe, sagt gegenüber Blick: «Es läuft in diesem Business extrem viel hinter den Kulissen.» Zwar sei es schwierig, wegen der verschiedenen Pakete einen direkten Preisvergleich zu ziehen. «Aber dieser Preisunterschied ist schon sehr krass, sodass man davon ausgehen kann, dass hier nachverhandelt wird», meint Egger.

Auch Ralph D. Thiele, Vorsitzender der deutschen Politisch-Militärischen Gesellschaft und Präsident von Eurodefense Deutschland, schliesst eine Intervention nicht aus. Gegenüber Blick sagt er: «Es ist alles denkbar. Das deutsche Verteidigungsministerium wäre sogar gut beraten, dies zu tun.» Auch dass der Hersteller einem solchen Druck nachgeben würde, kann sich Thiele vorstellen: «Schliesslich will Lockheed Martin noch weitere Maschinen verkaufen.»

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