Heftige Macho-Vorwürfe gegen den kanadischen Regionalpolitiker Jon Reyes (49). Während er am Freitag bis spät in die Nacht Tennis schaut, arbeitet seine Frau Cynthia als Krankenpflegerin bei einer Zwölf-Stunden-Nachtschicht im Spital. Als sie am Samstagmorgen nach Hause kommt, schaufelt sie auch noch die Zufahrt zu ihrem Haus vom Neuschnee frei. Und was tut Jon Reyes?
Anstatt zu helfen, fotografiert er seine Frau aus dem Fenster von der warmen Stube aus – und postet das Bild auf Twitter. «Selbst nach einer zwölfstündigen Nachtschicht im Krankenhaus hat meine Frau immer noch die Energie, die Auffahrt freizuschaufeln», schreibt der Politiker dazu. «Gott segne sie und alle Kämpfer an der Front. Zeit, dass ich ihr Frühstück mache.»
«Warum haben Sie das nicht getan?»
Der Beitrag wurde inzwischen mehr als 27'000 Mal geteilt. Viele der über 17'000 Kommentare gehen mit dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung der Provinz Manitoba hart ins Gericht: «Warum haben Sie das nicht übernommen?», schreibt etwa ein Twitter-User. «Und wenn Sie es aus irgendwelchen Gründen nicht selbst tun können, warum bezahlen Sie nicht jemanden, der das für Sie erledigt, damit sie nach Hause kommt und eine saubere Einfahrt vorfindet und direkt ins Bett gehen kann? Was ist nur los mit Ihnen?»
In einem anderen Kommentar wird darauf hingewiesen, dass Reyes auf Twitter nur wenige Stunden zuvor einen Tennis-Match kommentierte. «Sie waren um 2:45 Uhr morgens wach und haben Tennis geschaut, während Ihre Frau während einer Pandemie eine Zwölf-Stunden-Schicht in einem Krankenhaus hatte», schreibt eine Twitter-Nutzerin. «Dann haben Sie vom warmen Zuhause aus ein Foto von ihr gemacht, wie sie die Einfahrt Ihres Hauses freischaufelt. Viel Glück, Mann. Ich habe Leute schon für viel weniger aus meinem Leben gestrichen.»
Sie nimmt ihn in Schutz
Angesichts der Wut-Welle über das Macho-Gebaren ihres Ehemanns, schaltete sich Cynthia Reyes auf Twitter in die Diskussion ein: «Alles, was ich tun wollte, war schaufeln», so die Krankenpflegerin. In einem ausführlichen Facebook-Post erklärt sie weiter, dass sie nach Hause gekommen sei, bevor jemand wach gewesen sei.
Als sie zur Einfahrt ihres Hauses gekommen sei, habe sie «Energie verspürt, um den Schnee wegzuschaufeln, der die ganze Nacht über bis am Morgen gefallen war». Das sei ein tolles Training gewesen und habe es ihr erlaubt, abzuschalten. Zudem sei die Luft erfrischend gewesen, schliesslich habe sie die ganze Nacht eine Maske getragen. «Das Wetter war mild, und es war ruhig und friedlich.»
Ehemann Reyes rechtfertigte sich gegenüber dem kanadischen Sender CBC: «Meine Frau ist unglaublich, sowohl zu Hause als auch bei der Arbeit. Ich bin unendlich dankbar für sie und alles, was sie tut. Ich liebe sie sehr.» Er sei froh, dass sie «die weltweite Anerkennung erhält, die sie verdient». Man könne nie genug tun, um den Beschäftigten im Gesundheitswesen Dankbarkeit zu zeigen. (noo)
