Darum gehts
- Neues Verkehrskonzept in Konstanz führt zu Staus und Chaos
- Bahnhof für Autos gesperrt, C-Konzept statt Ringverkehr eingeführt
- Verkehrskadetten kosten die Stadt bis zu 20'000 Euro pro Tag
Nichts geht mehr. Weder vor noch zurück. Eine lange Auto-Kolonne schlängelte sich am Samstag durch Konstanz. Die Bodanstrasse und ein Teil der Oberen Laube waren praktisch dicht. Regelmässig staut es sich in der deutschen Stadt, direkt an der Schweizer Grenze. Gerade jetzt ist natürlich viel los in der Vorweihnachtszeit. Dazu lockt auch noch der Weihnachtsmarkt am See zu einem Besuch. Und trotzdem ist es anders als sonst.
Denn dieses Weihnachten hat die Stadt ein neues Verkehrskonzept eingeführt. Damit sollte es eigentlich besser laufen. Tut es aber nicht. Früher konnten Autofahrerinnen und Autofahrer über den Bahnhofplatz weiterfahren, wenn das Parkhaus des Einkaufszentrums Lago voll ist. Doch das geht nicht mehr. Der Bahnhof ist für Autos tabu. Nur kurz dort anhalten, um jemanden vom Bahnhof abzuholen, ist möglich. Zurück geht es wieder über die Bodanstrasse.
Lago-Parkhaus ist schnell voll – trotz über 900 Plätzen
Statt des Ringverkehrs, der früher möglich war, hat sich die Stadt für ein sogenanntes C-Konzept entschieden. Das heisst: Der Weg zum Lago und zum Parkhaus ist wie eine Sackgasse. Es gibt nur einen Weg wieder zurück und keine Ausweichmöglichkeit. Und das Lago-Parkhaus kommt schnell an seine Grenzen – trotz über 900 Stellplätzen.
Damit es kein Chaos gibt, braucht es Verkehrskadetten. Dazu schreibt die Stadt auf ihrer Website: «Weil an sogenannten Hochlasttagen – Samstagen, Brückentagen und an einigen Tagen in der Adventszeit – mehr Autos in die Stadt wollen, als Stellplätze vorhanden sind, werden an diesen Tagen Verkehrskadetten eingesetzt, die die Zufahrten je nach Auslastung der Parkhäuser sperren oder öffnen.» Und das kostet die Stadt viel Geld: 20'000 Euro pro Tag.
«Einfach mal besser planen, bevor man baut»
Aber geht das Konzept wirklich auf? «Seit dem neuen C-Konzept funktioniert es gar nicht mehr. Wir bekommen die Autos nicht mehr aus dem Parkhaus raus», sagt ein Lago-Parkhaus-Mitarbeiter zum «Südkurier». Er ist mit seinem Frust nicht allein.
Besonders auf Facebook finden sich viele genervte Kommentare. «Einfach mal besser planen, bevor man baut.» Oder: «Ist doch kein Wunder bei der Verkehrsplanung am Bahnhof.» Jemand anderes schreibt: «Die Schweizer Einkaufstouristen sind nicht an der Misere schuld, sondern die Konstanzer Verkehrspolitik.»
«Mir ist es unbegreiflich!»
In den Kommentaren finden sich auch mehrere Forderungen, wieder einen Ringverkehr einzuführen. Heisst: Der Verkehr kann über den Bahnhofplatz weitergeleitet werden. «Ein Bahnhof, den man nicht anfahren darf, echt ein Albtraum. Wer plant so was?»
Andere verweisen auf die vielen anderen Möglichkeiten, ohne Auto in die Stadt zu kommen. Wer an solchen Tagen mit dem Wagen nach Konstanz komme, sei selber schuld. «Mir ist es unbegreiflich! Jeden Samstag fahren so viele Autos in die Stadt! Es gibt auch Busse! Ausserhalb am Bodenseeforum ist ein grosses Parkhaus, das leer ist.»
«Advent, Advent – das Parken ist geschenkt!»
Die Stadtverwaltung empfiehlt Gästen, die Park-&-Ride-Möglichkeiten beim Parkhaus Europabrücke und Schänzlehalle. Und schreibt dazu: «Per Shuttlebus gelangen Sie samstags von dort kostengünstig in die Innenstadt und wieder zurück.» Damit es sich auch lohnt für die Besucher, gibt es für die Vorweihnachtszeit die Aktion «Advent, Advent – das Parken ist geschenkt!».
«Wer im Parkhaus Europabrücke parkt, mit dem Tagesticket den Stadtbus nutzt und in die Innenstadt fährt, erhält einen 15-Euro-Gutschein für das Lago-Shopping-Center», heisst es dazu auf der Seite der Stadtwerke Konstanz. Klingt toll – das Stauchaos am Wochenende konnte die Aktion aber nicht verhindern. Die Stadt Konstanz hat sich auf Anfrage von Blick bisher nicht geäussert.