Russische Hooligans greifen wie eine Armee an
Trainiert, organisiert, extrem brutal

Frankreich ist für gewalttätige Fans das Paradies. Das nützen die Ultras aus Russland aus. Nach der Schlacht in Marseille verhöhnen sie die englischen Hooligans als «Mädchen».
Publiziert: 14.06.2016 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:10 Uhr
So schlägt sich ein russischer Hooligan durch Marseille
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Verstörendes Gopro-Video:So schlägt sich ein russischer Hooligan durch Marseille
Guido Felder

An der EM in Frankreich sorgten die russischen Hooligans nach dem Spiel zwischen Russland und England für Schrecken. Sie gingen auf englische Fans los und verletzten 35 Personen. Mehrere der Muskelprotze waren mit Teleskopstöcken, Messern, Kampfhandschuhen und Zahnschutz ausgerüstet. Für Brice Robin, Staatsanwalt von Marseille, ist klar: «Die Russen waren für ultraschnelles und ultrabrutales Vorgehen extrem gut vorbereitet. Das sind Leute, die für so etwas trainieren.»

Die Russen gehen vorwiegend nüchtern in den Kampf – im Gegensatz zu den Briten, die sich mit Alkohol in Stimmung bringen. Ein russischer Hooligan namens Wladimir höhnt auf «Daily Mail»: «Die englischen Fans sind zu alt, zu fett und zu betrunken für einen anständigen Kampf. Sie sagen immer, dass sie die grössten Hooligans seien. Aber wir haben bewiesen, dass es lauter Mädchen sind.»

In Moskau spielt der gleiche Wladimir den braven Mann: Der PR-Manager ist verheiratet und Vater zweier Kinder!

Ein anderer Hooligan mit blauem Sonnenhut wurde mehrere Male fotografiert, wie er auf andere Fans eindrosch. Obwohl es Bilder von ihm gibt, läuft er immer noch frei herum. 

Lob von russischen Politikern

Russische Politiker beobachten die Aggressionen mit Genuss. Parlaments-Vize Igor Lebedew lobte sogar: «Gut gemacht, Jungs! Ihr habe die Ehre eures Landes verteidigt und nicht zugelassen, dass die Engländer unser Mutterland beschmutzen.»

Die französischen Behörden wollen nun 29 Russen ausweisen. 

Frankreich ist für Hooligans ein perfekter Schlachtplatz. Die Spielorte liegen nahe beieinander, die Städte sind verschachtelt, die Grenzen offen und die Strafen klein. Zudem konzentriert sich die Polizei wegen der Terror-Gefahr auf Orte wie Flughäfen, Stadien, Bahnhöfe und grosse Plätze.

Für Hooligans ist es für lange Zeit auch die letzte Chance, auf den Putz zu hauen. Denn an der WM 2018 in Russland soll eine strenge Polizei solche Ausschreitungen verhindern. 2020 findet die EM in ganz Europa statt: zu verzettelt für die Hooligans. Und die WM 2022 in Katar wird wohl das massivste Sicherheitsereignis der Neuzeit.

Morgen spielen die Russen in Lille gegen die Slowakei. Die Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft. Gibts wieder Gewalt, droht dem russischen Team der EM-Ausschluss.

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