Darum gehts
- Einjähriger Junge im Auto zurückgelassen, nach eineinhalb Stunden gerettet
- Auch in Parkhäusern können Autos zur gefährlichen Hitzeglocke werden
- Pflegemutter tauchte erst nach drei Stunden auf, Verfahren eingeleitet
Dass parkierte Autos in der prallen Sonne schon innert Minuten zur gefährlichen Hitzeglocke werden können, ist bekannt. Nicht zuletzt schockierten auch in diesem Sommer wieder Horror-Fälle von überhitzten Kindern, die im Auto zurückgelassen wurden.
Doch der aktuelle Fall eines einjährigen Buben, der in einem im Parkhaus abgestellten Auto zurückgelassen wurde, zeigt: Nicht nur unter direkter Sonneneinstrahlung können Autos zur Todesgefahr werden.
Erst nach eineinhalb Stunden befreit
Eine Frau (36) parkierte am Dienstagmorgen ihr Auto in einem Parkhaus in der Nähe eines Shoppingcenters in Düsseldorf (D). Ihren einjährigen Pflegesohn liess sie dabei im Auto zurück, um in Ruhe shoppen zu gehen, wie RTL berichtet. Erst nach eineinhalb Stunden bemerkte ein Parkhaus-Kunde das weinende Kleinkind.
Die alarmierte Polizei handelte sofort und schlug die Scheibe des Wagens mit einem Nothammer ein, um den Einjährigen zu befreien. Polizeisprecher Markus Seitz erklärte gegenüber RTL: «Wenn wir jetzt auf einen Schlüsseldienst oder Ähnliches gewartet hätten, hätte das eventuell die Gesundheit des Kindes erheblich gefährdet.»
Ohne Luftzirkulation droht Ersticken
Denn auch im Parkhaus kann das Auto für zurückgelassene Kinder und Haustiere zur Todesfalle werden: «Die Luft im Auto ist stickig, es wird kein Sauerstoff hinzugeführt, da kann es im schlimmsten Fall natürlich passieren, dass ein Kind erstickt», betonte der Polizeisprecher gegenüber dem Sender.
Zusätzlich sei es warm im Parkhaus gewesen. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr, denn die Motoren der abgestellten Autos erwärmen die Luft in Parkhäusern deutlich. Sind die Parkhäuser dabei nicht gut durchlüftet, staut sich die Wärme immer mehr an. Selbst im Winter wird dieser Effekt spürbar. Im Innenraum des Autos sammelt sich die Umgebungswärme schliesslich in einer Art Treibhauseffekt an. Und kann auch nach geringer Zeit zu heiss werden.
Auch Hitze kann im Parkhaus fatal werden
Gerade im Sommer erhöht sich die Hitze im parkierten Auto. Ist der Wagen vorher der Sonneneinstrahlung ausgesetzt gewesen, können sich neben der Karosserie auch das Cockpit und die Sitze im Innenraum aufheizen. Da beim abgestellten Fahrzeug die Luftzirkulation fehlt, kann die Hitze daher nicht abweichen. Die Folge: stickige und immer heisser werdende Luft.
Gerade für kleine Kinder ist das eine erhebliche Gefahr. Denn Kleinkinder und Babys vertragen Hitze deutlich schlechter als Erwachsene, schreibt die deutsche Krankenkasse AOK. Das liege daran, dass sie weniger schwitzen und beim Bewegen mehr Stoffwechselwärme erzeugen. Auch das grössere Verhältnis zwischen Hautoberfläche und Körpergewicht als bei Erwachsenen schränke die Anpassung des Körpers an Hitze ein.
Pflegemutter tauchte erst nach Stunden auf
Im Fall aus Deutschland zeigte sich: Das Eingreifen des Passanten dürfte das Kind gerettet haben. Denn die Pflegemutter blieb auch Stunden später verschwunden. Selbst Durchsagen im Einkaufszentrum hätten keinen Erfolg gebracht, berichtet RTL. Erst als die Polizei das Auto nach drei Stunden abschleppen wollte, tauchte die 36-Jährige auf. Ihre Ausrede: Sie habe nur kurz weggehen wollen, dann aber die Orientierung verloren und das Auto nicht mehr gefunden.
Die gute Nachricht: Das Kleinkind wurde nach dem Vorfall ins Spital gebracht und für unverletzt erklärt. Gegen die Pflegemutter laufe ein Verfahren wegen Verletzung der Fürsorgepflicht, erklärte der Polizeisprecher RTL. Auch der Kinderschutzdienst sei eingeschaltet worden und übernehme die Betreuung des Buben.