Das Phänomen, wenn es darauf ankommt zu scheitern, hat einen Namen: «choking under pressure» (zu deutsch: Ersticken unter Druck). Schon vor Jahren hat ein Forschungsteam der Technischen Universität München damit begonnen, eine Lösung für das allseits bekannte Problem zu suchen.
Dabei haben sich die Wissenschaftler auf die Untersuchung von Sportarten spezialisiert, da das Phänomen gerade im Sport vermehrt auftritt. So wurden Sportler beim Badminton, Beachvolleyball, Fussball, Golf, Taekwondo oder auch Turnen untersucht – und etwas Erstaunliches wurde festgestellt: Ein Handgriff-Trick kann Nervosität lindern und Genauigkeit fördern.
Experiment liefert klare Ergebnisse
Die Forscher haben gemerkt, dass das Drücken eines Balls mit der linken Hand bei den Rechtshändern eine positive Wirkung zeigt, berichtet das «Deutsche Gesundheitsportal». Um diese Entdeckung besser zu analysieren, nahmen die Forscher Tennis in den Fokus, konkret: den Aufschlag beim Tennis. Dafür mussten die Probanden, Athleten zwischen 17 und 18 Jahren, mit dem Aufschlag versuchen, den Ball so nah wie möglich an ein vorgegebenes Ziel zu schlagen.
Eine Gruppe drückte dabei vor dem Aufschlag zehn bis 15 Sekunden lang mit der linken Hand einen Tennisball, während die andere Gruppe zehn bis 15 Sekunden lang mit der rechten Hand den Schlägergriff drückte.
Zuerst führten beide Gruppen je acht Aufschläge ohne den Drück-Trick durch, und in einer zweiten Runde dann mit. Die Ergebnisse waren deutlich: In der Gruppe, die mit der linken Hand einen Ball drückte, blieb die Genauigkeit der Aufschläge stabil. In der anderen Gruppe hingegen vergrösserte sich der Abstand vom Ziel stetig, was auf einen Leistungsabfall hindeutet.
«Dynamischer Handgriff lässt sich auch ausserhalb des Sports einsetzen»
Psychologie-Professor Jürgen Beckmann (67), Teil des Forschungsteams, erklärt sich diesen Unterschied mit den beiden unterschiedlichen Gehirnhälften. «Die grundlegende Annahme ist, dass die rechte Gehirnhälfte eine ganzheitliche Ausführung einer hochautomatisierten Bewegung begünstigt, während die linke Gehirnhälfte durch sprachliche Repräsentation eher zu einer Zerlegung der Bewegungsausführung führt», wird er vom «Deutschen Gesundheitsportal» zitiert.
Die These der Forscher: Bei einem Druck in der linken Hand soll bei Rechtshändern so die rechte Gehirnhälfte stärker aktiviert werden, was zu einer höheren Leistungsfähigkeit führt. Möglich ist aber auch, dass nicht die rechte Gehirnhälfte stärker aktiviert, sondern die linke Gehirnhälfte gehemmt wird, erklärt Professor Beckmann weiter. So würden die angstbedingten, störenden Repräsentationen minimiert werden.
In jedem Fall begünstigt das Drücken eines Balls aber die Leistungsfähigkeit. Der Trick eignet sich übrigens nicht nur für Tennisspieler. «Der dynamische Handgriff lässt sich auch ausserhalb des Sports einsetzen», so der Psychologie-Professor.
Und wer gerade keinen Ball zur Hand hat, kann einfach mit der linken Hand eine Faust formen und 15 Sekunden lang zusammenpressen. Ob Linkshänder im Umkehrschluss dann die rechte Hand benutzen können, ist noch nicht klar. Die Forscher haben bisher nur Rechtshänder untersucht, da die Interaktionen der verschiedenen Gehirnbereiche bei ihnen eindeutiger erkennbar sind. (obf)