Darum gehts
- Glasfaserdrohnen prägen Krieg zwischen Russland und Ukraine
- Glasfaserkabel macht russische Drohnen immun gegen elektronische Störsender und
- Drohnen haben Reichweite von bis zu 20 Kilometern und können bisher nur händisch abgewehrt werden
Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine rückt aktuell eine zentrale taktische Waffe in den Vordergrund: Glasfaserdrohnen entscheiden das Geschehen auf dem Schlachtfeld. Schon im Herbst 2024 testeten russische Eliteeinheiten den Einsatz dieser Drohnen. Nun bedroht Wladimir Putin (72) die Ukraine umfassend mit seiner neuen Waffe.
Der entscheidende Vorteil: Im Gegensatz zu gewöhnlichen First-Person-View-Drohnen sind die neuen Drohnen nicht mehr auf Funkkontakt per Antenne angewiesen, sondern verfügen über ein hauchdünnes Glasfaserkabel. Das macht sie immun gegen elektronische Störsender. Blick erklärt, was hinter der neuen Schlachtfeldtaktik steckt.
Wie funktionieren die Glasfaserdrohnen?
Ein nur 0,2 Millimeter dünnes Glasfaserkabel befindet sich unterhalb der Drohne in einem Zylinder und rollt sich beim Vorwärtsflug von einer Spule ab. Elektronische Störsignale sind machtlos gegen den neuen Drohnentyp, der auch von den Einschränkungen des Funkbereichs befreit sei, schreibt «The Kyiv Independent». Denn die meisten FPV-Drohnen kommunizierten über analoge oder digitale Antennen – besonders bei grossen Distanzen sei man deshalb auf gute Signalverbindungen angewiesen. Das Glasfaserkabel umgehe all diese Probleme. Auch eine perfekte Videoübertragung bis zum Ziel sei so garantiert. Mittlerweile besitzen die Drohnen eine Reichweite von bis zu 20 Kilometern.
Wie effektiv ist die neue Waffe?
Solange das Kabel nicht reisst, können die Glasfaserdrohnen meist nur noch händisch abgewehrt werden. Wie «The Kyiv Independent» darlegt, habe Putins neue Wunderwaffe bereits grosse Auswirkungen gezeigt. So seien die Drohnen zentral bei der Rückeroberung der Grenzregion Kursk gewesen und für Schäden in der Logistik an der gesamten Front.
Welche Gegenmassnahmen gibt es?
Derzeit setze man auf eine «Kombination aus passiven und aktiven Gegenmassnahmen», erklärt Federico Borsari, Analyst des US-Thinktanks Center for European Policy Analysis (CEPA). Da die Fasern das Sonnenlicht reflektieren, seien sie zumindest bis zum russischen Piloten zurückzuführen. Jedoch erschwerten die bereits zahlreich auf dem Schlachtfeld verteilten Glasfasern diese Verfolgung. Nach Angaben des «Guardian» setze man sonst verstärkt darauf, die Kabel zu zerstören: mit Netzen oder durch Abschneiden oder Verbrennen. Weiter berichtet das Magazin «Nordic Defence Review» von Versuchen, die Drohnen mit Infrarot- oder Akustik-Systemen zu orten und sie dann abzuschiessen.
Setzt die Ukraine auch Glasfaserdrohnen ein?
Weiter setzt auch die Ukraine darauf, Glasfaserdrohnen taktisch zu verwenden. Elite-Einheiten wie «Achilles» berufen sich bereits auf die neuen Waffen, schreibt «Welt». Der ukrainische Digitalminister Mychajlo Fedorow (34) habe bereits zur Massenproduktion der Glasfaserdrohnen aufgerufen. Doch nicht nur bei den Drohnen selbst besteht ein Rückstand. Auch in der ukrainischen Armee gebe es nur wenige Piloten mit der Erfahrung, die Glasfaserdrohnen zu steuern, verdeutlicht Oleksii Zhulinskyi (28), Gründer der ukrainischen Glasfaserdrohnen-Firma 3DTech, gegenüber «Welt». Umfassende Schulungen seien daher nötig.
Wie reagiert die Nato?
Auch die Nato will den russischen Angriffen durch Glasfaserdrohnen ein Ende setzen. Am Freitag werden in Tallinn in Estland Konzepte vorgestellt, wie die neuen Drohnen effektiv abgewehrt und vernichtet werden können. Dazu war ein Wettbewerb ausgerufen worden, aus dem die besten Ergebnisse nun in Estland getestet werden.