Nach monatelanger Haft in USA
Pro-Palästina-Aktivist Machmud Chalil frei

Der palästinensische Aktivist Machmud Chalil (30) wurde in den USA gegen Kaution aus der Abschiebehaft entlassen. Ein Bundesrichter in New Jersey ordnete die Freilassung an, während das Verfahren fortgesetzt wird. Der Fall sorgt seit Monaten für Aufsehen in den USA.
Publiziert: 05:54 Uhr
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Aktualisiert: 05:59 Uhr
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Der palästinensische Aktivist Machmud Chalil spricht nach seiner Entlassung aus der Abschiebehaft in Jena, Louisiana.
Foto: Matthew Hinton

Darum gehts

  • Palästinensischer Aktivist Machmud Chalil gegen Kaution aus Abschiebehaft entlassen
  • US-Richter bezeichnete Regierungsversuch, Chalil festzuhalten, als sehr ungewöhnlich
  • Chalil besitzt Greencard, seine Frau ist US-Bürgerin, Kind kam kürzlich zur Welt
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Der in den USA festgenommene palästinensische Aktivist Machmud Chalil (30) ist gegen Kaution aus der Abschiebehaft entlassen worden.

Chalil verliess die Haftanstalt in Jena im US-Bundesstaat Louisiana am Freitagabend (Ortszeit), wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Ein US-Richter hatte die Freilassung zuvor angeordnet.

«Frau und Sohn umarmen»

Der Bundesrichter im Bundesstaat New Jersey habe damit Chalils Antrag auf Freilassung stattgegeben, während sein Verfahren fortgesetzt werde, berichteten das «Wall Street Journal» und der Sender CBS News. Auf die Frage, was er bei seiner Heimkehr als Erstes machen würde, antwortete Chalil laut «New York Times»: «Nur meine Frau und meinen Sohn umarmen.»

Der Fall sorgt in den USA seit Monaten für grosses Aufsehen. Es war die erste öffentlich bekanntgewordene Festnahme eines propalästinensischen Aktivisten während der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump (79) – inzwischen sind weitere hinzugekommen.

Chalil wurde im März in seinem Wohnhaus in New York festgenommen und anschliessend in eine Haftanstalt im Bundesstaat Louisiana verlegt. Der Absolvent der renommierten Columbia University in Manhattan hatte sich an propalästinensischen Protesten auf dem Campus beteiligt. Die US-Regierung will ihn abschieben und wirft ihm unter anderem vor, auf dem Universitätsgelände Flugblätter mit dem Logo der islamistischen Hamas verteilt zu haben. Chalils Anwälte weisen die Vorwürfe zurück.

Wie der Richter seinen Beschluss begründet

Der Bundesrichter bezeichnete den Versuch der Regierung, Chalil weiter festzuhalten, in der telefonischen Anhörung an diesem Freitag laut dem Sender NPR als «sehr, sehr, sehr ungewöhnlich». Er stellte nach Angaben der «New York Times» fest, dass die verbliebenen Anschuldigungen gegen Chalil keine Inhaftierung erfordern.

Zuvor hatte der Richter bereits entschieden, dass die Begründung, mit der Chalil bislang festgehalten wurde, nicht rechtens sei. Dabei handelt es sich um eine selten genutzte Bestimmung, wonach Chalils Anwesenheit angeblich aussenpolitische Interessen der Vereinigten Staaten gefährde. Das Gericht erklärte diese Praxis für voraussichtlich verfassungswidrig.

Ein Anwalt des Justizministeriums hat CBS News zufolge gesagt, dass die Regierung wahrscheinlich Berufung gegen die nun getroffene Entscheidung einlegen werde. Ob sie auch neue Haftgründe geltend machen wird, war zunächst unklar.

Chalil wurde vor kurzem Vater

Nach Angaben seiner Anwälte besitzt Chalil eine Greencard, die ihm ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in den USA gewährt. Seine Ehefrau ist US-Staatsbürgerin - das gemeinsame Kind kam kürzlich zur Welt. Chalil durfte seinen Sohn erst nach der Geburt kurz sehen.

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