«Ich bin so traurig», sagt Praskoviya Mihalovna (67). «Es schmerzt so sehr, dass die Russen so etwas getan haben!»
Mihalovna spricht über ein Video, das in den sozialen Medien kursierte. Darin ist zu sehen, wie der ukrainische Soldat Oleksandr Matsiyevsky (†42) brutal hingerichtet wird. Er war Mihalovnas Sohn. Aus wenigen Metern Entfernung schiessen russische Soldaten mit Maschinengewehren auf ihn, obwohl er sich längst ergeben hatte. Und filmen das Ganze. Bevor er erschossen wurde, sagte er: «Ruhm der Ukraine!»
Mihalovna sah das Video zu Hause in Deutschland auf dem Sofa. Und zwar auf Facebook. Sie erzählt der «Bild», die sie besucht hat: «Ich habe nur gerufen: «Sasha! Sasha! Das ist unser Sasha!» So lautet der Spitzname ihres Sohnes. Laut «Bild» bricht sie während des Gesprächs immer wieder in Tränen aus.
«Er war stolz, Ukrainer zu sein»
Mihalovna sagt über das Video: «Sasha stand dort ohne Waffen, aber gleichzeitig stolz, Ukrainer zu sein.» Er sei immer unglaublich mutig gewesen.
Matsiyevsky war Elektriker in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Als der russische Angriffskrieg vor gut einem Jahr begann, schloss er sich der Armee an.
«Als Sasha mein Haus verliess, sagte er zu mir: Ich werde unser Haus verteidigen, unser Haus, unser Land und dich», erzählt seine Mutter. «Er hat zu mir gesagt, er wolle, dass einer diesen Krieg überlebt – entweder er oder sein Sohn.» Ihr Enkel sei glücklicherweise auch in Deutschland.
Kurz vor seinem Tod rief er noch an
Den letzten Anruf von ihrem Sohn bekam Mihalovna am 29. Dezember, einen Tag später wurde Oleksandr an der Front in der Ostukraine vermisst. «Er sagte zu mir: Pass auf dich auf, Mama!»
Matsiyevsky kämpfte im östlichen Soledar an der Front, wo sich die Ukrainer im Dezember gegen die russischen Wagner-Söldner wehrten. «Er war ein Verteidiger. Er war sehr tapfer», so seine Mutter.
Auch Matsiyevskys Sohn hat das Video offenbar gesehen. Mutter Mihalovna: «Er bekam einen Wutanfall, rief mich an und wiederholte: ‹Das ist Papa! Das ist Papa! Ich habe ihn erkannt, wie er raucht, wie er steht, das ist Papa!›» Ihr Enkel sei schrecklich hysterisch gewesen. «Er weinte viel, er schluchzte ins Telefon.»
Die Familie hofft, dass die Soldaten, die Matsiyevsky erschossen haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Die Mutter des Toten: «Ich würde ihnen gerne in die Augen sehen – was sind das für Menschen, die so zynisch und grausam sind?» (tva)