Mit Schweizer Nachnamen
SPD ernennt Sigrid Emmenegger als Kandidatin fürs Verfassungsgericht

Die deutschen Sozialdemokraten haben eine neue Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht: Die 48-jährige Sigrid Emmenegger. Zuvor gab es Streit in der Koalition um die Besetzung des Postens.
Publiziert: 18:27 Uhr
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Aktualisiert: 18:38 Uhr
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Sigrid Emmenegger ist die neue Richter-Kandidatin der SPD.
Foto: Justizministerium Rheinland-Pfalz
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Deutschland hat eine neue Richter-Kandidatin, und sie trägt sogar einen Schweizer Nachnamen: Die Verwaltungsrichterin Sigrid Emmenegger (48) ist die neue Kandidatin der SPD zur Wahl als Richterin am Bundesverfassungsgericht. Das geht aus einem gemeinsamen Schreiben von Union und SPD an ihre Fraktionen hervor. Geboren wurde sie 1976 in Freiburg im Breisgau (D).

Die Besetzung des Postens sorgte während des Sommers in der deutschen Politik für Unruhe. Die eigentliche SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf hatte Anfang August wegen Widerstands in Reihen der CDU/CSU auf eine Kandidatur verzichtet. Der Juristin wurde von verschiedenen Seiten vorgeworfen, «ultralinks» oder «linksradikal» zu sein. Die Fraktionsspitze konnte die dem Koalitionspartner SPD zugesagte Unterstützung nicht garantieren. Teile der Unionsfraktion lehnten die SPD-Kandidatin unter anderem wegen deren Haltung zu Abtreibungen ab.

Verpatzte Wahl führte zu Vertrauenskrise

Nun betritt ein neuer Name die Bühne: Emmenegger ist seit 2021 Richterin am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Sie ist 48 Jahre alt, war bereits von 2009 bis 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und später Richterin am Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz. «Die Fraktionsführungen haben jeweils in persönlichen Gesprächen ein sehr positives Bild von Frau Dr. Emmenegger gewinnen können und sind von ihrer persönlichen und fachlichen Geeignetheit für das Amt überzeugt», schreiben der erste parlamentarische Geschäftsführer der Union, Steffen Bilger, und sein SPD-Amtskollege Dirk Wiese.

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch hatte Ende August angekündigt, die SPD habe einen neuen Vorschlag. Bevor der Name genannt werde, wolle man jedoch erst mit der Union, dann auch mit Grünen und Linken sprechen. Um die Zweidrittelmehrheit zu erreichen, wollen Union und SPD die Unterstützung von Grünen und Linken.

Die gescheiterte Richter-Wahl hatte auch zu einer Vertrauenskrise in der schwarz-roten Koalition geführt. Führende Sozialdemokraten hatten deutlich gemacht, sie erwarteten mehr Verlässlichkeit und Loyalität von ihren Koalitionspartnern CDU und CSU. Miersch schrieb in einem Brief an seine Abgeordneten, die Union müsste sich nun zu den Spielregeln des Regierens bekennen. «Nur wenn Zusagen Bestand haben, sind tragfähige Kompromisse möglich. Nur dann können wir Vertrauen zurückgewinnen und politische Handlungsfähigkeit sichern.»

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