Darum gehts
- WHO warnt vor weltweiter Chikungunya-Epidemie, die 5,6 Milliarden Menschen gefährdet
- Chikungunya verursacht hohes Fieber und starke Gelenkschmerzen, die lange anhalten können
- In China wurden seit Juli über 7000 Fälle in der Provinz Guangdong gemeldet
Männer in Schutzanzügen laufen durch die Strassen und versprühen Gift. Es ist eine von vielen Massnahmen, mit denen die Behörden in China versuchen, das Chikungunyavirus einzudämmen.
Seit Juli wurden allein in der Provinz Guangdong im Südosten des Landes mehr als 7000 Fälle von Chikungunya-Erkrankungen gemeldet. Wie die BBC berichtet, werden jetzt in den betroffenen Gebieten ähnliche Massnahmen wie in der Corona-Pandemie ergriffen. Infizierte etwa dürfen die Spitäler erst nach einem Negativtest verlassen.
Zudem hatten einige Nachbarstädte für Reisende aus der Neun-Millionen-Metropole Foshan, der am stärksten betroffenen Stadt, eine zweiwöchige Quarantäne angeordnet. Weil sich die Krankheit aber nicht von Mensch zu Mensch überträgt, wurde diese Massnahme wieder gekippt.
«Was soll das?»
Die chinesischen Behörden weisen die Bürger darauf hin, stehendes Wasser in ihren Häusern, beispielsweise in Blumentöpfen, zu entfernen. Dort halten sich die Mücken besonders gerne auf. Bei Nichteinhaltung droht eine Busse von umgerechnet 1100 Franken. Zur Überprüfung werden sogar Drohnen eingesetzt.
In den sozialen Medien debattieren Nutzer bereits über die Notwendigkeit der Massnahmen. «Was soll das?», fragt einer. Ein anderer schreibt: «Das kommt mir so bekannt vor ... aber ist das wirklich notwendig?»
Krankheit bereits in 119 Ländern nachgewiesen
Chikungunya ist eine durch Stechmücken übertragene Virusinfektion, die in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet ist. Die Erkrankung verursacht hohes Fieber und starke Gelenkschmerzen, die bei vielen Betroffenen über Wochen bis Monate anhalten können. Schwere Verläufe sind selten, treten jedoch insbesondere bei älteren oder schwer vorerkrankten Menschen auf.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits im Juli vor einer weltweiten Epidemie der von Mücken übertragenen Viruserkrankung Chikungunya gewarnt. Die Krankheit sei bereits in 119 Ländern nachgewiesen worden, «wodurch 5,6 Milliarden Menschen gefährdet sind», erklärte WHO-Sprecherin Diana Rojas Alvarez im Juli vor Medienleuten in Genf. «Wir schlagen frühzeitig Alarm, damit die Länder sich rechtzeitig vorbereiten.»
Laut Rojas Alvarez beträgt die Sterblichkeitsrate weniger als 1 Prozent, doch «bei Millionen von Fällen kann dieses 1 Prozent Tausende von Todesfällen bedeuten».
Es gibt «kein wirksames Medikament»
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) warnt auf seiner Webseite vor dem Virus. Die Erkrankung trete «meist 7 bis 9 Tage (selten 3 bis 12 Tage) nach dem Stich durch eine infizierte Mücke auf und äussert sich durch hohes Fieber, starke Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Kopfschmerzen, manchmal begleitet von einem Hautausschlag».
Gleichzeitig betont das BAG, dass die Erkrankung in der Regel ungefährlich ist. Weil es bisher aber noch kein wirksames Medikament gibt, lassen sich die Beschwerden derzeit nur «mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Präparaten lindern». In der Schweiz erkrankte Personen hatten sich auf einer Reise angesteckt. «Eine Übertragung im Inland fand noch nie statt.»
Zuletzt berichtete das Robert-Koch-Institut von einem Chikungunya-Fall in Frankreich nahe der deutsch-französischen Grenze, wo ein Mensch offenbar durch den Stich einer infizierten Mücke direkt infiziert wurde, also die Erkrankung nicht von einer Reise mitbrachte.