Klimakonferenz in Brasilien
Weltgemeinschaft ringt um starkes Signal gegen Trump

Die Uno-Klimakonferenz COP30 in Brasilien steht im Schatten von Donald Trump. Trotz seiner Abwesenheit beeinflusst der US-Präsident die Verhandlungen massiv. Worauf Klimaschützer hoffen.
Publiziert: 06:52 Uhr
|
Aktualisiert: 07:23 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Trump hat bei der Klimapolitik die Axt angelegt. Der US-Präsident bleibt der COP30-Konferenz fern.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Trump beeinflusst Weltklimakonferenz trotz Abwesenheit. USA steigen aus Klimaabkommen aus
  • Trumps Anti-Klimapolitik erschüttert Vertrauen der Weltgemeinschaft massiv
  • Über 100 Vertreter von US-Bundesstaaten nehmen an COP30 teil
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
I0K_6tIf_400x400.png
AFPAgence France Presse

US-Präsident Donald Trump (79) ist der grosse Abwesende bei der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien. Dennoch dürfte er die Verhandlungen in Belém massiv beeinflussen. Der Wiederausstieg der USA aus dem Weltklimaabkommen von Paris bringt die Weltgemeinschaft in eine schwierige Lage. Klimaschutzbefürworter hoffen deshalb auf ein deutliches Signal gegen Trump.

«Die Anti-Klimapolitik der Trump-Regierung ist fatal», sagt die Politologin Sonja Thielges von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Das Vertrauen sei «massiv erschüttert».

USA und China verpesten das Klima

Trump hatte den Klimawandel im September bei einer Rede vor der Uno-Vollversammlung in New York als «weltweit grössten Betrug aller Zeiten» bezeichnet. Direkt nach seinem Amtsantritt im Januar kündigte er zudem den Wiederausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen besiegelt, mit dem der weltweite Temperaturanstieg auf unter zwei Grad begrenzt werden soll. Dies wird Anfang 2026 gültig. Bereits in Trumps erster Amtszeit (2017 bis 2021) hatten die USA dem Vertrag den Rücken gekehrt.

«Die USA sind weltweit der zweitgrösste Emittent nach China», betont Thielges. «Sie stehen für rund zwölf Prozent der weltweiten Emissionen – und die werden nun nicht so weit runtergehen, wie wir es für das Weltklima bräuchten.» Sie nennt es zudem «fatal, dass die USA sich überhaupt nicht mehr an der Klimafinanzierung beteiligen und die Energiewende und den Aufbau grüner Industriesysteme auch in anderen Ländern nicht länger unterstützen».

Das wäre das Worst-Case-Szenario

Ähnlich äussert sich Rachel Cleetus von der US-Nichtregierungsorganisation Union of Concerned Scientists. Die Weltklimakonferenz könne nur dann erfolgreich sein, wenn sie «die Trump-Regierung isoliert», betont Cleetus. Dafür müsse sie der «Anti-Wissenschaftsrhetorik» und der von Trump angekündigten massiven Ausbeutung fossiler Energieträger wie Erdöl und -gas widerstehen. Der Präsident hatte im Januar bei seiner Vereidigung das Motto ausgegeben: «Drill, baby, drill! (Bohr, Baby, bohr)».

Ob ein deutliches Zeichen gegen Trump gelingt, ist offen, sagt Thielges: «Selbst wenn die USA keine hochrangigen Vertreter schicken, können sie natürlich destruktiv wirken.» Aus ihrer Sicht wäre es das schlimmstmögliche Szenario, «wenn die USA hinter den Kulissen der Klimakonferenz Druck machten auf bestehende Klimaschutzinstrumente – und wenn sie die Konferenz in Belém nutzen würden, um Koalitionen für fossile Energien zu bilden».

Gavin Newsom bei COP30

Allerdings treten die USA nicht einheitlich auf, sondern sind beim Klimaschutz eine gespaltene Nation: Als Zeichen gegen Trump nehmen mehr als hundert Vertreter von US-Bundesstaaten und Gemeinden an der COP30 teil. «Wir treten schlagkräftig auf», sagt die Co-Vorsitzende der Allianz «America is all in» (etwa: Amerika ist voll dabei), Gina McCarthy (71).

Die Gruppe vertrete rund «zwei Drittel der US-Bevölkerung und drei Viertel des Bruttoinlandsprodukts», betonte McCarthy kürzlich. Sie war unter Präsident Joe Biden (82) nationale Klimaberaterin und leitete unter Barack Obama die Umweltagentur EPA. Allen voran will der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom (58) in Belém für den Klimaschutz eintreten, er inszeniert sich seit Monaten als Anti-Trump. Kalifornien will bis zum Jahr 2045 «klimaneutral» werden – also nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als es einsparen kann.

Trump legt beim Klimaschutz die Axt an

Nach diesem Vorbild dürften auch andere US-Bundesstaaten «den Ausbau Erneuerbarer weiter vorantreiben und sich eigene Klimaziele setzen, die auch im Einklang mit den Pariser Temperaturzielen stehen», sagt Thielges. «Sie können Gelder mobilisieren für diese Transformation und an dieser Abkehr von fossilen Energien arbeiten.» Das trage international zur Vertrauensbildung bei.

Trump hat beim Klimaschutz allerdings dermassen die Axt angelegt, dass Thielges dauerhafte Schäden befürchtet: «Befugnisse gehen verloren, Personal in Bundesbehörden und Geld zur Finanzierung von Klimaschutz. Das wäre selbst im Fall einer neuen Präsidentschaft der Demokraten nicht leicht wieder aufzubauen», sagt sie.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen