Seit einem Jahr umkämpft
Moskau erklärt Donbass-Stadt Pokrowsk für erobert – noch keine Bestätigung aus Kiew

Das russische Militär hat dem Kreml zufolge die seit etwa einem Jahr umkämpfte ukrainische Bergarbeiterstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk vollständig eingenommen. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sei die Eroberung von Pokrowsk gemeldet worden.
Kommentieren
Die Stadt ist seit etwa einem Jahr umkämpft.

Die Russen wollten sie unbedingt erobern. Jetzt haben sie es offenbar geschafft. Die Stadt Pokrowsk ist von Putins Truppen eingenommen. Das vermeldete das russische Militär am Montag. 

Seit über einem Jahr kämpfte die ukrainische Armee um Pokrowsk. Die Lage wurde von Tag zu Tag schlimmer. Dass die Stadt bald fallen würde, war wahrscheinlich. «Wir verlieren Pokrowsk. Die Russen sind in die Stadt eingedrungen», schrieb der ukrainische Parlamentarier Oleksij Hontscharenk Mitte November. 

Aber warum ist Pokrowsk so wichtig? Die Stadt liegt auf dem Versorgungsweg für die ukrainische Armee und gilt als wichtiges logistisches Zentrum. Um sich zu verteidigen, ist der Standort also eminent wichtig. Zudem beherbergt die Donbass-Stadt eine Kokerei, die für die Produktion von Stahl unverzichtbar ist. 

«Wenn die Stadt eingenommen wird, sieht es für die Ukraine düster aus»

Was die Eroberung durch die Russen bedeuten würde, erklärte Klemens Fischer, Geopolitik-Experte der Kölner Universität, Mitte November. «Die Einnahme der Stadt wäre ein grosser Sieg für Russland, denn die Symbolkraft ist enorm, nachdem aus Kiew stets verlautete, dass diese Festung nicht fallen wird.» Die Stadt könnte den Russen vor allem auch als Winterquartier für die Streitkräfte dienen. 

Und weiter: «Wenn die Stadt eingenommen wird, sieht es für die Ukraine düster aus. Der Fall von Pokrowsk wäre wie ein Dammbruch.» Die Russen könnten das Gebiet so weiter nach Westen bis zum Fluss Dnepr erobern.» Diese Operation würde aber nicht schnell voranschreiten, sondern in langsamem Tempo. 

Der ukrainische «Festungsgürtel» stünde im Fokus – namentlich die Städte Slawjansk und Kramatorsk sowie Druschkowka weiter im Süden. Sogar Saporischschja liegt im Bereich des Erreichbaren. Laut Fischer durchaus realistisch. «Wenn es so weitergeht, könnten die russischen Truppen bis Weihnachten auf breiterer Front vorrücken.»

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen